Was kommt da noch bei Red Bull? Diese Frage stellt sich auch Lewis Hamilton. "Bei den Tests sind sie ohne jeden Schnickschnack gefahren, da muss also noch etwas kommen", sinnierte der Brite am Donnerstag im Albert Park von Melbourne. Daniel Ricciardo zeigte daraufhin sein breitestes Grinsen und zuckte geheimnisvoll mit den Schultern. Fakt ist: Der Red Bull gilt als einfaches Auto ohne Schnörkel. "Das größte Geheimnis unseres Autos sieht man nicht", warnt Red Bulls Motorsportchef Helmut Marko in der morgen erscheinenden Ausgabe von AUTO BILD MOTORSPORT vor der blauen Rakete.
Ricciardo
Hamilton und Ricciardo: Wer lacht am Sonntag?
Was genau er damit meint, lässt er offen. Einige Experten gehen davon aus, dass der mysteriöse Luftschnorchel in der Nase ein viel komplizierteres System verbergen könnte als nur eine Cockpitkühlung. Andere glauben, dass Red Bulls Technikgenie Adrian Newey den Abtrieb über den Unterboden generiert.
Fakt ist: Nach ABMS-Informationen hat Red Bull das wundersame hydraulische Aufhängungssystem ausgebaut, dass das Auto auch aerodynamisch stabilisieren soll. Grund: Nach mehreren Ferrari-Anfragen hatte die FIA die Beweispflicht umgekehrt. Demnach müssen die Teams selbst erklären, warum ihre Systeme legal sind. "Wir wollen sehen, ob eine Aufhängung vornehmlich eine Aufhängung ist, oder ob sie vor allem dazu genutzt wird, um die aerodynamische Performance des Autos zu beeinflussen", erklärt FIA-Technikchef Charlie Whiting. "Wenn ein Team uns davon nicht überzeugen kann, dann können sie es nicht benutzen."
Deshalb verzichtet Red Bull nun auf die Spezial-Dämpfer. Marko zu ABMS: "Aber nicht, weil das System nicht legal war. Sondern weil der Aufwand jetzt einfach zu groß wird, sich zu rechtfertigen. Außerdem war dieses System bei uns auch nicht besonders leistungssteigernd."
Red Bull
Red Bulls Nasenloch lässt die Konkurrenz rätseln
Auch Mercedes, die die Dämpfer ebenfalls perfektioniert hatten, hat das System freiwillig deaktiviert. Sportchef Toto Wolff äußert sich bei unseren Kollegen von Auto Motor und Sport eher schwammig: "Es steht nichts in den Regeln, das uns zwingt irgend etwas zu verändern." Grund für diese Aussage: Auch während der Tests ist Mercedes bereits ohne das System gefahren.
Trotzdem bleibt der Automobilweltverhand skeptisch. Auch hinsichtlich verbotener Additive, die über den Ölkreislauf ins Benzin gemischt werden. Red-Bull-Renault hatte Mercedes bezichtigt, damit während des Qualifyings die Leistung zu steigern. Marko: "Ihr Ölverbrauch war immer der höchste." Mercedes dementiert zwar, trotzdem stellt Whiting klar: "Wir untersuchen hier in Melbourne alle Ölsysteme und werden den Ölverbrauch checken, um sicherzustellen, dass es nicht als Benzin verbraucht wird." Von erlaubten 0,6 Litern auf 100 Kilometern ist die Rede.

Von

Ralf Bach