Formel 1: Valtteri Bottas
Bottas: "Lebensgefühl bei Alfa Romeo ist anders als bei Mercedes"

—
Alfa Romeo-Pilot Valtteri Bottas spricht im Interview über den Unterschied zwischen Alfa Romeo und Mercedes – und wie er das Duell Russell vs. Hamilton bewertet.
Bild: Pirelli
Herr Bottas, seit Sie Mercedes verlassen haben, wirken sie entspannter als zuvor. Warum sind Sie bei Alfa Romeo so aufgeblüht?
Valtteri Bottas: Weil ich hier arbeiten kann, ohne negativen Druck zu verspüren. Fünf Jahre musste ich bei Mercedes mit einem Mega-Druck umgehen. Ich hatte die letzten Jahre immer nur einen Einjahres-Vertrag und wusste nie, ob es dort weitergeht oder nicht. Das schlaucht.
Valtteri Bottas: Weil ich hier arbeiten kann, ohne negativen Druck zu verspüren. Fünf Jahre musste ich bei Mercedes mit einem Mega-Druck umgehen. Ich hatte die letzten Jahre immer nur einen Einjahres-Vertrag und wusste nie, ob es dort weitergeht oder nicht. Das schlaucht.
Sie haben sich aber nie anmerken lassen, dass Sie das so mitnimmt.
Natürlich nicht. Aber in so einer Situation kann man nicht einfach so abschalten und mental Kraft tanken, sich voll auf den eigentlichen Job des Fahrens konzentrieren. Jeder Pilot hat immensen Druck in der Formel 1, mit dem er umgehen muss und das auch kann. Aber auch dieser Zustand hat eine Grenze, die nicht überschritten werden darf, sonst leidet die Leistung.
Natürlich nicht. Aber in so einer Situation kann man nicht einfach so abschalten und mental Kraft tanken, sich voll auf den eigentlichen Job des Fahrens konzentrieren. Jeder Pilot hat immensen Druck in der Formel 1, mit dem er umgehen muss und das auch kann. Aber auch dieser Zustand hat eine Grenze, die nicht überschritten werden darf, sonst leidet die Leistung.

Bei Alfa Romeo fühlt Bottas sich als wichtigerer bestandteil des Teams.
Bild: Alfa Romeo
Bei Alfa haben Sie einen mehrjährigen Vertrag und konnten mit den Platz fünf in Imola überzeugen.
Genau. Weil das Lebensgefühl hier bei Alfa Romeo anders ist: Erstens ist immer gut, mit neuen Leuten zu arbeiten. Außerdem ist das Projekt mit Alfa auf mehrere Jahre ausgelegt. Das gibt einem die notwendige Sicherheit und auch das nötige Vertrauen.
Genau. Weil das Lebensgefühl hier bei Alfa Romeo anders ist: Erstens ist immer gut, mit neuen Leuten zu arbeiten. Außerdem ist das Projekt mit Alfa auf mehrere Jahre ausgelegt. Das gibt einem die notwendige Sicherheit und auch das nötige Vertrauen.
Das heißt: Man kann in der Formel 1 auch viel Spaß und Genugtuung haben, wenn man keine Chance auf Siege hat?
Ja, natürlich. Weil ich hier im Team eine andere Aufgabe habe, mehr Verantwortung. Das Gefühl, das ich jetzt habe, wenn ich Fünfter oder Sechster bin, ist genauso befriedigend wie ein Sieg mit Mercedes.
Ja, natürlich. Weil ich hier im Team eine andere Aufgabe habe, mehr Verantwortung. Das Gefühl, das ich jetzt habe, wenn ich Fünfter oder Sechster bin, ist genauso befriedigend wie ein Sieg mit Mercedes.
Wie können Sie diese Genugtuung noch näher definieren?
Es sind die kleinen Schritte der Weiterentwicklung, die man sieht. Dass Maßnahmen greifen, die du mit vorgeschlagen hast. Beispielsweise bei der Fahrzeugabstimmung. Es ist toll zu sehen, dass das Auto wirklich schneller wird, weil du eine Idee hattest und das Team auf dich hört.
Es sind die kleinen Schritte der Weiterentwicklung, die man sieht. Dass Maßnahmen greifen, die du mit vorgeschlagen hast. Beispielsweise bei der Fahrzeugabstimmung. Es ist toll zu sehen, dass das Auto wirklich schneller wird, weil du eine Idee hattest und das Team auf dich hört.

Bei Mercedes spielte Bottas oft nur die zweite Geige.
Bild: Mercedes
Bei Mercedes hatte man oft den Eindruck, dass es da zu allererst Lewis Hamilton gab, dann lange Zeit nichts und dann gab es noch einen Nummer-2-Piloten, der einfach nur da war, weil ein Team nun mal mit zwei Piloten antreten muss. Bei Alfa scheinen Sie eine andere Rolle auszufüllen...
Das kann ich nur bestätigen. Ich will bei mir nicht das Wort Nummer-1-Pilot in den Mund nehmen, aber ich spüre die Verantwortung und das Vertrauen, das man mir hier gibt, um Auto und Team besser zu machen. Meine Rolle hier ist weit mehr als die, einfach nur das Auto zu fahren. Und ja, dieses Gefühl hatte ich bei Mercedes bei weitem nicht.
Das kann ich nur bestätigen. Ich will bei mir nicht das Wort Nummer-1-Pilot in den Mund nehmen, aber ich spüre die Verantwortung und das Vertrauen, das man mir hier gibt, um Auto und Team besser zu machen. Meine Rolle hier ist weit mehr als die, einfach nur das Auto zu fahren. Und ja, dieses Gefühl hatte ich bei Mercedes bei weitem nicht.
Sind Sie dadurch jetzt auch ein besserer Fahrer?
Das ist schwer zu sagen. Ich denke, dass ich auch bei Mercedes häufiger sehr gute Leistungen gebracht habe. Natürlich nicht so oft, wie es mir gewünscht hätte.
Das ist schwer zu sagen. Ich denke, dass ich auch bei Mercedes häufiger sehr gute Leistungen gebracht habe. Natürlich nicht so oft, wie es mir gewünscht hätte.
Es wird spekuliert, dass Audi in Zukunft bei Sauber einsteigen könnte. Wie sehr hilft Ihnen Ihre Erfahrung mit Mercedes beim Aufbau eines Teams?
Bottas (lacht): Zu Audi kann ich nichts sagen. Es würde für mich persönlich auch nichts ändern. Aber ja, die Erfahrung mit Mercedes war wichtig. Du lernst nicht nur, welch gigantischer Apparat dahinter steckt, sondern auch, welche Mechanismen du brauchst, um am Ende erfolgreich zu sein.
Bottas (lacht): Zu Audi kann ich nichts sagen. Es würde für mich persönlich auch nichts ändern. Aber ja, die Erfahrung mit Mercedes war wichtig. Du lernst nicht nur, welch gigantischer Apparat dahinter steckt, sondern auch, welche Mechanismen du brauchst, um am Ende erfolgreich zu sein.

Valtteri Bottas mit Bianca Garloff und Ralf Bach.
Bild: F. Hackbarth
Nachher ist man immer schlauer. Trotzdem: Wenn Sie Ende 2016 gewusst hätten, wie sich alles entwickelt: Hätten Sie nochmal das Angebot, Nico Rosberg bei Mercedes zu ersetzen, angenommen?
Eine gute Frage, die ich nur sehr schwer beantworten kann. Ich weiß es nicht. Ich weiß nur, dass ich im Moment nirgendwo anders sein will als hier bei Alfa.
Eine gute Frage, die ich nur sehr schwer beantworten kann. Ich weiß es nicht. Ich weiß nur, dass ich im Moment nirgendwo anders sein will als hier bei Alfa.
Würden Sie heute etwas anders machen?
Möglich, ja. Aber grundsätzlich habe ich immer versucht, alles zu geben. Das würde ich heute genauso machen, weil es in meiner DNA liegt. Allerdings hätte ich vielleicht früher meine Unterstützerrolle für Lewis akzeptieren müssen.
Möglich, ja. Aber grundsätzlich habe ich immer versucht, alles zu geben. Das würde ich heute genauso machen, weil es in meiner DNA liegt. Allerdings hätte ich vielleicht früher meine Unterstützerrolle für Lewis akzeptieren müssen.
Kann man die Situation von Sergio Perez, der bei Red Bull klar im Schatten von Max Verstappen steht, mit Ihrer Situation bei Mercedes vergleichen?
Ja, ich kann seine Situation gut nachvollziehen. Es ist alles andere als leicht für ihn.
Ja, ich kann seine Situation gut nachvollziehen. Es ist alles andere als leicht für ihn.
Was denken Sie über George Russell? Er scheint Lewis richtig herauszufordern – auch weil das Team ihn lässt.
Nur soviel: George macht einen tollen Job. Aber er hat in der Tat andere Rahmenbedingungen. Aber die Saison ist noch nicht zu Ende. Mal schauen, welche Pfeile Lewis noch im Köcher hat. Es ist eine neue Situation für ihn, kein siegfähiges Auto zu haben. Daran muss er sich erst mal gewöhnen. Aber er wird immer schneller. Ich jedenfalls sehe ihn auf dem Weg zu seinem gewohnten Leistungslevel.
Nur soviel: George macht einen tollen Job. Aber er hat in der Tat andere Rahmenbedingungen. Aber die Saison ist noch nicht zu Ende. Mal schauen, welche Pfeile Lewis noch im Köcher hat. Es ist eine neue Situation für ihn, kein siegfähiges Auto zu haben. Daran muss er sich erst mal gewöhnen. Aber er wird immer schneller. Ich jedenfalls sehe ihn auf dem Weg zu seinem gewohnten Leistungslevel.
Service-Links