Sonntag

Eines ist ganz klar: Das heutige Rennen war bestimmt mit Abstand eines der spannendsten der Saison, sowohl für uns Fahrer als auch für das Publikum. Wir haben gleich beim Start gemerkt, dass das Rennen in Silverstone alles andere als ein Zuckerschlecken werden würde. Zu Beginn sind wir eher schlecht weggekommen. Das ging aber anscheinend der gesamten rechten Hälfte des Feldes so, weil man deutlich gemerkt hat, dass es meine Hintermänner auch nicht gerade leicht hatten. Leider war der Start für uns also ziemlich bescheiden und wir haben ziemlich schnell vier Plätze verloren, was sich bei mir dann direkt auf die geplante Strategie ausgewirkt hat. Wir haben daher sehr bald die Reifen gewechselt, sind von der Einstopp- auf eine Zweitstoppstrategie umgestiegen, was am Ende  die falsche Entscheidung war.

Nicht das Maximum herausgeholt

Wahrscheinlich hätten wir etwas Zeit gespart, wenn wir an der Ausgangsstrategie festgehalten hätten, aber wie schon oft gesagt: Über 'hätte, wenn und aber' soll man ja bekanntlich nicht sprechen. Schade ist, dass wir heute nicht das Maximum aus uns und dem Auto holen konnten, da das Podium ganz sicher drin gewesen wäre. Der größte Spannungsbogen für mich war heute mein kleines Duell mit Fernando, das nicht nur wahnsinnig eng sondern auch sehr unterhaltsam war. Fernando wollte partout nicht, dass ich ihn überhole und hat alles rausgehauen was er hatte. Wir wissen ja, dass er stets mit harten Bandagen kämpft, aber heute war es fast schon etwas zu hart. Wenn ich bei ein, zwei Situationen nicht selber zurückgesteckt hätte, wären wir beide von der Strecke geflogen und dann hätten wir beide nichts vom Rennen gehabt.

Wir respektieren einander

Mir war auch klar, dass er sich öfters über Funk über mich beschwert, aber ich habe die meiste Zeit nur darüber gelacht und mir gedacht, dass ich das erst recht kann. Im passenden Moment habe ich dann meine Gelegenheit genützt und bin quasi mit der Brechstange an ihm vorbei - und dort bin ich dann auch geblieben. Es gibt nicht viele Fahrer, mit denen ich mich trauen würde, so hart am Limit zu fahren, aber Fernando ist ganz klar einer von ihnen. Auch wenn wir uns beide auf der Strecke nichts schenken und hart attackieren, respektieren wir einander und das ist für mich das wichtigste. Für uns geht es von hier nun weiter in meine Heimat, worauf ich mich unglaublich freue. Es ist schön, Zuhause zu fahren und viele bekannte Gesichter zu sehen und wer weiß - vielleicht klappt in Deutschland alles wieder etwas besser.
Ich melde mich bald wieder, bis dann ...
Sebastian

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Samstag

Zu Beginn des heutigen Qualifyings hatten wir es alles andere als leicht. Es war etwas schwieriger für uns, den richtigen Rhythmus zu finden und wir waren irgendwie immer einen Ticken zu spät dran. Am Ende standen wir dann auf Platz zehn, was zwar kein Weltuntergang ist, aber trotzdem nicht das, was wir von uns selbst erwarten würden. Da wir also sowieso schon in der sogenannten 'Ecke' gestanden sind, haben wir uns dann dazu entschlossen, richtig zu pokern und für die letzten Minuten noch einmal aus der Box zu fahren, dieses Mal mit den Trockenreifen.

Poker wird belohnt

Die erste Runde zum Warmwerden war zwar noch etwas rutschig, aber gleich die zweite und letzte Runde waren mehr als ideal. Man hat ganz deutlich gemerkt, wie schnell sich die Strecke in Silverstone ändern kann und das ein paar Autos schon genügen, um sie fast abzutrocknen. Wir haben dann einfach alles rausgeholt was ging und sind dann zum Schluss dafür belohnt worden. Der zweite Platz freut nicht nur mich, sondern das ganze Team und ich bin sehr happy, dass wir in unseren zweiten Heim-Grand-Prix aus der ersten Reihe starten können.

Regen könnte helfen

Trotz des guten Tages heute wird es bestimmt auch weiterhin schwer, Mercedes schlagen zu können. Nico ist ebenfalls ein gutes Qualifying gefahren, aber man hat schon in Kanada gesehen, dass auch bei den Silberpfeilen mal Probleme auftreten können. Deshalb heißt es aufmerksam und auf der Lauer zu bleiben und darauf zu achten, dass uns Gelegenheiten zum Angriff nicht durch die Lappen gehen. Das heißt natürlich volle Konzentration zu jedem Zeitpunkt des Rennens und alles geben, was man hat. Ich hoffe, dass wir diese gute Leistung morgen wiederholen können und ich so auch den Ausfall in Österreich wettmachen kann. Regen wäre für's Rennen sicher nicht schlecht, aber am Ende müssen wir das Wetter sowieso so nehmen wie es kommt. Trotzdem – stören würde mich das Wasser von oben auf keinen Fall.
Ich melde mich bald wieder, bis dann ...
Sebastian
In Zusammenarbeit mit www.sebastianvettel.de & www.redbull.de