Das erste große Etappenziel hat er überraschend schnell erreicht: Bereits im zweiten Rennen für Ferrari ist Sebastian Vettel der erste Sieg für seinen neuen Arbeitgeber aus Maranello geglückt. Im Glutofen von Sepang profitierte Vettel von einer riskanten Zweistoppstrategie nach einer frühen Safety-Car-Phase. Im anschließenden Reifenpoker mit den Mercedes von Lewis Hamilton und Nico Rosberg, die jeweils einen Reifenwechsel mehr als der Deutsche machten, behielt Vettel die Oberhand. Nach dem Überfahren der Ziellinie in Malaysia brachen bei den Roten dementsprechend alle Dämme: „Grazie, grazie, grazie! Forza Ferrari!“, jubelte Vettel ausgelassen am Funk, während Teamchef Maurizio Arrivabene voller Stolz gratulierte: „Die Nummer eins ist zurück, Ferrari ist zurück! Großartig Seb, eine tolle Fahrt!“

Auf Schumachers Spuren

Podium Sepang 2015
Am Ziel seiner Träume: Vettel macht es seinem Idol Schumi nach und gewinnt für Ferrari
Für Vettel war der Triumph von Sepang sein 40. Karriere-Erfolg. Dabei zeigte er in einem atemberaubenden Duell den vorab favorisierten Mercedes-Piloten diesmal die Grenzen auf. Vettel holte am Sonntag seinen ersten Formel-1-Sieg seit dem 24. November 2013 in Brasilien und bescherte der Scuderia den ersehnten ersten Triumph mit einem deutschen Fahrer seit Michael Schumacher im Oktober 2006 in China. Hamilton verpasste als Zweiter zwar seinen 35. Grand-Prix-Sieg, bleibt aber auch dank seines Auftakterfolgs in Australien Führender in der Gesamtwertung. Vettel ist nach dem ersten Ferrari-Triumph seit Mai 2013 in Spanien nun WM-Zweiter vor Rosberg. Letztmals stand im August 2014 beim Sieg von Daniel Ricciardo in Spa kein Mercedes-Pilot auf dem Treppchen ganz oben.

Räikkönen unterstreicht Ferrari-Form

Vettels Teamkollege Kimi Räikkönen krönte seine Aufholjagd nach einem frühen Reifenschlitzer mit Position vier. Force-India-Mann Nico Hülkenberg musste sich mit Rang 14 begnügen. Fernando Alonso erlebte ein bitteres Comeback für McLaren. Wegen technischer Probleme musste der Spanier, der in Melbourne wegen einer Gehirnerschütterung gefehlt hatte, seinen Wagen schon in Runde 22 abstellen. Auch Teamkollege Jenson Button sah nicht die Zielflagge. Max Verstappen ist nach seinem siebten Platz für Toro Rosso nun mit 17 Jahren und 180 Tagen der jüngste Formel-1-Pilot in den Punkten. Zuvor hatte Daniil Kvjat beim Großen Preis von Australien 2014 mit 19 Jahren und 325 Tagen diese Bestmarke gehalten.

Hilfe durch das Safety-Car

Ferrari
Jubel mit Ferrari-Flagge: Nach seinem ersten Sieg für die Scuderia brachen bei Vettel alle Dämme
Hamilton erwischte nach seiner 40. Pole Position zu Beginn einen Start nach Maß und spulte als Führender die ersten Kilometer ab. Dahinter kamen sich Vettel und Rosberg mit ihren Autos gefährlich nahe. Hülkenberg machte einen Sprung von Position 13 auf sieben. Eine frühe Safety-Car-Phase in Runde vier, verursacht durch den gestrandeten Sauber von Marcus Ericsson, nutzten unter anderen die Silberpfeile zum ersten Boxenstopp. Vettel hingegen verzichtete und setzte sich vor Hülkenberg an die Spitze. Während der Heppenheimer mit freier Fahrt seine ersten Führungsrunden im Ferrari drehte, steckten Hamilton und Rosberg erstmal im Verfolgerfeld fest und verloren dabei wichtige Zeit.

Strafe für Hülkenberg

In Runde zehn übernahm dann der Brite in seinem 150. Grand Prix mit einem Rückstand von rund zehn Sekunden die Rolle als erster Vettel-Verfolger. Acht Umläufe später kam auch der Hesse erstmals an die Box zum Reifenwechsel und verlor die Spitzenposition. Nun war die erwartete Hierarchie wieder hergestellt: Hamilton fuhr in einer eigenen Liga vor Rosberg und Vettel. Der weit zurückgefallene Hülkenberg wurde unterdessen nach einer Kollision mit Red-Bull-Pilot Daniil Kvjat mit einer Zehn-Sekunden-Strafe belegt. In dem Führungskrimi setzte sich nach Hamiltons zweitem Stopp in Runde 25 wieder Vettel an die Front. Doch der Brite holte Sekunde und Sekunde auf.

Mercedes kommt nicht mehr heran

Malaysia
Der Finger ist wieder da: Nach einer sieglosen Saison 2014 meldet sich Vettel auf Platz eins zurück
Vettel kam nach seinem zweiten Stopp knapp vor Rosberg auf die Strecke zurück und ging nach Hamiltons drittem Aufenthalt in der Garage wieder in Front. Während das Rennende immer näher kam, blieben Vettels Zeiten konstant und er hielt dem immensen Druck seiner Verfolger letztendlich stand, um so die Spitzenposition vor Hamilton und Rosberg zu bewahren. Der Brite und sein Wiesbadener Stallgefährte machten nicht mehr entscheidend Boden gut. Jubelnd überfuhr Vettel die Ziellinie, zeigte immer wieder seinen berühmten Vettel-Finger und steckte eine Ferrari-Fahne an sein Seigerauto. (fh/dpa)