Formel 1: Technik - Ferrari-Motor
Darum geht es beim Schummel-Streit

—
Die Schummelvorwürfe gegen Ferrari: Erst war der Messsensor des Benzindurchflusses im Fokus, nun sind es die Schmierstoffe. Alle technischen Hintergründe:
Vor dem USA GP in Austin fragte Red Bull bei der FIA an, um mögliche Schlupflöcher bei der Messung der Benzindurchflussmenge abzuklären, die auf 100 kg/h festgelegt ist. Eine Theorie des Teams war, dass bei Ferrari das Signal der zwei Ultraschallsensoren zur Messung von einem elektromagnetischen Feld beeinflusst wird. Eine mögliche Erklärung für den PS-Vorteil der Roten, weil eine ungenaue Auslesung bewusst verschleiern könnte, dass ein Durchlassen von Benzin über dem eigentlichen Limit möglich ist.
Der Verdacht war, dass die Motoreinheit 064 von Ferrari die Regeln diesbezüglich überschritten hat und ein Plus an Power produzieren konnte. Die mäßige Performance Ferraris beim USA GP schien für die Rivalen die Bestätigung zu sein, dass nach der Klarstellung der FIA bezüglich der Irregularität eines solchen Systems, Ferrari davor "betrogen" hatte, wie es Red Bulls Max Verstappen ausdrückte.
Der Benzinflussmesssensor wird von der englischen Firma Sentronics hergestellt und ist im Tank aller Autos verbaut. Das Teil wird auf seine Messgenauigkeit, seine Sensibilität in Bezug auf Vibrationen und elektromagnetische Felder, die an den Autos auftreten, strengen Tests unterzogen.

Sebastian Vettels Ferrari-Team steht weiter im Fokus
Die Frequenz variiert zwar mit der Geschwindigkeit der Flüssigkeit in der Röhre, die dadurch entsteht, welches Volumen an Sprit gerade durchfließt. Der Fakt, dass dieser Impuls 2,200 mal pro Sekunde beträgt, zeigt aber bereits die große Schwierigkeit, dieses System unbemerkt zu frisieren.
Nachdem sich die Aufregung wegen des Sensors deshalb etwas gelegt hat, hat die FIA am Mittwoch vor dem Brasilien GP allerdings eine weitere Direktive (Nummer 38 der Saison 2019) herausgegeben. Gegenstand: ein Verbot für die Einführung von Kühlmitteln in die Verbrennungskammern als Zusatz zum Sprit. Auch hier steht ein möglicherweise unerlaubter Leistungsgewinn im Fokus - und erneut war Ferraris Motor das unausgesprochene Ziel.
Konkret geht es dabei um die Flüssigkeit Ethylenglykol, die industriell produziert und aus Ethylenoxid gewonnen wird. Sie kommt verstärkt in Kühlkörpern zum Einsatz und erlaubt, den Kühlmittelkreislauf zu verkleinern und die Drücke innerhalb gering zu halten. Sie hat einen sehr hohen Siedepunkt von über 170 Grad und eine Selbstentzündung oberhalb von 410 Grad, kann außerdem nicht detonieren, wie die Schmiermittel, die vor zwei Jahren schon einmal Grund für eine Kontroverse und Direktiven waren...
Service-Links