Herr Villeneuve, Nico Rosberg kämpft gerade um seinen ersten WM-Titel und könnte mit seinem Vater gleichziehen. Sie haben Ihren Vater sogar übertrumpft. Wie groß ist der Druck, wenn man einen so berühmten und erfolgreichen Vater hat?
Villeneuve: Der Unterschied – und was mir auch geholfen hat – ist: Mein Vater war schon tot, als ich mit dem Motorsport anfing. Das hat mir erlaubt, ein Mann zu werden. Das Problem wäre gewesen, dass mein Vater zu viel Energie hatte. Er wäre ein übermächtiger Einfluss gewesen. Bei Keke kommt mir das ähnlich vor. Und das ist die Schwierigkeit für Nico. Wie soll er mit so einem starken Vater im Hintergrund zum Mann werden? Er fühlt sich immer beschützt. Gut ist deshalb, dass Keke nicht zu allen Rennen kommt.
Der Vater als Formel-1-Legende: Ist das eher Türöffner oder zusätzlicher Druck?
Villeneuve
Weiß, wovon er spricht: Klein-Jacques (re.) 1974 am Cockpit seines berühmten Vaters Gilles (Mi.)
Mich hat das stark unter Druck gesetzt. Die Leute sahen in mir meinen Vater, insbesondere deshalb, weil er schon tot war. Das hat es schwierig gemacht, mich so aber auch gezwungen schnell zu sein. Der Druck kann einen zerstören oder umso besser machen. Für mich war das gut.
Kamen Sie auch – wie Nico Rosberg – durch Ihren Vater zum Rennsport?
Ich wollte immer Rennfahrer werden. Seit ich fünf Jahre alt war, habe ich mit kleinen Rennwagen auf dem Teppich gespielt. Natürlich, weil ich das von meinem Vater kannte. Ich wollte ihn nicht kopieren. Aber durch ihn wusste ich, was Rennsport ist. Und dass ich Rennfahrer werden will. Ich wusste früher als andere, wie es ist, wenn man Risiken eingeht, weil der Lebensstil meines Vaters mich geprägt hat. Das war ein Vorteil. Mein Vater hat aus mir den Rennfahrer gemacht, der ich geworden bin. Mein Vater hat mich praktisch zum Weltmeister gemacht.
Nico Rosberg scheut die Vergleiche mit Keke. Können Sie verstehen warum?
Auch ich habe versucht mich von solchen Diskussionen fernzuhalten. Es war unmöglich mit Journalisten und Fans darüber offen zu diskutieren. Sie wollten die Wahrheit nicht hören. Sie zogen immer die Vergleiche und sahen mich als Kopie meines Vaters. Wenn ich ihnen gesagt habe, dass dem nicht so ist, wurden sie sauer. Deshalb habe ich aufgehört darüber zu sprechen. Da kann ich Nico also verstehen.
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Von

Ralf Bach
Bianca Garloff