Max Verstappen hat seine Lehren aus dem China GP und seinem Crash mit Sebastian Vettel gezogen. „Vielleicht wollte ich den Sieg zu sehr“, gibt der Holländer am Donnerstag im Fahrerlager von Baku zu. Verstappen, bisher Meister darin, Kritik einfach an sich abprallen zu lassen, gibt sich diesmal geläutert und einsichtig. „Ich habe mich entschuldigt. Und ich weiß, dass man aus solchen Momenten am meisten lernt. Die machen einen zu einem besseren Fahrer“, sagt er.
Crash
Unnötige Kollision: Verstappen und Vettel in China
Auf die Frage, wann er sich letztmals bei einem Gegner entschuldigt hat, muss Verstappen selbst schmunzeln. „Das ist noch nicht so oft passiert. Ich kann mich nicht erinnern“, grinst Verstappen, ehe es ihm dann doch noch einfällt: „Wahrscheinlich bei Daniel (Ricciardo, nach dem Crash in Ungarn 2017; d. Red.).“
Kritik für den Auftritt in China erntete Verstappen diesmal sogar aus dem eigenen Lager, Vater Jos nahm sich seinen Sohn auch öffentlich in der Presse zur Brust (ABMS berichtete). „Das wusste ich aber vorher. Ich habe ja mit ihm geredet und außerdem ist es ganz normal, was mein Vater sagt. Er ist mein härtester Kritiker auf der ganzen Welt. Wenn ich mit ihm klarkomme, komme ich also mit allen klar“, sagt Verstappen.

Das Wort seines Rennfahrer-Papas hat trotzdem besonderes Gewicht. „Sein Rat ist der wichtigste, aber ich habe auch mit Helmut (Marko, Red-Bull-Motorsportberater; d. Red.) gesprochen. Er versteht das Rennfahren sehr gut.“ Am meisten aber hat Verstappen sich selbst ins Gebet genommen: „Du musst so was auch mit dir ausmachen, denn du sitzt am Ende schließlich wieder im Auto.“
Verstappen
Unter Druck: Verstappen stand zuletzt oft im Fokus
Das Ergebnis von Verstappens Selbstreflektion: „Es wäre der falsche Ansatz, sich jetzt künstlich einzubremsen. Ich bin nicht hier, um das Feld aufzufüllen. So bin ich einfach nicht. Ich will weiter ich sein.“ Vielmehr zieht der Red-Bull-Star einen interessanten Schluss, der trotz aller Einsicht nicht jedem Gegner gefallen dürfte: „Man lernt aus seinen Fehlern. Aber das heißt nicht, dass man langsamer fahren muss. Es bedeutet eigentlich, dass man noch schneller fahren muss!“
Kurzum: Wer vor den Gegnern ist, braucht auch mit niemandem kämpfen. Ein passendes Beispiel für seine These hat Verstappen auch schon gefunden: Ausgerechnet Motorradstar Marc Marquez, der zuletzt mit einem Rüpel-Rennen in Argentinien auffiel - und der Kritik und Konkurrenz beim nächsten Lauf in Austin dann einfach überlegen davonfuhr. „Er hatte nach der ganze Sache ein sehr starkes Rennen“, hofft Verstappen auf ein gutes Omen.

Von

Frederik Hackbarth