Pascal Wehrlein wird den GP Australien aussetzen.
Er hat im Moment keine Kraft ein Formel-1-Auto über eine Renndistanz zu steuern. Trotzdem zeigte Wehrlein heute große Stärke. Ganz offen gab der Deutsche zu, dass er nach seiner Rückenverletzung beim Race of Champions im Januar und nach sieben Wochen Trainingsrückstand nicht fit genug ist, das Rennen zu fahren. Eine Entscheidung, die mehr Mut verlangt als ein 900-PS-Geschoss mit Tempo 300 über eine Rennstrecke zu steuern.
Sauber
Wehrlein mit Sauber-Teamchefin Monisha Kaltenborn
"Wer weiß, wie ehrgeizig ich bin, der kann nachfühlen, wie sehr mir diese Entscheidung weh tut“", sagte Wehrlein am Samstagmorgen in Melbourne mit enttäuschter, aber doch fester Stimme. "Zumal ich keine Schmerzen habe. Aber ich weiß einfach, dass ich nicht über 58 Rennrunden oder zwei Stunden einsatzfähig sein kann." In der egoistischen Welt der Formel 1 denkt Wehrlein in diesem Fall auch an sein Team. Das spricht für den jungen Schwaben.
"Wenn ich nicht meine volle Leistung bringen kann, dann muss ich dem Team gegenüber fair sein und sagen - es geht einfach nicht. Wenn ich das durchziehe, und ab einem gewissen Punkt im Grand Prix bin ich nur noch mit meinem Körper beschäftigt, nicht mit meiner eigentlichen Aufgabe als Rennfahrer, dann ist das nicht gut für mich und auch nicht gut für den Rennstall."
So schwer die Situation für Wehrlein sein mag, er wird daran wachsen. Auch deshalb, weil er sieht, wie sehr ein Team zu seinem Fahrer stehen kann. Sauber-Teamchefin Monisha Kaltenborn wich während der Presserunde nicht von Wehrleins Seite. Sie sagt: "Das ist für unser Team keine einfache Situation. Aber wir haben extrem großen Respekt davor, dass Pascal uns das so offen und ehrlich gesagt hat. Für einen so ambitionierten Piloten ist das gewiss keine einfache Entscheidung."
Wehrlein will mit seinem Sauber-Trainer Josef Leberer bei dessen Zuhause in Salzburg jetzt hart trainieren, damit er schon in China einen erneuten Anlauf versuchen kann.
Wehrlein
Geduldig beantwortet Wehrlein alle Fragen der Presse
Fakt ist: Der Rücken schmerzt nicht mehr. Es ist allein der Trainingsrückstand und zu wenig aufgebaute Muskulatur, die Wehrlein zu diesem Schritt veranlasst haben. Das zeigt auch, wie schwer die neuen Autos wirklich zu fahren sind. In schnellen Kurven wirken auf die Fahrer mehr als 5g. Durch den hohen Abtrieb sind die Renner zudem viel schwerer zu lenken. Bei den einzelnen Runden während des Barcelona-Tests war das in dieser Form noch nicht abzusehen. Zumal der Sauber aerodynamisch weiterentwickelt und damit schneller wurde.
Statt Wehrlein wird der italienische Ferrari-Testfahrer Antonio Giovinazzi den zweiten Sauber fahren. Für den GP2-Vizemeister von 2016 ist es das erste Formel-1-Rennen.