Besonders für die italienische Presse war der Schuldige für die Heimniederlage Ferraris vor zwei Wochen in Monza schnell gefunden: Sebastian Vettel, der sich im Zweikampf mit WM-Rivale Lewis Hamilton schon in der ersten Runde gedreht hatte.
Ferrari
Nach dem Monza-Dreher war die Kritik an Vettel groß
Ferrari-Teamchef Maurizio Arrivabene aber geht diese Kritik gewaltig gegen den Strich. In Singapur stellt er sich deshalb vor Vettel. Und bietet den Journalisten sich selbst als Zielscheibe an.
„Wenn ihr einen Schuldigen sucht, dann sitzt er hier vor euch! Ich bin verantwortlich für das Team und die Ergebnisse. Nicht Sebastian, nicht ein Ingenieur oder ein Mechaniker“, so Arrivabene. Wichtig ist dem Italiener aber die Art der Kritik. „Wenn sie gut gemeint ist, akzeptiere ich von jedem Kritik. Aber ich bin eine korrekte Person, deswegen akzeptiere ich keine bösartige Kritik.“
Arrivabene räumt selbst ein: „Natürlich war nach Monza niemand zufrieden. Aber wir gewinnen und verlieren als Team zusammen, ich werde deshalb sicher nicht mit dem Finger auf Sebastian zeigen. Was würde das denn für das Team bedeuten? Die Jungs, die für die unterschiedlichen Bereiche verantwortlich sind, würden denken, dass sie die nächsten sind, wenn bei ihnen was schiefläuft. Das will ich nicht.“
Vettel
Stallorder vor Kurve eins? Hält Arrivabene für sinnlos...
Zudem verweigert sich der Ferrari-Boss gegen die Annahme, dass Ferrari durch eine Stallorder beim Start Vettel der gefährlichen Lage hätte entziehen können. „Worüber reden wir denn hier? Wer wäre so verrückt und würde für den Start eine Stallorder geben?“, poltert Arrivabene. „Die einzige Teamorder, die man vor der ersten Kurve geben kann, ist: 'Schaut, dass beide Autos heile durchkommen!'“
„Sollen wir Kimi sagen, dass er langsamer starten soll und sich nicht darum kümmern, wenn Hamilton und all die anderen ihn dann überholen?“, fragt der Ferrari-Boss. „Die Wahrheit ist, dass wir in Monza gar keine Zeit hatten, um irgendwem eine Teamorder zu geben, weil in Kurve drei alles schon erledigt war. Und am Start vor Kurve eins eine auszusprechen, wäre einfach nur verrückt und gefährlich.“

Von

Frederik Hackbarth