Formel 1: Sebastian Vettel
Vettel vs. Alonso: Start-Crash und Foto-Finish

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Sebastian Vettel erlebt in Suzuka eine wahre Achterbahn der Gefühle: Frust über Startcrash, Freude über Punkte und Fassungslosigkeit wegen Gasly.
Bild: Aston Martin
Genau zehn Jahre ist es her, da liefert sich Sebastian Vettel ein packendes Titelduell mit Fernando Alonso: Beim Japan GP feiert Vettel dabei 2012 den dritten von insgesamt vier Siegen auf seiner erklärten Lieblingsstrecke in Suzuka, während Rivale Alonso durch einen Startcrash vor Kurve eins mit Kimi Räikkönen einen herben Dämpfer im WM-Kampf hinnehmen muss. Eine Dekade später führt das Schicksal Vettel und Alonso am Sonntag an exakt jener Stelle wieder zusammen.
Den besseren Ausgang erlebt diesmal der Spanier, zumindest vorerst: Denn während Alonso auf der Innenbahn in Kurve eins am Start seine Position verteidigt, rutscht Vettel nach Kontakt mit dem Alpine-Piloten außen von der Strecke und findet sich am Ende des Feldes wieder. "****, ich wurde von Alonso getroffen. Wirklich schlecht, wirklich schlecht", flucht Vettel am Funk. Nach Rennende erklärt er: "Ich hatte Aquaplaning am Rand der Strecke, habe die Kontrolle über das Auto verloren, Fernando touchiert und landete im Kiesbett. Danach war ich Letzter."

Schlechter Start: Sebastian Vettel mit Dreher in Kurve eins
Bild: F1/Twitter
Allein: Weil das Rennen nach dem heftigen Crash von Carlos Sainz in der ersten Runde zunächst unterbrochen wird und Vettel nach dem Re-Start mutig als erster Fahrer auf Intermediates wechselt, spült es den Aston-Martin-Piloten wieder weit nach vorne. "Es war eine gute Entscheidung, gleich auf die Intermediates zu wechseln. Danach habe ich wie verrückt Gas gegeben und wir haben die Bedingungen total ausgenutzt. Nachdem es zuerst schon so aussah, als wäre alles vorbei, haben wir uns großartig wieder nach vorne gearbeitet", freut sich Vettel.
Denn am Ende landet der Deutsche im verkürzten Japan GP auf Rang sechs: "Es war ein bisschen eine Achterbahn, aber auch ein Traum-Wochenende, denn für uns sind acht frische WM-Punkte wirklich ein super Ergebnis", sagt Vettel, der schon zuletzt in Singapur mit einem Top-8-Ergebnis aufzeigen kann.
Knapp wird es am Sonntag in Suzuka allerdings nochmal beim Foto-Finish - und wie: Ausgerechnet mit Start-Rivale Alonso liefert sich Vettel ein Rad-an-Rad-Duell bis zum Zielstrich und hat die Nase dabei um gerade mal 0,011 Sekunden vorne: Die süße Rache für den Crash in Kurve eins. "Am Ende gab es Verwirrung, weil mein Teamfunk ausfiel. Ich habe nur das Pitboard gesehen, auf dem stand: 'Noch eine Runde.' Und von hinten hat Alonso Druck gemacht", erklärt der 35-Jährige, der schließlich das glücklichere Ende für sich verbucht.

Duell bis zur Ziellinie: Alonso und links daneben Vettel
Bild: Sky Sports F1
Wirklich Freude will bei Vettel nach dem Rennen darüber aber keine aufkommen. Wie viele seiner Fahrerkollegen ist auch er von den heiklen Szenen um Pierre Gasly schockiert: "Am meisten zählt heute, dass es Carlos (Sainz; d. Red.) gut geht und wir hatten auch einen sehr befremdlichen Vorfall, bei dem Gott sei Dank nichts passiert ist. Da sind wir heute glücklich davongekommen, das ist das Wichtigste", sagt der Aston-Martin-Pilot mit Blick auf den Bergungskran am Streckenrand, an dem Gasly hinter dem Safety-Car mit hohem Tempo vorbeirauscht.
Auch bei Vettel kommen da die Erinnerungen hoch an den tödlichen Unfall von Jules Bianchi im Regen von Suzuka 2014: "Scheinbar war das noch nicht genug, nachdem was heute wieder passiert ist", schüttelt der Deutsche den Kopf und spart nicht mit Kritik an der Formel 1: "Heute sind viele Dinge schiefgelaufen, die wir verstehen müssen und sicherstellen, dass wir daraus lernen."
Dabei geht es Vettel nicht nur um den Gasly-Vorfall, sondern auch schon die Ereignisse davor: "Das ganze Feld fährt auf den falschen Reifen los", ärgert sich der Heppenheimer. "Dafür sind wir alle verantwortlich, aber irgendwie auch nicht, weil wir alle in der gleichen Situation sitzen und unter Druck sind: Wir haben einen Intermediate, der viel schneller ist als der Regenreifen. Der ist zwar besser für die Bedingungen, aber so langsam, dass man dazu genötigt wird auf den nächsten Reifen zu gehen. Das muss verbessert werden."

Vettel verabschiedet sich mit Japan-Stirnband aus Suzuka
Bild: Sky Sports F1
Vettel weiter: "Wir können keine Rennen fahren, wenn so viel Wasser auf der Strecke steht und die Drainagen nicht gut genug sind. Das wissen wir eigentlich auch seit Jahren." Zuspruch erhält der vierfache Weltmeister, der den Helm mit Saisonende an den Nagel hängt, von Ex-Champion Jenson Button. Der Brite lobt in Bezug auf Vettels mahnende Worte: "Sebastian ist eine gute Stimme für den Sport. Wir werden ihn hier vermissen."
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