Sebastian Vettel ist bekannt für seine Frotzeleien in und nach Pressekonferenzen. Erst recht dann, wenn er nur Dritter ist und Lewis Hamilton Erster. Als der Brite nach seiner Zauberrunde auch noch behauptet, Mercedes habe keinen speziellen Qualifying-Modus, kann sich der Heppenheimer eine Frage nicht verkneifen: „Was hast Du denn vorher gemacht?“ Antwort Hamilton: „Gewartet, bis ich eine gute Runde fahre, um das Grinsen aus Deinem Gesicht wegzuwischen.“ Die nächste Watsch'n, diesmal verbal.

Vettel nimmt's locker und hält auch zurück im Fahrerlager mit seinen Zweifeln an der Wahrheit hinter Hamiltons Aussage nicht hinterm Berg: „Wenn das wirklich stimmt, dann hat er den größten Teil des Abschlusstrainings verschlafen.“ Hintergrund: Über weite Strecken der Qualifikation war Ferrari nah dran an Mercedes. Später gibt der Heppenheimer zu, dass er sogar die Poleposition für möglich hielt.
Vettel
Hamiltons Ausführungen mochte Vettel nicht glauben
Doch dann die Sieben-Zehntel-Klatsche in den letzten drei Minuten des Samstagstrainings. Trotzdem hat Vettel Hoffnung. „Gut, der Abstand ist groß“, räumt er zwar ein, „Wir haben da ganz offenbar noch einige Hausaufgaben. Aber ich bleibe gelassen. Im Renntrimm wird das anders aussehen.“ Zudem hätte der Hesse wohl noch mehr aus seinem Ferrari rausquetschen können - das zeigt allein der Fakt, dass Kimi Räikkönen schneller war. Vettel gibt zu: „Meine beste Runde war nicht ideal, in Kurve 13 habe ich zu viel gewollt und zu spät gebremst. Das hat nicht funktioniert, da habe ich was liegen gelassen. Aber für ganz vorne hätte das auch nicht gereicht. Da bleibt immer noch eine halbe Sekunde übrig, und daran müssen wir arbeiten.“
Immerhin: Ferrari ist schneller als Red Bull. Das war nach den Testfahrten so nicht unbedingt zu erwarten.

Ferrari-intern glaubt man indes, dass dies sehr wohl möglich ist. Insider verweisen darauf, dass man im Gegensatz zu Mercedes ein vollkommen neues Auto gebaut habe - mit anderer DNA. So lässt sich auch erklären, dass die Scuderia immer noch Probleme hat, die perfekte Abstimmung zu finden. Besonders gestern fühlte Vettel sich gar nicht wohl in seinem roten Renner.
Ferrari
V wie Victory? Was geht noch für Ferrari im Rennen?
Trotzdem sieht man bei Ferrari die eigene Technik-Taktik positiv. Denn: Der Entwicklungsspielraum ist größer. Bis Baku, so erfuhr AUTO BILD MOTORSPORT, will man die derzeit fehlende halbe Sekunde bereits gefunden haben. Ein Ferrari-Ingenieur: „Wir glauben daran, dass wir die Lücke schließen können und dann sogar einen Vorteil haben.“
Schon nach Melbourne brachten die Italiener einen leicht überarbeiteten Frontflügel. Auffallend: Das Hauptprofil ist im Vergleich zur Testversion fast gerade und der unterste Flap ist aufgeteilt in ein Doppelprofil (s. Grafik oben). Ferrari spielt also mit Luftwirbeln. Eine Technik, die für ein ausgeklügeltes Konzept des Autos spricht.

Von

Bianca Garloff