Harte Momente für Nico Rosberg. Wie schon auf dem Podium nach dem GP Belgien, musste sich der Deutsche nach seinem zweiten Platz beim GP Italien wieder Pfiffe anhören. Zuvor hatte er in Monza den Sieg gegen Teamkollege Lewis Hamilton verloren, nachdem er sich in der ersten Schikane verbremste. Also ein verschenkter Sieg? „Verschenkt würde ich nicht sagen, denn Lewis war heute schon sehr schnell. Dadurch musste ich es riskanter angehen und angasen. Aber klar: Ich habe als Zweiter sieben Punkte abgegeben“, so Rosberg nach dem Rennen. „Damit kann ich heute schlecht Leben und es ist extrem enttäuschend so einen Fehler zu machen.“

Sprachtalent rettet Rosberg

Verbremser
Die Szene des Rennens: Rosberg (vorne) verbremst sich in der ersten Schikane, Hamilton kann ihn passieren
Selbstkritk von Rosberg... nicht die erste dieser Tage. Bereits nach dem Teamkollegencrash von Spa gestand der Deutsche nach dem darauffolgenden Krisenmeeting bei Mercedes die Schuld ein, übernahm Verantwortung. Rosberg bekam von der Teamführung den Schwarzen Peter zu geschoben. Jetzt ist der Deutsche der neue Buhmann der Formel 1! Die Buhrufe unterhalb des Podiums in Monza konterte Rosberg mit einer flammenden Ansprache an die Tifosi - auf italienisch! Er bedankte er sich trotz der unfairen Behandlung ihm gegenüber höflich für die Unterstützung und tolle Atmosphäre in Monza und brachte die Buhrufe so zum verstummen.

Wolff sauer über Pfiffe

„Das müssen Leute sein, die noch nie irgendeinen Sport gemacht haben. Sonst buhst du nicht, wenn sich die Jungs hier die Seele aus dem Leib fahren. Das ist kein Sportsgeist und so etwas muss man ignorieren“, stärkte Mercedes-Motorsportchef Toto Wolff seinem Schützling nach dem Rennen den Rücken. Doch auch der Österreicher selbst musste sich nach dem Grand Prix erklären. Die Fernsehregie hatte ihn breit grinsend am Kommandostand eingeblendet, just in den Momenten nach Rosbergs entscheidendem Fehler! Wolff: „In der Box halten fünf Kameras auf dich drauf. Das ist nie live. Ich denke, dass ich gegrinst habe, als Lewis Nico erstmalig nahegekommen ist. Nach dem Motto: ‚Jetzt geht es wieder los.’ Diese Szene wurde dann später mit dem Verbremser von Nico zusammengeschnitten. Wer da nun zu viel reininterpretiert, dem ist nicht zu helfen!“

Hamiltons Trick geht auf

Rosberg
Trauriger Zweiter: Nach den Pfiffen der Fans hebt Rosberg fast entschuldigend die Hand und schleicht vom Podium
Dennoch wird auch der neutralste Beobachter das Gefühl nicht los, dass sich bei Mercedes seit Spa einiges in Richtung Hamilton gedreht hat. Beleg dafür: Die Szene, die überhaupt erst zum Rosberg-Fehler führte. Hamilton griff in Monza nämlich in die Psychotrickkiste. Nach den Boxenstopps der beiden Silberpfeile bekam der Brite vom Team die Ansage, er solle den Abstand bei zwei Sekunden zu Rosberg halten, seine Reifen schonen und einen Angriffsversuch erst gegen Rennende starten. Die Antwort Hamiltons am Funk blieb aus. Dafür gab es sie auf dem Zeitenmonitor. Erst verkürzte er den Abstand auf 1,1 Sekunden, dann sogar auf 0,6 und kam so in Rosbergs DRS-Fenster. Unter dem unerwarteten Druck patzte der Deutsche schließlich...

Ungewöhnlicher Fehler

Dass Hamilton einmal mehr die Funkansage seines Teams ignorierte, hatte wie beim vorletzten Rennen in Budapest, erneut keine Folgen. Der Brite kann tun und lassen was er will und nutzt das aus: Am Sonntag tappte Rosberg in seine Falle. „Das war so gar nicht Nico-like. So etwas haben wir dieses Jahr von ihm noch gar nicht gesehen“, stellte  auch Wolff in Bezug auf den Ausrutscher fest. Auf die Frage, ob der WM-Leader etwa die Nerven verliere, meinte der Österreicher: „Ich würde das jetzt nicht überinterpretieren.“ Dennoch drängt sich immer mehr die Frage auf, ob Mercedes Rosberg durch die Spa-Schuldzuweisung gebrochen hat und wie gut er den Lapsus von Monza wegsteckt? „Nico hat doch gar keinen Rückschlag erlitten“, widerspricht Niki Lauda. „Er führt immer noch mit 22 Punkten Vorsprung in der WM. Da gewinnt man den Titel auch, wenn man mal Zweiter wird...“

Von

Frederik Hackbarth