Formel 1: Williams
Williams: Übernimmt jetzt eine Frau das Ruder?

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Williams war das bisher letzte Team in der Formel 1 mit einer Teamchefin. Bald schon könnte es beim Traditionsrennstall aus Grove wieder dazu kommen.
Bild: Susie Wolff Twitter
Das große Teamchef-Beben hat eine Lücke hinterlassen in der Formel 1: Bei Williams ist der Chefsessel noch unbesetzt. Der Deutsche Jost Capito (64) war überraschend gemeinsam mit Technikchef Francois-Xavier Demaison zurückgetreten. So jedenfalls die offizielle Lesart.
Hinter den Kulissen wird gemunkelt, dass die Eigentümer der US-Investmentfirma Dorilton Capital Capito und Demaison für die ausbleibenden Resultate verantwortlich machen. Williams belegte mit acht Punkten den letzten Platz der Konstrukteurswertung.
Damit ist das britische Traditionsteam endgültig am Tiefpunkt angekommen. Klar ist: So kann es nicht weitergehen. Der neue Boss muss die Mannschaft zurück in die Spur bringen.
Auch deshalb ist das Thema vor allem für englische Fachmedien eine Herzensangelegenheit. Zwei Namen werden mit dem Posten an der Spitze des Teams aus Grove in Verbindung gebracht. Erstens: Jenson Button (42). Der Formel-1-Weltmeister von 2009 begann seine Karriere im Jahr 2000 im Team von Frank Williams und ist dort mittlerweile Berater tätig.
Zweitens: Susie Wolff (40). Die Ehefrau von Mercedes-Teamchef Toto Wolff war bis 2022 Geschäftsführerin von Venturi in der Formel E – gab den Posten im Zuge der Übernahme des Teams durch Maserati aber ab. Und Wolff kennt auch Williams: Von 2012 bis 2015 war sie Entwicklungsfahrerin für die Briten, absolvierte sogar Freitagstests.

Susie Wolff war zuletzt Teamchefin von Venturi in der Formel E
Bild: Susie Wolff Twitter
Wird sie nun die dritte Teamchefin in der Formel 1? Bisher hatten nur Monisha Kaltenborn bei Sauber (2012-2017) und Claire Williams (2013-2020 als Stellvertreterin ihres Vaters) diesen Job inne.
Politisch wäre das ein echter Coup. Von möglichen Doppelpässen mit Toto Wolff würde Williams gewiss profitieren. Und: Im Windschatten ihres Gatten hat sich Susie Wolff über viele Jahre abschauen können, wie man ein Team zum Erfolg führt. In der Formel E machte sie das Mercedes-Kundenteam Venturi so zur zweiten Kraft der Elektroserie.
Auch der Gleichberechtigung in der Formel 1 würde eine Verpflichtung der Schottin Genüge tun: Seit Monisha Kaltenborn 2017 Sauber verlassen hat, fehlt der Formel 1 eine Frau in höchster Funktion am Kommandostand. Bereits über ihre Rolle als Teamchefin in der Formel E sagte Wolff zu F1-Insider.com: „Wenn ich ein Vorbild sein kann, ist das für mich sehr positiv. Wenn ich das erreichen kann, können andere Frauen das auch schaffen. Wir brauchen starke Vorbilder für die nächste Generation, um für Vielfalt in unserem Sport zu sorgen.“
Bleibt die Frage, ob das Familienleben der Wolffs mit zwei Teamchef-Jobs kompatibel ist. „Ich sage immer, dass ich neben dem Job als Teamchefin auch noch Logistik-Managerin der Familie bin“, betonte Susie Wolff einst in Bild am Sonntag. „Natürlich ist es nicht leicht, aber wir müssen es ja schaffen. Wir sind uns beide darüber klar, dass die Ehe und Familie an erster Stelle stehen.“
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