Das Duell um die Pole-Position in Suzuka spitzte sich gerade zu, da ließ Daniil Kvyat den Zuschauern das Blut in den Adern gefrieren. Eine Minute vor Ablauf der Zeit im finalen Q3 kam der Russe in Diensten von Red Bull bei der Anfahrt zur Haarnadelkurve von der Strecke ab und bohrte seinen Boliden mit ungefähr 270 Stundenkilometern nahezu ungebremst in die Reifenstapel. Die komplette linke Fahrzeugseite wurde dabei zerstört. Kvyat überschlug sich und blieb mit dem Wrack anschließend im Kiesbett liegen. Ein Jahr nach dem schweren Unfall von Jules Bianchi auf der gleichen Strecke, der den Franzosen nach neun Monaten im Koma im Sommer das Leben gekostet hatte, kam bei allen Beteiligten im Fahrerlager sofort wieder die Erinnerung an die schrecklichen Bilder aus dem Vorjahr hoch.

Vettel noch hinter Bottas Vierter

Kvyat
Glück im Unglück: Trotz des Trümmerfeldes in Kurve elf entsteigt Daniil Kvyat dem Wrack unverletzt
Während die Streckenposten zum zerstörten Red Bull Kvyats eilten, konnte der junge Russe am Funk zur großen Erleichterung aller jedoch umgehend Entwarnung geben. "Ich bin in Ordnung", funkte er nach seinem heftigen Überschlag an die Red-Bull-Box. Für Weltmeister Lewis Hamilton hatte der Crash und damit verbundene vorzeitige Abbruch der Qualifikation weitreichendere Folgen: Der Brite, der nach den ersten Versuchen der Piloten in Q3 nur knapp hinter Rosberg zurücklag, konnte keinen Angriff auf seinen Teamkollegen mehr starten. Bei Mercedes herrschte dennoch viel Freude über das Ergebnis: Nach dem zuletzt schwachen Auftritt in Singapur, hat das deutsche Werksteam der Silberpfeile vorerst wieder die alten Verhältnisse in der Formel 1 hergestellt.
Rosberg fuhr am Samstag, wie auch schon vor einem Jahr, im Qualifying zum Japan GP die schnellste Runde. Er startet damit am Sonntag von Position eins, direkt vor Teamkollege Lewis Hamilton. Auf Platz drei hinter den Silberpfeilen landete Williams-Pilot Valtteri Bottas. Sebastian Vettel musste sich nach seiner ersten Pole für Ferrari vor einer Woche und dem Sieg beim Nachtrennen, diesmal mit dem vierten Platz zufriedengeben. Auf ihn, der in Singapur noch rund anderthalb Sekunden schneller als die Silberpfeile gewesen war, fuhren beide Mercedes-Piloten nun wieder einen Vorsprung von über einer halben Sekunde raus. „Singapur war eine große Überraschung, hier ist alles wieder normal. Gerade das Ende der Session hat uns Mut gegeben. Aber wenn alles normal läuft, werden sie vorn sein”, betonte Vettel.

Rosberg mit Geburtstagsgrüßen

Top-3
Die Top-3 des Qualifyings im Blitzlichtgewitter: Lewis Hamilton, Nico Rosberg und Valtteri Bottas (v.l.n.r.)
Die beiden Mercedes-Piloten zeigten sich indes zufrieden mit dem starken Ergebnis. „Das ist ein gutes Comeback für unser Team. Das ist jetzt schon eine Erleichterung”, betonte Rosberg. Er widmete die 17. Pole in seiner Karriere seiner Mutter. „Die Pole Position ist für deinen Geburtstag”, richtete er auf der Pressekonferenz nach der Qualifikation das Wort an Mama Sina. Ob Rosberg seiner Mutter dieses Geschenk auch hätte machen können, wäre das Qualifying durch die von Kvyat verursachte rote Flagge nicht vorzeit beendet worden, blieb derweil offen. „Das spielt jetzt auch keine Rolle mehr”, meinte Rivale Hamilton, der bei seiner ersten schnellen Runde keine makellose Fahrt gezeigt hatte. „Lewis hat in der Runde zwei Fehler drin gehabt”, analysierte TV-Experte und Mercedes-Teamaufsichtsratschef Niki Lauda bei RTL.Mercedes könne sich freuen und Rosbergs Psyche werde die Pole gut tun, sagte der Österreicher.„Hier haben wir zurück zur Form gefunden”, betonte auch Laudas Landsmann und Mercedes-Motorsportchef Toto Wolff, dessen britischer Fahrer Hamilton mit 41 Punkten Vorsprung auf Rosberg im Klassement und 49 Zählern mehr als Vettel in den 14. Saisonlauf an diesem Sonntag (07.00 Uhr MESZ/RTL und Sky) startet - wenn auch nur von Rang zwei. Gar nicht in den entscheidenden Durchgang um die besten zehn Startplätze eingreifen konnte Nico Hülkenberg im Force India. Er wurde Elfter. Wegen einer Strafe vom Rennen in Singapur wird er allerdings noch drei Plätze in der Startaufstellung nach hinten versetzt. „Wir waren schlicht und einfach nicht schnell genug. Mit meiner Runde war ich eigentlich zufrieden, die war 1a, aber es hat nicht gereicht”, meinte Hülkenberg, der nun von P13 aus losfährt. (fh/dpa)

Die Startaufstellung für den Japan GP:

1. Nico Rosberg (Wiesbaden) Mercedes 1:32,584 Minuten
2. Lewis Hamilton (Großbritannien) Mercedes 1:32,660
3. Valtteri Bottas (Finnland) Williams-Mercedes 1:33,024
4. Sebastian Vettel (Heppenheim) Ferrari 1:33,245
5. Felipe Massa (Brasilien) Williams-Mercedes 1:33,337
6. Kimi Räikkönen (Finnland) Ferrari 1: 33,347
7. Daniel Ricciardo (Australien) Red-Bull-Renault 1:33,497
8. Romain Grosjean (Frankreich) Lotus-Mercedes 1:33,967
9. Sergio Perez (Mexiko) Force-India-Mercedes 1:34,174
10. Carlos Sainz jr. (Spanien) Toro-Rosso-Renault 1:34,453
11. Pastor Maldonado (Venezuela) Lotus-Mercedes 1:34,497
12. Fernando Alonso (Spanien) McLaren-Honda 1:34,785
13. Nico Hülkenberg (Emmerich) Force-India-Mercedes 1:34,390 (Drei-Plätze-Strafe)
14. Jenson Button (Großbritannien) McLaren-Honda 1:35,664
15. Marcus Ericsson (Schweden) Sauber-Ferrari 1:35,673
16. Felipe Nasr (Brasilien) Sauber-Ferrari 1:35,760
17. Max Verstappen (Niederlande) Toro-Rosso-Renault 1:34,522 (Drei-Plätze-Strafe)
18. Will Stevens (Großbritannien) Manor-Marussia-Ferrari 1:38,783
19. Alexander Rossi (USA) Marussia-Ferrari 1:47,114
20. Daniil Kvyat (Russland) Red-Bull-Renault 1:34,201 (Start aus der Box nach Chassis-Wechsel)