"Es ist alles wie in den Fünfzigerjahren", strahlt Nico Rosberg nach dem Mercedes-Doppelsieg in Russland. "Auch damals gab es Reglementsänderungen und jedes Mal hat danach Mercedes zugeschlagen und war der Überflieger. Jetzt ist das wieder so", so der Deutschte. Daimler-Konzernchef Dr. Dieter Zetsche fügt hinzu: "Für einen Hersteller wie uns hat es eine zusätzliche Bedeutung, ausgerechnet in einem Jahr des technologischen Umbruchs zu triumphieren. Die neuen Regeln für die Saison 2014 haben uns die Möglichkeit gegeben, unser technisches Fachwissen auf einer weltweiten Bühne zu demonstrieren." Mit Erfolg, wie 13 Siege aus 16 Rennen für die Silberpfeile im Jahr 2014 eindrucksvoll beweisen.

Eintrag in die Geschichtsbücher

Mercedes
Weltmeister! Das Mercedes-Team um Rosberg & Hamilton feiert in Russland den Team-Titel 2014
Diese Dominanz des Mercedes W05 Hybrid und seiner beiden Piloten Nico Rosberg und Lewis Hamilton ist nun für alle Ewigkeit in den Geschichtsbüchern festgehalten: Mercedes ist erstmals in der Geschichte des Stuttgarter Automobilherstellers Konstrukteursweltmeister in der Formel 1! "Das freut mich unheimlich und ist etwas sehr Besonderes. Auch für mich, denn ich bin seit Tag eins im neuen Silberpfeil-Projekt dabei", sagt Rosberg mit stolz geschwellter Brust. Was die Silberpfeil-Historie betrifft, macht dem Wiesbadener ohnehin keiner etwas vor. Erst recht nicht, seitdem der Mercedes-Star im Sommer exklusiv für AUTO BILD MOTORSPORT und SPORT BILD im legendären W196 Platz nehmen durfte - dem Silberpfeil, mit dem 1954, also genau 60 Jahre vor dem jetzigen Titelgewinn, Juan Manuel Fangio (ARG) und Karl Kling (D) beim Großen Preis von Frankreich in Reims den ersten Sieg in der Formel 1 für Mercedes einfuhren.

Steuerrad vs. Kampfjet

Rosberg zu ABMS: "Es ist toll, denn das ist unsere Herkunft. Die Dominanz in den Fünfzigerjahren war etwas ganz Besonderes. Deshalb macht es mich stolz in diese Kleidung und das Auto zu schlüpfen." Auf dem Hockenheimring durfte Rosberg zum Jahrestag des Premierentriumphes ein paar Runden im Urahn seines aktuellen W05 Hybrid drehen. Sein Fazit: "Es sind beides Rennwagen, die über- oder untersteuern. Alles andere ist anders. Insbesondere die Sicherheit und die Aerodynamik." Das Lenkrad im W196 gleicht einem riesigen Steuerrad, das seines aktuellen Mercedes AMG eher dem eines Kampfjets. Rosberg: "Der Vergleich zu heute ist immens. Es ist alles so anders. Heute steckt im Lenkrad ganz viel Technologie, das Ganze ist ziemlich kompliziert. Damals ging es ums pure Fahren." Das Ergebnis: vier Siege und der WM-Titel für Juan Manuel Fangio. 1955 wiederholte der Argentinier das Kunststück im gleichen Auto. Dann verließ Mercedes die Königsklasse.
Alle News aus Sotschi hier: Mercedes gewinnt Konstrukteurs-WM!

Rosberg seit 2010 an Bord

W196
Gute Figur im Look von damals: Rosberg mit typischer Kleidung & Pose im alten Silberpfeil W196
Der Wiedereinstieg erfolgte 2010 - und Rosberg wurde als erster Fahrer der neuen Silberpfeil-Ära verpflichtet. Seitdem kommt er immer wieder gerne in Kontakt mit der Mercedes-Historie. Und trotzdem staunt der aktuell WM-Zweite immer noch über die rudimentären Sicherheits-Standards von damals. Im W196 fehlen die Gurte fehlen ebenso wie echte Crash-Strukturen. "Was die Fahrer von früher gemacht haben, ist wirklich der Wahnsinn!", sagt er. "Hauptsächlich wegen des Risikos, dem sie sich ausgesetzt haben. Das war so was von gefährlich. Und links und rechts sind die ganze Zeit Kollegen gestorben." War Fangio also verrückt? Nein! Rosberg: "Damals war das eben normal und man war sich dessen nicht bewusst, dass es auch anders ginge. Mit dem heutigen Wissen wäre ich aber nie so ein Autorennen gefahren. Da wäre mir mein Leben zu viel wert."

Fahrer-WM geht weiter

Doch spätestens mit dem Gewinn des ersten großen Titels für Mercedes in der F1-Neuzeit wandeln Rosberg und Teamkollege Hamilton wieder mehr denn je auf den Spuren Fangios. Nun müssen die beiden Silberpfeil-Stars in den verbleibenden drei Saisonrennen 2014 in den USA, Brasilien und Abu Dhabi nur noch unter sich ausmachen, wer die direkte Nachfolge des Argentiniers antritt und der erste Mercedes-Fahrerweltmeister seit 1954 und 1955 wird. Die besten Fotos vom historischen Silberpfeil aus der Fangio-Ära sehen Sie in unserer Bildergalerie oben über dem Artikel - jetzt gleich durchklicken!

Von

Frederik Hackbarth
Bianca Garloff