Nico Rosberg ballte die Faust, kletterte aus seinem Mercedes und ließ sich von seinen Mechanikern und Silberpfeil-Boss Niki Lauda gratulieren. Der Deutsche entschied die verkürzte Frühschicht beim Großen Preis der USA am Sonntagmorgen in Austin mit der Pole-Position vor WM-Spitzenreiter Lewis Hamilton für sich. Einmal mehr war das Zeittraining, das am Vortag noch abgesagt und verschoben werden musste, ein Spiegelbild des Chaos-Wochenendes im Starkregen und Sturm von Texas. Auch am Sonntag konnte nur bedingt gefahren werden, nach Q2 und einem kurzen Aufschub hatte die Rennleitung ein Einsehen und erklärte das Qualifying vorzeitig für beendet. Rosberg stand zu diesem Zeitpunkt wie seine Kollegen längst an der Box und wartete auf eine erneute Freigabe. Als diese Ausblieb, hatte der bis dato Schnellste die Gewissheit, am Nachmittag von Startplatz eins aus losfahren zu dürfen.
Mercedes
Glückwünsche von Niki Lauda: Rosberg stand in der Box, als seine Pole-Position verkündet wurde
„Es ist ganz gut gelaufen. Es sind aber echt schwierige Bedingungen. Wenn man eine Pfütze erwischt, bricht das Auto aus”, meinte Rosberg, der sich gut vier Stunden vor dem Rennstart (20.00 Uhr MEZ/RTL und Sky) über seine dritte Pole in Serie freuen durfte. Zuletzt war er auch in Japan und Russland ganz vorne gestartet. Der WM-Zweite Sebastian Vettel kam auf Rang fünf, wird aber wegen eines Motorwechsels um zehn Plätze nach hinten versetzt. Nico Hülkenberg rückt mit seinem Force India durch die Strafe gegen seinen Landsmann vom siebten Rang auf den sechsten Startplatz in Austin vor. Im Kampf um seinen dritten WM-Titel hat Hamilton trotzdem weiterhin eine gute Ausgangsposition. Gewinnt er vor Rosberg, ist ihm der Triumph sicher. Er warnte aber wenige Stunden vor dem Rennen: „Das wird hart bei den Bedingungen. Man darf bei diesem Wetter kein Risiko eingehen.”

Vettel und Hamilton mit Drehern

Eile hat Hamilton jedenfalls keine mit dem vorzeitigen Titelgewinn. Er habe ja noch vier Rennen, um die Meisterschaft einzufahren. „Es geht hier also noch nicht um alles”, meinte er mit Blick auf eine Entscheidung womöglich schon am Sonntag in Austin, wo der Australier Daniel Ricciardo im Red Bull vor seinem Teamkollegen Daniil Kvyat als Dritter ins Rennen starten wird. Zur ungewohnten Zeit mussten die Fahrer am Morgen auf die immer noch äußerst nasse Strecke. Viel Zeit hatte niemand zu verlieren, als es losging. Gleich zu Beginn wurde Hamilton vom Kommandostand aufgefordert, fix eine schnelle Runde zu drehen. Nach nur fünf Minuten wurde die Qualifikation aber bereits unterbrochen. Carlos Sainz Jr. hatte sich gedreht, war in die Leitplanke eingeschlagen und anschließend mit seinem Toro Rosso im Kies stecken geblieben.
Vettel
Viele Fahrer drehten sich von der Strecke, auch Vettel: Der Deutsche schlug leicht an der Mauer an
Auf dem unberechenbaren Kurs hatten allerdings alle Fahrer Probleme. „Ich habe die Wand touchiert”, funkte auch Vettel an seine Crew. Ausgangs Kurve zehn auf einem leichten Bergabstück war der 28 Jahre alte Heppenheimer mit seinem Ferrari ins Schlingern geraten. Gerade so erreichte Vettel als 15. den zweiten Teil der K.o.-Ausscheidung. Auch Hamilton drehte sich an derselben Stelle wie Vettel und viele andere Piloten und begnügte sich anschließend mit Platz zwei hinter Rosberg. Nach dem ersten Durchgang hatte noch Ricciardo vor Rosberg und Hamilton die Nase vorne gehabt. „In Q1 waren wir gut, da habe ich mich wohlgefühlt. In Q2 stand dann aber noch mehr Wasser auf der Strecke. Damit hatten wir offensichtlich mehr Probleme als die Mercedes”, so Ricciardo, der meinte: „Hinter uns stehen einige Autos, die im Trockenen sonst schneller wären. Ich denke, wir werden in ein paar Stunden hier viel Spaß haben!” (fh/dpa)

Ergebnis - Qualifikation USA GP:

1. Nico Rosberg (Wiesbaden) Mercedes 1:56,824 Min.
2. Lewis Hamilton (England) Mercedes 1:56,929
3. Daniel Ricciardo (Australien) Red Bull 1:57,969
4. Daniil Kvyat (Russland) Red Bull 1:58,434
5. Sebastian Vettel (Heppenheim) Ferrari 1:58,596 (+10 Plätze/Motorwechsel)
6. Sergio Perez (Mexiko) Force India 1:59,210
7. Nico Hülkenberg (Emmerich) Force India 1:59,333
8. Kimi Räikkönen (Finnland) Ferrari 1:59,703 (+10 Plätze/Motorwechsel)
9. Felipe Massa (Brasilien) Williams 1:59,999
10. Max Verstappen (Niederlande) Toro Rosso 2:00,199
11. Fernando Alonso (Spanien) McLaren Honda 2:00,265
12. Valtteri Bottas (Finnland) Williams 2:00,334 (+5 Plätze/Getriebewechsel)
13. Romain Grosjean (Frankreich) Lotus 2:00,595
14. Jenson Button (England) McLaren Honda 2:01,193
15. Pastor Maldonado (Venezuela) Lotus 2:01,604
16. Marcus Ericsson (Schweden) Sauber 2:02,212
17. Felipe Nasr (Brasilien) Sauber 2:03,194
18. Alexander Rossi (USA) Manor 2:04,176
19. Will Stevens (England) Manor 2:04,526 (+20 Plätze/Motorwechsel)
20. Carlos Sainz jr. (Spanien) Toro Rosso 2:07,304