Herr Bottas, wie haben sich die ersten Kilometer in einem Formel-1-Mercedes angefühlt?
Bottas
Valtteri Bottas ist in einem Top-Team angekommen
Valtteri Bottas: Mit einem Wort: Mega! Es war ein fantastischer Tag für mich und unglaublich die ersten Runden mit dem neuen Auto zu drehen. Mein erstes Mal in einem Silberpfeil war sehr eindrucksvoll und hat mich realisieren lassen, wovon ich da jetzt ein Teil bin. Als es aus der Garage raus ging, habe ich mir gedacht: 'Jetzt passiert es!' Es ist eine große Sache für mich, auch wenn es nur ein 'kleiner' Shakedown in Silverstone war. Aber es sind eben die ersten Schritte für mich mit meinem neuen Team und an die werde ich mich immer erinnern. Trotzdem: Ab jetzt geht der Blick nach vorne auf den Test in Barcelona.
Fühlen Sie sich gut vorbereitet für diesen ersten echten Härtetest?
(lacht) Ich bin vor ein paar Tagen im Simulator gleich zwei Renndistanzen an einem Tag gefahren. Also: Ja. Die letzten Wochen waren zwar sehr ereignisreich und es gab viel zu tun, um gut vorbereitet zu sein. Aber bislang hat alles gut geklappt. Deswegen war ich auch heute sehr entspannt, denn mit den Ingenieuren und dem Auto lief alles glatt. Natürlich gibt es viel zu lernen, denn es ist ein ganz neues Auto. Aber mit den neuen Regeln gilt das 2017 glücklicherweise für alle.
Also werden Sie beim Saisonstart in Melbourne Ende März nicht nervös sein?
Mercedes
Erste Runden mit dem neuen Auto in Silverstone
Nervös, nein. Aufgeregt, ja. Diese Zeit des Jahres ist immer spannend, vor allem in einem neuen Team. Ich kann kaum noch warten auf die ersten Rennen und natürlich auch den Test davor. Zumal der dafür sorgen wird, dass ich gut vorbereitet bin. Ich hoffe jetzt vorab noch auf viele Kilometer. Wenn es losgeht, bin ich schließlich schon doppelt so lange beim Team wie jetzt. Es sollte also alles okay sein.
Was sind ihre drei Hauptziele für die Saison?
Ich setze mir meine Ziele immer hoch. Deshalb will ich von Beginn an gute Leistungen zeigen und nicht zu lange mit dem Lernen verbringen. Ich will in Melbourne bei der Musik sein. Das wird schwer und erfordert harte Arbeit. Aber ich denke, es ist möglich. Im Laufe der Saison will man sich dann natürlich immer weiter verbessern als Fahrer. Und das dritte Ziel: Ich habe ja noch kein Rennen gewonnen. Das soll sich ändern. So ist der Plan.
Nach Nico Rosberg, Michael Schumacher und Lewis Hamilton sind Sie erst der vierte Einsatzfahrer in der modernen Silberpfeil-Ära. Alle sind Weltmeister. Der mediale Fokus, der jetzt auf Sie zukommt, ist kein Vergleich zu dem, was Sie bisher bei Williams kannten. Wie gehen Sie mit diesem neuen Druck um?
Rosberg
Bottas beerbt bei Mercedes Weltmeister Nico Rosberg
Das Beste ist, sich einfach darauf zu fokussieren, die Performance auf der Strecke abzuliefern. Es ist leicht, sich den Druck jetzt zu Kopf steigen zu lassen, aber es hilft natürlich nicht. Auch wenn es lächerlich klingen mag: Aber für mich ändert sich eigentlich nichts im Vergleich zu letztem Jahr. Mein Job ist es, so schnell Auto zu fahren wie es geht und so hart mit dem Team zu arbeiten wie möglich. Natürlich bin ich dabei jetzt mehr im Scheinwerferlicht und habe viel zu beweisen. Aber für mich ändert sich trotzdem nichts.
Naja, Sie sitzen immerhin im Weltmeister-Cockpit...
Es stimmt: Ich habe die größten Schuhe zu füllen, die des Champions. Und ich hoffe, ich habe auch das größte Potenzial dafür. Es ist einfach eine gigantische Möglichkeit und die möchte ich nutzen.
Ihr Teamkollege ist Lewis Hamilton. Können Sie den schlagen?
Hamilton
Hamilton ist der Mann, den Bottas schlagen muss
Wenn ich nicht denken würde, dass ich es mit ihm aufnehmen oder sogar schneller sein kann, würde ich daheim bleiben. So tickt jeder Rennfahrer. Aber ich will es Tag für Tag und Rennen für Rennen angehen. Ich habe eine große Lernkurve vor mir. Lewis ist dreifacher Weltmeister, ich habe noch nicht einmal einen Rennsieg. Es wird eine große Herausforderung, aber ich gehe positiv an das Jahr heran. Die Zusammenarbeit mit Lewis lief bisher jedenfalls gut und ich denke, wir können eine gute und professionelle Beziehung als Teamkollegen haben - und auf der Strecke hart aber fair gegeneinander fahren.

Von

Frederik Hackbarth