Formel 1: Villeneuve erinnert sich an Schumacher
Schumi musste man überraschen!

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Schumacher gegen Villeneuve: Das Duell elektrisierte Ende der 90er Jahre die F1. Der Kanadier erinnert sich bei ABMS an seine besten Kämpfe mit dem Rekordweltmeister.
Bild: Getty Images / Picture-Alliance
Spricht man dieser Tage mit Jacques Villeneuve über die besten Überholmanöver seiner Karriere fällt in erster Linie ein Name: Michael Schumacher! Der Kanadier lacht im Gespräch mit AUTO BILD MOTORSPORT: „Drei meiner besten Überholmanöver hatte ich mit Michael – ausgerechnet mit Michael...“ Neben zwei Überholmanövern aus seiner IndyCar-Zeit und einem Manöver bei den NASCARS, zählt Villeneuve drei Überholvorgänge aus seiner F1-Karriere zu seinen persönlichen Top-6-Favoriten. Und alle drei fanden gegen Schumi statt! Eines war das wohl wichtigste seiner Karriere, machte es Villeneuve im legendären Finale von Jerez 1997 doch zum Weltmeister. Aber fast noch höher schätzt der Kanadier ein, was ein Jahr zuvor im Nachbarland Portugal geschah. „Estoril 1996!“ Zwei Worte, die Villeneuve bei ihrer Aussprache ein breites Grinsen auf die Lippen zaubern.
Mit Oval-Erfahrung außenherum

Kurz vor dem waghalsigen Manöver: Villeneuve (hinten) jagt Schumi um den Kurs in Estoril
Das Estoril-Manöver im Video: Villeneuve überholt Schumi außenherum
Nicht zu viel nachdenken
Doch Villeneuve ließ seiner tollkühnen Ansage Taten folgen – und zwar gegen keinen Geringeren als Michael Schumacher. „Ich habe es im Rennen gegen ihn tatsächlich versucht. Es ergab sich einfach die Gelegenheit und meiner Meinung nach, war es der beste und auch leichteste Weg ihn zu überholen“, erinnert sich Villeneuve 18 Jahre später. Sein Rezept: Augen zu und durch! „Man muss in solchen Augenblicken an sich und die Chance glauben... und nicht zu viel darüber nachdenken. Sonst kapiert man, wie verrückt das eigentlich gerade ist und lässt es lieber sein“, lacht der Kanadier, der an jenem Tag in Portugal eine wertvolle Lektion lernte: „Der einzige Weg, wie man Michael überholen konnte, war es, ihn zu überraschen!“ Für Villeneuve hat das mehrere Male funktioniert. „Und das Gefühl dabei war immer herausragend. Michael hat das natürlich gehasst, weil er fair und geradeaus geschlagen wurde – zeitgleich hat es aber auch dafür gesorgt, dass er mich respektiert hat“, glaubt der Ex-Weltmeister.
Duelle haben immer Spaß gemacht

Auf der Strecke große Rivalität, daneben eine Menge Respekt: Schumi & Villeneuve trinken einen zusammen
Showdown im spanischen Jerez
Schumacher war im Vorteil, ging mit einem Punkt Vorsprung ins WM-Finale. „Auf Grund dieser Ausgangslage war klar, dass Michael versuchen würde, mich rauszuhauen, wenn es zum direkten Duell kommt. Er wusste das, ich aber auch. Also habe ich mein Manöver die Runden davor genau vorbereitet“, so Villeneuve. „Ich hatte beobachtet, dass ich in dieser einen Kurve immer viel später bremste als er. Ich habe dann meinen Boxenstopp später eingelegt, um frischere Reifen zu haben. Am Eingang der Runde habe ich dann die Entscheidung getroffen: Das wird die Runde, in der ich ihn überhole - egal was auch passiert!“ Villeneuve: „In der Kurve auf die lange Geraden bin ich dann über das Limit und Extra-Risiko eingegangen, um besser heraus zu beschleunigen. Dabei kam ich sogar ein bisschen in den Sand und wenn ich dabei abgeflogen wäre, wäre es das gewesen. Aber ich musste überholen, sonst hätte ich die WM auch verloren.“
Gut vorbereitetes Manöver

Legendäre WM-Entscheidung: Schumi macht in Jerez 1997 die Tür zu und kollidiert mit Villeneuve
Das Jerez-Manöver im Video: Schumi rammt Villeneuve
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