Sebastian Vettel kämpft derzeit gegen Windmühlen - zumindest hat sich dieses Gefühl beim Deutschen nach dem Großen Preis von Belgien am Sonntag in Spa eingestellt. Wieder einmal war der Weltmeister auf der Strecke machtlos gegen seinen Teamkollegen. Wieder einmal musste er sich dem jungen Daniel Ricciardo geschlagen geben. Während der Australier, von Platz fünf aus gestartet, das Rennen sogar gewann, musste sich Vettel (Startplatz drei) schlussendlich mit Rang fünf zufrieden geben. „Ich konnte das Tempo von Daniel heute nicht mitgehen“, so Vettel nach dem Rennen. Aber warum? „Da habe ich keine Antwort drauf“, schüttelt der Red-Bull-Star den Kopf.

Zwei Fehler werfen Vettel zurück

Vettel
Sebastian Vettel ist ratlos: Der Deutsche versteht die Probleme mit seinem Red Bull nicht
Vettel ehrlich: „Der Abstand ist viel zu groß. Ich kann es mir nicht erklären. Ich denke nicht, dass heute mehr drin war.“ Ratlosigkeit beim Champion. Zunächst lag Vettel nach dem Start sogar kurz an zweiter Stelle, musste beim Angriff auf die Spitze jedoch durch den Notausgang in Les Combes. Dadurch fiel er auf die dritte Position zurück. Dann folgte in Pouhon der nächste Fehler, der ihn hinter Stallgefährte Ricciardo spülte. „Da bin ich zu weit rausgekommen, als ich versucht habe Nico (Rosberg; d. Red.) einzuholen und in seinem DRS-Fenster zu bleiben“, klärt Vettel auf. „Daniel kam dadurch vorbei. Aber es wäre sowieso nur eine Frage der Zeit gewesen bis er mich schnappt“, glaubt Vettel, der süffisant anfügt: „Vielleicht hätte ich dann wieder einen schönen Funkspruch vom Kommandostand bekommen. Immerhin das habe ich mir somit erspart.“

Kritik am eigenen Team

Vettel ist unzufrieden - mit sich, mit der Situation und scheinbar auch mit dem Team. Im Gespräch mit spanischen Journalisten geht er sogar noch weiter. Nachdem ihm eine Reporterin zu seinem guten Rennen gratuliert, entgegnet Vettel spöttisch: „Danke, dass du mich unterstützt. Anders als mein Team...“ Verliert Vettel im Duell gegen Jungspund Ricciardo etwa die Nerven? Fakt ist: Eine Siegchance hatte Vettel beim GP Belgien nicht - anders als der Teamkollege. „Ich habe schnell gemerkt, dass der Speed nicht da ist und bekam dadurch viel Druck von hinten. Deshalb war die Chance auf den Sieg vielleicht auf dem Papier da, aber nicht in echt.“

So schlecht kann man gar nicht fahren

Ricciardo
Gute Miene zum bösen Spiel: Vettel (re.) feiert beim offiziellen Siegerfoto des Teams mit Ricciardo (li.)
Doch woran liegt die Vettel-Krise? Der Deutsche ist um Reflektion bemüht, nimmt sich auch selbst nicht aus der Kritik, ohne jedoch den Glauben an die eigene Stärke zu verlieren. „Das Bild ist im Moment natürlich schlecht. Aber so schlecht wie es ist, kann man gar nicht fahren. Es ist einfach der Wurm drin, aber ich habe heute alles gegeben.“ Vettel weiter: „Ich bin immer bereit mir Fehler einzugestehen - wie den kleinen Schlenkerer heute in Pouhon - aber der hat den Bock sicher nicht fett geschossen.“ Die Probleme sind gravierender. Hier kommen für Vettel auch die mangelnde Unterstützung durch das Team und die Probleme mit seinem Auto ins Spiel. Der Deutsche mit einem Kopfschütteln: „Man schickt mich an die Front, da wird scharf geschossen. Und ich stehe da und fühle mich als hätte ich einen Holzknüppel in der Hand.“

Von

Frederik Hackbarth