Formel 1: Schumacher, Vettel
Vettel mit Raketenstart, Schumi von Russell weggeboxt

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Beide Deutschen zeigen in Singapur gute Leistungen, haben dann aber Pech: Während Sebastian Vettel zumindest Punkte mitnehmen darf, geht Mick Schumacher leer aus.
Bild: Aston Martin
George Russell erkannte es gleich: "Schumacher verteidigt sich, als wäre es das Rennen seines Lebens. Meine Güte!", funkt der Brite im Zweikampf mit dem Deutschen aus dem Cockpit. Kurios: Gegenstand des Duells zwischen dem Mercedes- und dem Haas-Piloten ist in Singapur dabei nur der 13. und vorletzte Platz. Am Ende des Feldes sind Russell und Schumacher allerdings nur gelandet, weil sie zuvor kollidieren und sich anschließend beide in langsamer Fahrt zum Boxenstopp schleppen müssen.
"Der Kontakt mit George hat unser Rennen leider gekillt", erklärt Schumacher nach Rennende: "Es war einfach der falsche Ort, um es zu versuchen, das war ein bisschen zu riskant. Ich verstehe ihn, weil er nach vorne kommen will und natürlich ist er auch ein gutes Stück schneller als wir. Aber wir fahren alle um Punkte und Positionen, deswegen kämpft jeder für sein eigenes Rennen."
Klein beigeben ist deshalb keine Option für den Sohn von Rekordweltmeister Michael Schumacher, der nicht einfach Platz macht, wenn ein Silberpfeil heranstürmt: "Die trockene Spur war von mir besetzt und er ist in mich reingefahren. Das ist leider eine Lose-Lose-Situation für uns beide, die uns Punkte gekostet hat."
Die Stewards werten den Kontakt zwar als Rennunfall, von den Experten erhält Schumacher aber trotzdem Rückendeckung: "Russell sagt zwar, Mick hätte viel Platz gehabt auszuweichen. Aber der hatte auch nur die eine trockene Linie, der Meter bis zur weißen Linie zählt dann nicht, weil es dort nass war. Da ist Russell für mich ganz klar selbst schuld", urteilt Ex-F1-Pilot Alex Wurz im ORF.

Mick Schumacher geht bei seinem Singapur-Debüt leer aus.
Bild: LAT/Haas
Auch Onkel Ralf Schumacher verteidigt seinen Neffen bei Sky, erklärt in Bezug auf den Russell-Crash: "Da konnte Mick überhaupt nichts dafür."
Angetan ist der Sky-Experte aber von dem, was Schumi Jr. in Singapur sonst so zeigt: "Auf einer Rennstrecke wie dieser mit solchen Bedingungen keine Fehler zu machen, da hat er sich gesteigert", findet Schumacher Senior.
Neffe Mick, der nach wie vor um seinen Platz in der Formel 1 für 2023 kämpft, will deshalb auch nicht zu unglücklich mit dem Rennausgang und Platz 13 im Ziel sein: "Wir müssen ja froh sein, überhaupt angekommen zu sein, wenn man sieht, wie viele heute ausgefallen sind", lacht er nach der Zieldurchfahrt.
Insgesamt bewertet Schumacher seinen Premieren-Auftritt auf dem anspruchsvollen Marina Bay Circuit daher positiv: "Ich habe viel Spaß gehabt, diese Strecke kennenzulernen. Außerdem liegt unser Auto einfach gut im Nassen. Wir hatten auf jeden Fall die Pace für Punkte", glaubt der Haas-Pilot: "Einfach schade, dass wir dann am Ende so Pech hatten."
Vettel glänzt am Start und holt Punkte
Besser läuft es am Sonntag in Singapur für Landsmann Sebastian Vettel, der seinem Ruf als Singapur-Spezialist auch bei seinem Abschiedsrennen auf dem Marina Bay Circuit wieder alle Ehre macht. Der Rekordsieger beim Flutlichtrennen legt am Sonntag einen Raketenstart hin und gewinnt in der ersten Rennrunde gleich fünf Positionen, schiebt sich so auf Rang acht nach vorne.

"Es war wirklich ein langes Rennen, am Ende leider eine Runde zu lang für mich", lautet das Singapur-Schlussfazit Vettels.
Bild: Aston Martin
"Ich habe schon auf dem Weg in die Startaufstellung ein paar andere Linien ausprobiert, weil ich wusste, dass ich am Start aggressiv sein muss. Nach der nötigen Geduld auf den ersten Metern habe ich dann gepusht", verrät Singapur-Fuchs Vettel. "Das hat gut funktioniert, die erste Runde war wirklich sehr gut und ich bin schön durchgekommen, damit bin ich ziemlich happy."
Danach wird Vettels Vorpreschen aber gestoppt, der Weg nach vorne ist durch AlphaTauri-Pilot Pierre Gasly versperrt. "Da hatten wir leider ein bisschen Pech. Immer wenn ich an Pierre dran war, kam ein virtuelles Safetycar oder ein Safetycar." Vor allem im Vergleich zu Teamkollege Lance Stroll kostet das Vettel viel Zeit, der Kanadier bekommt seinen Boxenstopp genauso wie McLarens Daniel Ricciardo dadurch praktisch geschenkt, beide landen im Ziel deshalb vor Vettel.
"Ich hätte natürlich auch lieber erst zwei Runden später (unter Safetycar; d. Red.) gestoppt. Vielleicht hätten wir noch länger warten sollen, aber ich wurde reingerufen und dachte, dass die Information von außen schlauer ist als das, was ich fühle. Vielleicht hätten wir da bisschen besser kommunizieren sollen", sagt Vettel. "Dadurch steckte ich dann zeitweise etwas hinter Lance fest, das hat meinen Hinterreifen natürlich nicht geholfen, die waren irgendwann nicht mehr so frisch."
Als Folge gerät der Aston-Martin-Star in der Schlussphase unter immensen Druck durch die von hinten heranstürmenden Lewis Hamilton und Max Verstappen. Während der Brite bei seiner Attacke auf Vettel einen Fehler macht und deshalb zurückfällt, hat der Red-Bull-Pilot kurz vor dem Ziel keine Gnade.
"Ich habe in Kurve fünf hart attackiert, dort die Bodenwelle getroffen und deswegen keinen so sauberen Ausgang erwischt. Es war knapp, aber er hatte einfach viel mehr Topspeed und Grip auf der Bremse, deswegen musste ich dann zurückstecken", erklärt Vettel mit Blick auf Verstappens Überholmanöver, das ihn spät Rang sieben kostet.
"Es war wirklich ein langes Rennen, am Ende leider eine Runde zu lang für mich", lautet deshalb das Singapur-Schlussfazit Vettels, der sich dennoch mit vier WM-Punkten und erhobenen Hauptes von seiner Paradestrecke verabschieden darf.
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