„Ich freue mich für alle Fans, die seit zu langer Zeit auf so einen Tag gewartet haben. Forza Ferrari!“ So meldete sich FIAT-Boss Sergio Marchionne am Sonntag in einer ersten Stellungnahme zum Überraschungssieg von Sebastian Vettel in Sepang zu Wort. Für die italienischen Tifosi wurde der Grand Prix von Malaysia unverhofft zum Feiertag. So wirklich gerechnet hatte niemand damit, dass Vettel schon im zweiten Saisonrennen die Dominanz von Mercedes brechen könnte - und das in einem Rennen unter normalen, trockenen Bedingungen. Zwar spielte Vettel ein frühes Safety-Car in die Karten, doch geschenkt war der Triumph vor den Toren Kuala Lumpurs deswegen noch lange nicht. Vielmehr ging Ferraris riskante Strategie mit nur zwei Stopps einfach perfekt auf und der Deutsche behielt an der Spitze die Kontrolle über das Rennen.

In Maranello über den Zaun geguckt

Ferrari
Vettel wie Schumi - Bilder, die sich gleichen: Ein Deutscher gewinnt im roten Renner aus Maranello
Weniger kontrolliert war Vettel selbst dafür nach der Zieldurchfahrt. Zu emotional, zu begeistert, zu stolz war der Heppenheimer ob des Erreichten. „Es ist ein phänomenaler Tag, etwas ganz besonderes. Damit wird nicht nur ein Traum wahr, sondern gleich mehrere Kindheitsträume“, berichtete Vettel breit grinsend. „Ich habe von früher noch so viele Erinnerungen an Michael (Schumacher; d. Red.). Er war mein Idol, als kleiner Junge war ich in Maranello und habe da über den Zaun geguckt. Und jetzt gewinne ich selbst mit Ferrari“, so Vettel. „Es macht mich sprachlos. Dieser Tag wird für mich immer sehr speziell bleiben.“ Entsprechend ausgelassen feierte der Deutsche auf dem Podium, zuvor hatte er bereits die Crew seines neuen Teams geherzt und eine große Ferrari-Fahne geschwenkt. Der 27-Jährige scheint nicht erst durch den Sieg voll bei der Scuderia angekommen zu sein.

Bildergalerie

Sebastian Vettel: Seine Karriere in Bildern
Sebastian Vettel: Seine Karriere in Bildern
Sebastian Vettel: Seine Karriere in Bildern
Kamera
Sebastian Vettel: Seine Karriere in Bildern

Emotionale Momente auf dem Podest

„Man hat mich mit offenen Armen empfangen, seit Tag eins, als sich das Tor in Maranello erstmals geöffnet hat. Ich fühle mich hier sehr wohl. Die Stimmung ist gut und wird immer besser. Ich freue mich einfach auf das, was noch kommen mag“, strahlte Vettel, der fand: „Heute da oben auf dem Podest in die Augen der Mechaniker zu sehen und die italienische Hymne zu singen, das war bewegend.“ Für die weitere Vertiefung der Bindung zu seinem neuen Team sollen nun die Feierlichkeiten des ersten gemeinsamen Sieges dienen - Vettel kündigte bereits an, dass man noch ein ausschweifendes Abendprogramm geplant habe. „Das Wichtigste ist, den Tag heute zu genießen, deswegen wird gefeiert. Wenn nicht jetzt, wann dann? Normalerweise ist ja in Malaysia immer der Flüssigkeitsmangel ein Thema. Aber ich glaube, heute Abend gehen uns die Drinks nicht aus“, scherzte der Heppenheimer.

Schneller als Trips und Schumacher

Scuderia-Mechaniker
Jubellauf: Ausgelassene Ferrari-Mechaniker rennen durch die Boxengasse, um Vettel auf dem Podest zu feiern
Mit seinem Sieg am Sonntag machte sich Vettel zum erst dritten Deutschen, der für die Mythosmarke Ferrari ein Rennen gewinnen konnte. Anfang der Sechzigerjahre gelang dies erstmals dem legendären Wolfgang Graf Berghe von Trips, ehe Michael Schumacher 1996 nachzog und eine beispiellose Karriere in Rot folgen ließ. Doch so schnell wie Vettel schaffte es keiner seiner Vorgänger, dem Kirchturm in Maranello das traditionelle Siegerläuten einzuhauchen. Trips gewann erst im fünften Jahr und seiner zweiten vollen Saison für Ferrari, Rekordweltmeister Schumacher musste in seinem Debütjahr mit der Scuderia immerhin bis zum siebten Rennen auf den ersten Erfolg für die Italiener warten. In diesen Statistiken hat Vettel seine beiden prominenten Landsmänner also bereits nach zwei Rennen mit dem springenden Pferd übertrumpft.

Von

Frederik Hackbarth