Hätten Sie das gewusst? Mehr als die Hälfte aller Formel-1-Rennsieger ist bereits gestorben. Zuletzt Stirling Moss, der mit 90 Jahren der bis dato älteste noch lebende GP-Gewinner war. Nur 52 der 108 Sieger eines WM-Laufs sind noch am Leben – und nur noch 338 der 764 Formel-1-Starter.
In fünf Monaten dürfte Ken McAlpine seinen 100. Geburtstag feiern. Er fuhr seine sieben Rennen zwischen 1952 bis 1955 für Bernie Ecclestones Connaught-Team. Über Rang 13 kam er nie hinaus.
Nach dem Ableben von Stirling Moss (mehr dazu HIER) ist dessen britischer Landsmann Tony Brooks nun der älteste noch lebende Formel-1-Rennsieger. Der 88-jährige ist auch der letzte, der in den wilden Anfangsjahren der 1950er Siege feierte. Über Jahre und Jahrzehnte redete er bei historischen Rennevents und Festivals über die besten Anekdoten dieser Zeit. Inzwischen ist er gesundheitlich angeschlagen und nimmt kaum mehr öffentliche Termine wahr.
Brooks
Tony Brooks ist der älteste noch lebende Formel-1-Rennsieger
Die Öffentlichkeit scheute er ohnehin. Daher ist Brooks heute auch kaum mehr einem Formel-1-Fan ein Begriff. Zum Vergleich mit Stirling Moss sagte er einmal: „Anfangs war Stirling Moss meine Messlatte. Wir waren ganz verschieden: Er war immer ein Profi, ich aber scheute das Rampenlicht. Er kämpfte immer am Limit, ich war immer eher zurückhalten und nur so schnell, wie ich sein musste.“
Brooks mag nicht bekannt gewesen sein, aber er war gut – sehr gut sogar. Mit seinen sechs Siegen steht er zwar nur auf Rang 47 der Bestenliste. Allerdings: Er bestritt auch nur 38 WM-Rennen, bringt es also auf eine Siegquote von fast 16 Prozent. Damit liegt er im Ranking auf Rang 17 und damit unter den 20 besten Formel-1-Fahrer aller Zeiten! Brooks gewann bereits sein drittes Formel-1-Rennen (1957 den Großbritannien-GP im Vanwall).
Er hatte auch zwei Chancen auf den WM-Titel: 1958 mit Vanwall (Teamkollege damals war Stirling Moss) war wohl seine beste. Er gewann drei Grands Prix, hatte bei den restlichen sechs aber technische Probleme. Am Ende war er daher nur Dritter, sein Auto war einfach zu defektanfällig. Der Titel ging an Ferrari-Pilot Mike Hawthorn.
1959 wechselte Brooks zu Ferrari, weil sich Vanwall (obwohl Konstrukteurs-Weltmeister!) am Ende der Saison 1958 völlig überraschend aus der Formel 1 zurückzog. Bei Ferrari kämpfte Brooks ebenfalls um die WM, war am Ende hinter Jack Brabham nur Vizemeister. „Die Zeit bei Ferrari war durchaus lustig. Vor allem mit den Mechanikern hatte ich immer Spaß", erinnerte er sich einst.
Ende 1961 hing er mit erst 29 Jahren den Helm an den Nagel. Die Gefahren des Rennsports waren ihm nie ganz geheuer, vor allem, nachdem er sich bei einem Unfall bei den 24 Stunden von Le Mans 1957 schwere Hautabschürfungen zuzog. Allerdings: Die Liebe zum Auto blieb. Anstatt sich seinem Beruf als Zahnarzt zu widmen (den Doktor machte er während seiner Formel-1-Karriere) baute er sich eine Autowerkstatt auf.
In der Bildergalerie zeigen wir Ihnen die zehn ältesten noch lebenden Formel-1-Rennsieger, darunter sind auch einige Weltmeister...

Von

Michael Zeitler