Sebastian Vettel zieht sein mentales Ding gnadenlos durch. Und das heißt in diesem Jahr: Bleib cool, umarme deine Gegner so stark, bis sie kaum noch atmen können. Auch in Baku war der WM-Führende locker drauf, blieb stehen, plauderte über (Fußball-)Gott und die Welt und machte alles dafür, um seinen Beinamen Ghandi - davon weiß er indes nichts - zu bestätigen.
Ferrari
Das Foul in China nahm Vettel überraschend locker
Den hat sich der Deutsche seit seinen Verteidigungsreden für Lewis Hamilton in Bahrain und Max Verstappen in China intern eingehandelt. In der Tat: Sowohl Hamilton als auch Verstappen sind verblüfft angesichts des neuen Vettels. "Er war nett zu mir", sagte beispielsweise Verstappen mit einer Mischung aus Verwunderung und Bewunderung über die Reaktion Vettels nach der Kollision in China. Ein deutliches Zeichen dafür, wer der Platzhirsch und damit die Leitfigur im Formel-1-Fahrerlager 2018 ist.
Wie eine Spinne, die Fliegen im Netz hat, zieht der Heppenheimer mit seiner friedvollen Art die Schlinge immer weiter zu. Hamilton nicht in Bestform? Vettel gibt Kontra und redet Hamilton lieber stark, was den Briten am Ende - natürlich - schwächer macht. Vettel in Baku: "Ich habe nicht den Eindruck, dass die Dominanz von Mercedes endgültig gebrochen ist. Für mich ist Silber noch immer Favorit. In Melbourne war Lewis klar besser, in Bahrain wir und in China bin ich mir noch nicht so sicher."
Vettel
Sebastian Vettel am Donnerstag im Baku-Fahrerlager
Eins sei aber sicher: Er werde seine Herangehensweise in dieser Saison nicht ändern. "Wir haben ein tolles Auto und spüren, dass es viel Entwicklungspotenzial bietet. Das macht Laune für die kommenden Monate. Ich weiß, wie entschlossen wir die Ärmel hochgekrempelt haben. Aber letztlich spielt es keine Rolle, wie gut du in den ersten drei Rennen bist. Entscheidend sind vielmehr die letzten drei!"
Vettel liebt es den Ball flach zu halten. Wer ihn kennt, weiß aber: Er weiß genau, dass sein Ferrari ein Siegerauto ist und kein Weg an ihm vorbei führt, wenn es um die Titelvergabe geht.
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Von

Ralf Bach