Red Bull kann sich derzeit nur selbst schlagen: Dem Doppelsieg in Bahrain folgte ein Doppelsieg in Saudi-Arabien. „Red Bull ist überlegener als Mercedes 2014“, konstatiert Silberpfeil-Pilot George Russell als Dritter, nachdem die beiden Rennwagen des Energy Drink-Giganten zwischenzeitlich pro Runde fast eine Sekunde schneller waren als der Rest.
Und doch deuten kleine Gesten auf angespannte Zeiten im Weltmeisterteam hin. Die heruntergefallene Kinnlade von Sieger Sergio Perez zum Beispiel, als der Mexikaner sah, wie sich Max Verstappen in der letzten Runde noch die schnellste Rennrunde geschnappt hat. Oder die versteinerte Miene von Jos Verstappen, als sich Perez im Parc Fermée von den Mechanikern neben ihm feiern ließ.
Dabei hat Red Bull eigentlich maximal abgeliefert. Sergio Perez sicherte sich von der Pole Position seinen fünften Sieg. Verstappen raste von Platz 15 vor auf zwei. In der WM hat er jetzt einen Zähler Vorsprung auf den Teamkollegen aus Mexiko. „Wir sind sehr zufrieden nach dem technischen Schaden im Qualifying“, konstatiert Chefberater Helmut Marko. „Aber es war teilweise nicht so einfach.“
Wenn die Konkurrenz versagt, sorgt eben das teaminterne Duell für Spannung!
Sergio Perez schrammt knapp an der WM-Führung vorbei.
Bild: Red Bull Content Pool

Erst machte ein Geräusch aus dem Bereich der Antriebswelle Verstappen Sorgen, dass sein RB18 erneut kollabieren könnte. Dann wurde der Funkverkehr zur größten Herausforderung. Denn der Kommandostand gab den beiden Rennfahrern Richtzeiten vor. Heißt auch: Auf ein Stallduell an der Spitze wollte man sich nicht einlassen. Das verärgerte Verstappen und verunsicherte Perez.
„Es hat dann diverse Nachfragen gegeben“, verrät Marko. Perez drängelte solange, bis er die Freigabe bekam, weiter Vollgas zu geben. Verstappen konterte mit der schnellsten Rennrunde.
„Beide haben gefragt, wer hat die schnellste Runde hat“, berichtet Marko. „Zu dem Zeitpunkt hatte sie Perez. Wir haben sie durchgegeben und keine Order gegeben, sie nicht zu unterbieten. Max hat das taktisch dann sehr gut gemacht und bis zum Ende gewartet, damit Sergio nicht kontern kann.“

Misstrauen bei Red Bull ist groß

Fest steht: Das Misstrauen im Team ist groß seit dem GP Brasilien 2022, als Verstappen dem Mexikaner die Hilfe im WM-Duell gegen Charles Leclerc verweigerte.
Bereits vor Bahrain hatte Perez deshalb bei Fox Sports Mexico gewarnt: „Es ist wichtig, immer als Team zu arbeiten, und wenn ich sehe, dass ich keine Unterstützung bekomme, wenn ich sie brauche, werde ich sie auch nicht geben.“
Verstappen wird das egal sein. Er weiß, dass Perez ihn unter normalen Umständen nicht fordern kann. Der Niederländer rast in Richtung WM-Titel Nummer drei.
Sein eigenes Selbstverständnis offenbarte er im Raum vor der Podiumszeremonie. Dort setzte er sich – als wäre es die größte Selbstverständlichkeit der Welt – auf den Stuhl des Siegers. Und Perez? Der ließ den Doppelweltmeister gewähren. Es sind manchmal die kleinen Gesten…