Herr Rosberg, wie fühlen Sie sich nach der Niederlage im WM-Duell?
Nico Rosberg: Ich bin sehr enttäuscht.
War das heute ihre bisher bitterste sportliche Niederlage, nachdem Sie erstmals in einem Siegerauto einen Formel-1-Titel verloren haben?
Ja, ganz klar.
Wie gehen Sie damit jetzt um?
Team
Gemeinsam mit dem Team: Rosberg feierte bis in die Morgenstunden - trotz seiner bitteren Niederlage
Das weiß ich noch nicht, ich muss es verarbeiten. Aber es fühlt sich jetzt auch nicht anders an als in Austin, wo ich „nur“ das Rennen verloren habe. Es ist ein ähnliches Gefühl, denn Niederlage ist nun einmal Niederlage. So oder so ist es kein schönes Gefühl.
Was waren ihre Worte zu Lewis Hamilton, als Sie ihm nach dem Rennen begegnet sind?
Ich gratuliere dir, du hast es verdient.
Was hat er darauf geantwortet?
Das möchte ich nicht sagen. Es war aber sehr nett und herzlich.
Bereits vom Start weg lief es heute schlecht für Sie. Was war da los?
Am Start hatte ich durchdrehende Räder. Wir wissen noch nicht, woran das lag. Aber das war schon das ganze Wochenende ein Thema.
Zu Mitte des Rennens setzten dann auch noch Probleme mit dem Hybridsystems an ihrem Silberpfeil ein. Was haben Sie da gedacht?
2014 war eine unglaubliche Erfahrung
Schon am Start lief es schlecht: Rosberg verlor den Titel im wahrsten Sinne des Wortes auf der Zielgeraden
Die Hoffnung war zunächst immer noch da, denn ich musste ja nur Sechster sein. Wenn Lewis ausfällt, hätte das immer noch gereicht. Erst später schwand die Hoffnung.
Schließlich wurden Sie per Funk kurz vor Schluss angewiesen, das Auto an der Box abzustellen. Warum haben Sie den Befehl nicht befolgt?
Ich mag halt nicht aufgeben, wenn das Auto noch läuft. Ich kämpfe bis zum letzten und fand es komisch, dass ich dann in die Box fahren soll. Ich wollte bis zum Ende durchfahren.
Hätten Sie gegen Hamilton eine Chance gehabt, wenn ihr Auto Sie nicht im Stich gelassen hätte?
Sagen wir es so: Ich hätte liebend gerne bis zur letzten Runde gekämpft. Das ist der entscheidende Punkt. Das konnte ich heute nicht und das ist die größte Enttäuschung, denn ich wollte bis zur letzten Kurve wenigstens mit Vollgas den Druck auf ihm aufrecht halten.
Hat Sie dieses Jahr trotzdem stärker gemacht?
Ja, denn so ein WM-Kampf ist eine unglaubliche Erfahrung. Ich habe viel gelernt und werde das in Zukunft umsetzen.
Was genau meinen Sie?
Abu Dhabi
Nicht unterkriegen lassen: Rosberg grüßt nach dem verlorenen Finale tapfer seine Fans
Ich kann aus der Saison enorm viel mitnehmen, denn es war auch für meine persönliche Entwicklung ein äußerst wichtiges Jahr. Und es gibt auch viele gute Bausteine, wie zum Beispiel meine Form im Qualifying. Da war ich jetzt über zwei Jahre lang besser als Lewis. Das ist eine sehr starke Basis fürs nächste Jahr. Bisschen gefehlt hat es zum Ende der Saison im Rennen, auch wenn es dabei um ganz kleine Nuancen ging. Ich weiß, woran ich arbeiten muss. Das ist sogar eine neue, coole Herausforderung, die minimale Verbesserung zu suchen. Und ich verspreche, ich werde sie finden.
Würden Sie nun am liebsten gleich weiterfahren?
Nein, jetzt geht erst mal nichts mehr. Ich fahre zwar gleich Dienstag wieder beim Test hier in Abu Dhabi. Da habe ich im Moment allerdings keine Lust drauf.
Ab wann denken Sie an den Titel 2015?
Mercedes
Einmal mehr streikte die Technik: Ein Problem an der ERS-Pumpe kostete Rosberg seine WM-Chance
Das weiß ich noch nicht. Es ist schon schwer, nach so einer langen Saison, in die man so viel reingesteckt hat, jetzt sofort wieder die Motivation für 2015 zu finden. Ich denke vielleicht dauert das noch ein bisschen, vielleicht aber auch nicht. Denn ich teste Dienstag ja schon wieder freiwillig nur wegen 2015. Und vielleicht finde ich die Motivation da schon wieder.
Wie sieht der heutige Abend noch aus?
Ich muss schauen, ob ich noch die positive Energie finde, um heute noch zu feiern. Es wird schwer, aber ich habe viele Freunde hier. Da würde es schon Spaß machen, noch ein bisschen die Sau rauszulassen, auch mit dem Team.

Von

Frederik Hackbarth