Rennställe vorm Schiedsgericht?

Das fängt ja gut an: Zwei Wochen vor dem Saisonstart der Formel 1 ziehen BMW-Williams und McLaren-Mercedes den Automobil-Weltverband FIA vor ein unabhängiges Schiedsgericht. Das Schiedsgericht der Internationalen Handelskammer in der Schweiz soll die radikalen Regel-Reformen des Automobil-Weltverbandes FIA und vor allem das Vorgehen von FIA-Chef Max Mosley prüfen. Über die Zusammensetzung des Gremiums müssen sich die Teams und die FIA im Vorfeld einigen.

Zum Grund für den Gang vors Schiedsgericht sagt Mercedes-Sportchef Norbert Haug:"Wir halten es für unangemessen, sich bestimmte Dinge entgegen bestehender Gesetze diktieren zu lassen." Zuvor hatten McLaren-Chef Ron Dennis und sein Konkurrent Frank Williams den gemeinsamen Gang vor das Schiedsgericht angekündigt.

Der Weltverband hatte zunächst im Januar schon für den Saisonbeginn unter anderem das komplette Verbot elektronischer Fahrhilfen (Traktionskontrolle, Startautomatik, automatische Getriebe) verboten, das aber nicht als Änderung des technischen Reglements, sondern nur als andere Interpretation bestehender Regeln ("Ein Fahrer muss sein Auto ohne fremde Hilfe bewegen") verkauft.

Kritik am FIA-Vorgehen

Das Elektronikverbot wurde dann nach scharfem Protest der Teams auf den englischen Grand Prix am 20. Juli verschoben. Dafür regelte die FIA kurzfristig noch einmal die Bedingungen neu, was zwischen Qualifikation und Rennen noch an den Autos bearbeitet und erneuert werden darf und verbot das Nachtanken. Keine Freunde machte sich Mosley zudem bei den Herstellern mit seinen Vorwürfen, sie würden die Bühne Motorsport betreten und verlassen, wie es ihnen passt.

"Stabile Regeln sind die Grundvoraussetzung für ein langfristiges Engagement. Alle Diskussionen über Einheitsmotor oder Einheitschassis führen ins Niemandsland", so Mercedes-Benz-Sportchef Norbert Haug. Ein Boykott der FIA-Regeln kommt für die Rennställe BMW-Williams und McLaren trotz der Kritik nicht in Frage. "Natürlich werden wir unter den neuen Regeln vom ersten Rennen an fahren und rückhaltlos alles tun, um Ferrari zu schlagen", meinte Frank Williams. Es gehe bei der Kritik mehr darum, wie die Regeln eingeführt wurden.

Vom Tisch müsste aber die FIA-Regel, dass die Rennteams zwischen Qualifikation und Rennen künftig nur noch 2,5 anstatt 18,5 Stunden an den Rennwagen arbeiten dürfen. Grund: das mache die Formel 1 gefährlicher. Aus Sicherheitsgründen sollten Fahrer – entgegen der neuen FIA-Regel – auch künftig Fahrzeugdaten während des Rennens an die Box melden.