Sonntag

Vettel bastelt an seiner Landkarte: Mit seinem ersten Sieg in Ungarn hat Sebastian Vettel einen weiteren weißen Fleck von seiner Grand-Prix-Landkarte getilgt. Im neunten Versuch gelang dem Hessen am Sonntag endlich der Premieren-Erfolg auf dem Hungaroring nahe Budapest. Es ist die 21. Strecke, auf der Vettel mindestens einen Sieg eingefahren hat. Aus dem aktuellen Rennkalender fehlen ihm damit nur noch die Kurse in Russland, Österreich und das nach langer Pause zurückkehrende Mexiko in seiner Siegerbilanz. Vergeblich versuchte es Vettel bislang auch in Hockenheim, das im kommenden Jahr wieder Gastgeber des Deutschland-Rennens sein wird. Zu Beginn seiner Karriere hatte Vettel bei seinen Starts in Frankreich und im japanischen Fuji keine realistische Siegchance. Beide Strecken sind inzwischen aus dem Kalender verschwunden.
Vettel
Mit Sieg Nummer 41 ist Vettel mit Ayrton Senna gleichgezogen - zudem gewann er erstmals in Ungarn
Drittmeiste Siege für Vettel:
Sebastian Vettel hat mit seinem Sieg auf dem Hungaroring mit dem dreifachen Formel-1-Weltmeister Ayrton Senna gleichgezogen. Der Ferrari-Star aus Heppenheim und der am 1. Mai 1994 beim Großen Preis von San Marino tödlich verunglückte Brasilianer weisen nun je 41 Erfolge auf. Rekord-Champion Michael Schumacher (Kerpen) führt auch diese Statistik mit 91 Siegen souverän an. Der Franzose Alain Prost gewann 51 Grand Prix und ist damit Zweiter in dieser Bestenliste. Die F1-Piloten mit den meisten Siegen: 1. Michael Schumacher (Kerpen) 91 (1991-2012), 2. Alain Prost (Frankreich) 51 (1980-1993), 3. Ayrton Senna (Brasilien) 41 (1984-1994), 3. Sebastian Vettel (Heppenheim) 41 (seit 2007), 5. Lewis Hamilton (England) 38 (seit 2006), 6. Fernando Alonso (Spanien) 32 (seit 2001), 7. Nigel Mansell (England) 31 (1980-1995), 8. Jackie Stewart (Schottland) 27 (1965-1973), 9. Niki Lauda (Österreich) 25 (1971-1985), 9. Jim Clark (Schottland) 25 (1960-1968).

Samstag

Vettel & Hamilton jagen Pole-Rekord: Titelverteidiger Lewis Hamilton und der vierfache Weltmeister Sebastian Vettel stehen als einzige aktuelle Piloten bei den Pole-Positions in den Top-10 der ewigen Bestenliste. Nach seiner erneuten Pole am Samstag in Ungarn liegt Hamilton mit 47 Poles nun zwei erste Startplätze vor Vettel (45). Michael Schumacher ging am häufigsten von Startplatz eins aus in ein Rennen. Der siebenmalige Weltmeister kam auf 68 Poles. Der Brasilianer Ayrton Senna (65) ist Zweiter. Die zehn Fahrer mit den meisten Pole-Positionen: 1. Michael Schumacher (Kerpen) 68, 2. Ayrton Senna (Brasilien) 65, 3. Lewis Hamilton (Großbritannien) 46, 4. Sebastian Vettel (Heppenheim) 45, 5. Jim Clark (Großbritannien) 33, 5. Alain Prost (Frankreich) 33, 7. Nigel Mansell (Großbritannien) 32, 8. Juan Manuel Fangio (Argentinien) 28, 9. Mika Häkkinen (Finnland) 26, 10. Niki Lauda (Österreich) 24.
Hamilton
Weltmeister Lewis Hamilton gibt weiter Gas: 47. Karriere-Pole für den Briten, die fünfte in Ungarn
Hungaroring ist Hamilton-Land:
Lewis Hamilton weist auf dem Hungaroring eine beeindruckende Bilanz auf. Mit vier Siegen glückten dem Briten auf dem welligen Kurs genauso viele Erfolge wie Rekordchampion Michael Schumacher. Sollte der Mercedes-Pilot den Großen Preis von Ungarn am Sonntag erneut gewinnen, wäre er sogar alleiniger Rekordhalter. Nach seiner Pole am Samstag geht Hamilton bereits zum fünften Mal von Position eins aus in das Rennen. Weiteres gutes Vorzeichen für den Briten: Seine beiden deutschen Verfolger konnten in Ungarn bis dato noch nicht gewinnen. Sebastian Vettel holte auf dem Hungaroring zwar zweimal die Pole-Position. Aber weder da noch bei seinen sechs anderen Starts überquerte der Ferrari-Star die Ziellinie als Erster. Nico Rosberg war im Vorjahr der Schnellste in der Qualifikation. Er landete bei neun Versuchen allerdings bisher noch kein einziges Mal auf dem Ungarn-Podium.

Freitag

Lauda glaubt an knappe Kiste: Mercedes-F1-Aufsichtsratsboss Niki Lauda glaubt auch beim Großen Preis von Ungarn am Sonntag an ein hartes Duell seiner beiden Piloten Lewis Hamilton und Nico Rosberg. „Die Ausgangslage ist wie immer: Nico versucht Lewis’ Punktevorsprung zu reduzieren und dreimal ist ihm das heuer auch schon gelungen.“ Bereits der Samstag sei laut Lauda entscheidend. „Es geht immer darum, wer die Pole holt, denn der hat das Rennen schon halb gewonnen.“ Zwischen seinen Schützlingen gehe es trotz des WM-Duells momentan ruhiger zu als in der Vergangenheit. „Angesichts der schwierigen Bedingungen zwischen zwei egozentrischen Fahrern läuft es sehr harmonisch, das Verhältnis der beiden ist beruhigend neutral“, gewährte Lauda Einblicke in das Innenleben des Weltmeisterteams.
Mercedes
Während Rosberg und seine Kollegen Jules Bianchi gedachten, machte Teamkollege Hamilton Partyfotos
Kritik an Hamiltons Verhalten:
Mit seinem Lebensstil eckt Lewis Hamilton ja bekanntlich öfter an. Zuletzt wurde ihm in Wimbeldon der Zutritt zu Logenplätzen für das Herren-Finale verweigert, weil er sich nicht an den Dresscode hielt. Nun erzürnte der Brite seine Kritiker via Instagram. Hamilton besuchte am Dienstag wie viele Fahrerkollegen Jules Bianchis Begräbnis in Nizza. Kurze Zeit vorher postete er auf dem Fotodienst allerdings noch Bilder, die ihn beim Tätowierer in New York zeigen. Tags darauf lächelte er bei einer Glamour-Party von Leonardo DiCaprio in St. Tropez in die Kameras und lud Selfies mit Schauspieler Samuel L. Jackson, Baskettball-Ikone Shaquille O’Neal, Modell Naomi Campbell und Action-Darsteller Sylvester Stallone hoch. Nach Meinung vieler Formel-1-Fans nicht gerade das angemessenste Trauerverhalten in schwierigen Zeiten für den Sport...
Ehre für den Landgrafen: Ferraris langjähriger Präsident Luca di Montezemolo ist am Donnerstagabend feierlich in die Automotive Hall of Fame in Detroit aufgenommen worden und hat diese Ehrung anschließend Formel-1-Rekordweltmeister Michael Schumacher gewidmet. „Er ist nicht nur eine Person, mit der ich zusammengearbeitet habe, sondern auch ein Freund”, sagte Montezemolo. Schumacher sei „der wichtigste Fahrer unserer Geschichte”, sein Schicksal mache ihn „sehr traurig”, sagte der 67-Jährige, der bis Oktober 2013 die Scuderia geführt hatte, ehe er vom heutigen Fiat- und Ferrari-Boss Sergio Marchionne entmachtet wurde. Der Formel 1 riet Montezemolo für den Weg aus der aktuellen Image-Krise derweil zu einem Fünf-Jahres-Plan, um die Kosten zu reduzieren und neue Investoren anzuziehen. Wichtig sei es, die Königsklasse noch stärker auch in den USA zu etablieren, so Montezemolo.
Sauber
Dynamisches Duo: Marcus Ericsson (l.) und Felipe Nasr (r.) fahren auch 2016 gemeinsam für Sauber
Sauber 2016 unverändert:
Sauber tritt auch in der kommenden Saison mit seinen beiden Fahrern Marcus Ericsson und Felipe Nasr an. Das Schweizer Team teilte vor dem Großen Preis von Ungarn in Budapest mit, dass es die Verträge mit dem 24 Jahre alten Schweden und dem 22 Jahre alten Brasilianer um ein Jahr verlängert hat. „Der frühe Zeitpunkt dieses Übereinkommens zeigt, dass die Fahrer und das Team überzeugt sind, auf dem richtigen Weg zu sein”, sagte Teamchefin Monisha Kaltenborn. „Wir haben volles Vertrauen in die Talente und Fähigkeiten von Marcus und Felipe. Sie zeigen solide Leistungen, sammeln Erfahrungen und lernen schnell dazu.” Ericsson versicherte, er werde weiterhin sein „Bestes geben, um erfolgreich zu sein”. Nasr, der vor dem zehnten Saisonlauf immerhin schon 16 WM-Punkte auf dem Konto hat, sagte: „Für mich ist die Verlängerung des Vertrages mit dem Sauber F1 Team ein wichtiger Schritt in meiner Karriere.”
Formel 1 gedenkt Bianchi: Die Formel-1-Fahrer haben vor dem Großen Preis von Ungarn noch einmal an ihren Kollegen Jules Bianchi erinnert. Der 25 Jahre alte Franzose war am vergangenen Freitag neun Monate nach seinem schweren Unfall beim Japan GP gestorben. „Er war ein fantastischer, sehr netter und bescheidener Junge”, sagte Williams-Pilot Felipe Massa vor dem Rennen auf dem Hungaroring. „Ich denke, er schaut jetzt auf uns, egal von wo.” Nico Hülkenberg meinte: „Er war auch außerhalb der Strecke ein prima Kerl. Wir werden ihn vermissen.” Die Königsklasse wird den Verstorbenen vor dem Grand Prix am Sonntag mit einer Schweigeminute ehren. Um 13.45 Uhr will die F1 in Budapest innehalten. Bereits zuvor hatte der Automobilweltverband FIA bestimmt, Bianchis Startnummer 17 aus Respekt vor dem Franzosen in Zukunft nicht mehr zu vergeben. (dpa)

Von

Frederik Hackbarth