Wenn Sebastian Vettel am Sonntag (9. April) in China in der Startaufstellung steht, darf er sich über ein wohl bekanntes, aber schon lange nicht mehr dagewesenes Gefühl freuen: Erstmals seit November 2013, damals noch für Red Bull, geht der Deutsche als WM-Führender in einen Grand Prix. Doch trotz des Auftaktsieges vor zwei Wochen, glaubt Vettel: „Mercedes bleibt der Favorit. Wir hatten ein sehr starkes erstes Rennen in Australien, aber es gibt noch viele Dinge zu tun, um dauerhaft mit ihnen mithalten zu können.“
Ferrari
In Melbourne war die Freude bei Ferrari riesengroß
Der Deutsche warnt vor verfrühter Euphorie: „Klar, der Start hätte nicht besser sein können. Aber es war eben erst ein Rennen. Jeder im Team weiß, dass es keine Garantie gibt, dass es so weitergeht.“ Einen zusätzlichen Motivationsschub hat Vettel bei den Mitarbeitern der Scuderia dennoch ausgemacht. „Erfolge sind immer die beste Medizin. Jetzt versucht jeder, noch mehr sein Bestes zu geben. Jeder will mehr und ist nach wie vor hungrig. Das ist die Stimmung, die man im Team spürt“, so Vettel vor dem zweiten Lauf des Jahres.
Dass gerade die italienische Presse den Auftaktsieg wie einen WM-Titel bejubelte, nimmt Vettel mit einem abgeklärten Lächeln zur Kenntnis. „Jetzt ist die Euphorie groß, aber man muss natürlich realistisch bleiben und schauen wie es hier und die nächsten Rennen auf anderen Strecken aussieht“, mahnt der Deutsche. Die vielen positiven Schlagzeilen kann Vettel gut einordnen - weil er nach letzter Saison auch die Schattenseiten bestens kennt: „Gemessen an unseren Erwartungen war es sicher kein so gutes Jahr. Aber so schlecht, wie es behauptet wurde, war es auch nicht“, erklärt Vettel mit Blick auf 2016.
Mercedes
Wer hat in China die Nase vorne: Silber oder Rot?
Vor allem, weil der Deutsche nun einen wichtigen Prozess im Team erkennen kann. „Wir haben aus unseren eigenen Fehlern gelernt. Das war wichtig für die interne Entwicklung und wenn das jetzt Früchte trägt, können wir gut damit leben“, verrät der Heppenheimer. Ferrari sei 2017 „im Hintergrund stabiler aufgestellt“. Dennoch tritt Vettel auf die Euphoriebremse. „Es ist wichtig, sich nicht verleiten zu lassen, jetzt zu groß zu denken. Wir müssen einfach dranbleiben und es weiter Schritt für Schritt angehen.“
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Video: F1 GP China Shanghai

Bremsen: von 330 km/h auf 66 km/h

Dass in China am Wochenende zwei lange Geraden warten, die vor allem Power-Primus Mercedes entgegenkommen, bereitet Vettel indes keine Sorgen. Über seinen neuen SF70-H sagt er: „Es ist ein genereller Schritt nach vorne. Auch auf der Motorenseite müssen wir uns nicht mehr verstecken.“ Zwar habe Mercedes weiter „ein sehr, sehr starkes Paket. Das sieht man vor allem im Qualifying, wo sie noch ein bisschen die Nase vorne haben.“ Vettel ist aber überzeugt: „Wenn es so eng bleibt und man dadurch die Möglichkeit hat, den Unterschied zu machen, dann ist das schon ein großer Fortschritt für uns.“

Von

Frederik Hackbarth