Reglement oder Panikplan

Nach wie vor streiten sich die Teamchefs und Macher, auch untereinander, über Sinn und Unsinn der Formel-1-Regeln 2003. Hauptkritik: das Verbot des Nachtankens nach der Qualifikation. Dadurch fehlen allen Beteiligten Anhaltspunkte über die wahre Stärke der Gegner - und die eigene.

Formel-1-Boss Bernie Ecclestone sagt: "Das muss weg!" FIA-Präsident Max Mosley erklärt: "Das muss so bleiben! Es hat sich bewährt. Dass eine gewisse Unordnung ins Feld einzieht, das wollten wir doch alle." Ecclestone, der das Reglement in Teilen nun einen Panikplan nennt, favorisiert hingegen eine Qualifikationsregelung, wonach sowohl Freitag- als auch Samstagzeiten in die Wertung einfließen (derzeit nur Samstagzeiten für Startaufstellung relevant). Die Besten einer kombinierten Wertung sollten mit Zusatzpunkten für die WM-Tabelle belohnt und mit Zusatzgewichten für das Rennen gehandicapt werden.

Renault-Boss Flavio Briatore denkt ähnlich: "Noch hat das Ganze nichts gebracht", sagt er. "Die Besten einer kombinierten Freitag- und Samstagwertung könnten doch in einem Extra-Showdown die Pole-Position unter sich ausmachen." Max Mosley denkt nicht daran. "Jetzt muss sich das neue System erst mal einspielen", sagt er, wohl wissend, dass die Formel 1 zwei Regelrevolutionen binnen kürzester Zeit bei den Fans vor eine unnötige Zerreißprobe stellen würden.

Schlupflöcher im Regelwerk

Allerdings will Mosley Schlupflöcher stopfen. Zur Erinnerung: Minardi entzog sich dem Schraubverbot zwischen Qualifikation und Rennen in Melbourne dadurch, seine Fahrer am Ende ihrer fliegenden Runden in die Boxen zu beordern. Und damit am Parc fermé vorbei. Mosley: "Das war nicht im Sinne der Regeln." Aber erlaubt - genau wie das Schieben der Autos durch die Streckenposten neuerdings. So konnte Frentzen sein Freitagtraining nach Elektrikdefekt wieder aufnehmen.

Um sich einen Eindruck zu verschaffen, weilte Bernie Ecclestone zum Kurzbesuch in Malaysia. Denn der Veranstalter wollte wegen Angst vor Attentaten das Rennen absagen. Ecclestone ließ die Sicherheitsvorkehrungen verstärken und setzte den Start durch. Vier Stunden vorher düste er heim nach England - genervt, dass Max Mosley ihm diesen Job nicht abgenommen hatte. Der FIA-Präsident sagte wie schon vor zwei Wochen in Australien seinen Formel-1-Besuch ab. Der Automobil-Weltverband will noch das dritte Rennen abwarten, um dann ein grundsätzliches Resümee über die Wirkung der neuen Regeln zu formulieren.

Für den 9. April ist zu diesem Thema ein Treffen der Teammanager und ihrer Technikchefs mit Renndirektor Charlie Whiting angesetzt, um, so Mosley, "die praktische Umsetzung der Regeln nach den Erfahrungen der ersten drei Rennen detailliert aufzuarbeiten. Zwei Tage später diskutieren wir mit den Teamchefs, ob Änderungen nötig sind." Die Regeln können während der laufenden Saison nur noch durch Einheitsbeschluss geändert werden.