Beim Thema E-Mobilität scheiden sich bekanntlich die Geister - auch unter Formel-1-Weltmeistern: Während der amtierende Champion Max Verstappen gut auf Elektroautos verzichten kann, beschenkte sich zu Weihnachten Ex-Weltmeister Nico Rosberg selbst mit einem fast 2000 PS starken Elektro-Sportwagen aus dem Hause Rimac (AUTO BILD berichtete).
Welchem Lager Sebastian Vettel zuzuordnen ist, ist indes hinlänglich bekannt: Der gerade frisch zurückgetretene Vierfach-Champion stach im Spätherbst seiner Karriere immer öfter auch als Umweltaktivist heraus.
So sehr sie auf der Rennbahn also auch Rivalen waren, abseits der Strecke stehen die beiden letzten deutschen Formel-1-Weltmeister damit für ein gemeinsames Ziel ein: Nachhaltigkeit und Schutz des Planeten. Diesen Themen haben sich Vettel und Rosberg trotz ihrer Leidenschaft für den Motorsport verschrieben.
Die letzten deutschen F1-Weltmeister: Vettel und Rosberg
Bild: Nico Rosberg Instagram

Doch wie geht das einher? Immer wieder müssen sich die deutschen F1-Stars Kritik für ihr Engagement anhören und sehen sich nicht selten sogar mit dem Vorwurf der Heuchelei konfrontiert.
"Dann bin ich halt ein Heuchler, wenn ich einen Job mache, den ich liebe, gleichzeitig aber auf Umwelt-Belange hinweise. Wir werden alle von verschiedenen Leidenschaften getrieben, aber ich werde mich nicht verbiegen", hatte Vettel im Sommer etwa gesagt, als ihm ein Protest gegen den Teersand-Abbau am Rande des Kanada GP von einer lokalen Politikerin um die Ohren gehauen wurde.

Rosberg stärkt Vettel den Rücken

Auch Rosberg, der sich als Teambesitzer in der Elektro-Rennserie Extreme E und Gründer des Greentech Festivals in Berlin selbst um zukunftsorientierte E-Mobilität bemüht, räumt mit Bezug auf Vettels Protestattitüde ein: "Ehrlich gesagt hätte ich erwartet, dass es unmöglich ist, das für die Menschen glaubwürdig rüberzubringen. Aber Sebastian macht das wirklich aus tiefster Überzeugung."
Nach Rosbergs Meinung gelingt der Spagat zwischen Racer und Umweltschützer daher trotzdem: "Natürlich birgt Motorsport diesen Konflikt. Seb steckte einerseits emotional in diesem Kampf, die Umwelt mit diversen Aktionen zu unterstützen - andererseits trug er mit den vielen Reisen und dem Verbrennen von Sprit natürlich selbst zum Klimawandel bei. Leider ist es einfach so, dass diese Leidenschaft derzeit nicht klimaneutral funktioniert. Dennoch finde ich es lobenswert, dass er sich für das Thema so starkmacht und er kommt deshalb auch authentisch rüber."
Umweltaktivist Vettel pflanzt schon mal einen Baum
Bild: Aston Martin

Vor diesem Hintergrund ist es für den Weltmeister von 2016 auch wenig verwunderlich, dass Vettel zum Ende der F1-Laufbahn seine Präsenz in den Sozialen Medien stark erhöht hat, obwohl der Heppenheimer diese bisher doch immer entschieden gemieden hatte. In der Sky-Sendung 'Any Driven Monday' erklärt Rosberg: "Wir haben im Sport eine große Anhängerschaft und können deshalb Vorbilder sein, Beispiele geben und neue Wege erforschen."
Das gilt laut dem 37-Jährigen auch nach der aktiven Karriere: "Die Menschen verfolgen ja weiter, was wir Racer machen und das müssen wir als Vorteil nutzen, im Dienste der Allgemeinheit", sagt Rosberg. "Sebastian hat noch viel zu geben und ich bin mir sicher, dass er etwas tun wird, womit er einen Beitrag für die Gesellschaft leistet."

Von

Frederik Hackbarth