Formel 1: WM-Special mit Sebastian Vettel
Ich bin wie ein Elfmeter-Schütze

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Die Welt steht dieser Tage im Zeichen der Fußball-WM in Brasilien. AUTO BILD MOTORSPORT unterhielt sich mit Sebastian Vettel über das runde Leder.
Bild: Xpb / Getty Images
Vielbeschäftigt ist er, der viermalige Formel-1-Weltmeister Sebastian Vettel. Eigentlich muss er seinen lahmenden Red Bull flott kriegen. Für die schönste Nebensache der Welt nimmt er sich aber immer die Zeit: Fußball. Vettel ist von Kindesbeinen an Anhänger des runden Leders. Als Fan der Frankfurter Eintracht, und, natürlich, der Nationalmannschaft.

Zur WM drückt Vettel - hier in einem Trikot von 2010 - natürlich Deutschland die Daumen
Herr Vettel, Sie sind im Dilemma. Wie kann man als vielbeschäftigter Formel-1-Fahrer die WM verfolgen? Sie haben sich ja schon vor langem als Fußball-Freak geoutet?
Vettel: Ich versuche natürlich so viel wie möglich mitzubekommen. Hauptsächlich die Spiele unserer Elf.
Könnte lustig werden, wenn Deutschland wieder auf England treffen sollte. Im Red–Bull-Team arbeiten doch hauptsächlich Engländer...

Auch mal gerne selbst am Ball: Vettel kickt von Zeit zu Zeit bei der Mannschaft der F1-Piloten mit
Haben Sie denn Hoffnung, dass es Deutschland in Brasilien bis ins Finale schaffen kann und sogar den Titel gewinnt?
Vettel: Ja, weil sie einfach gut sind. Es sind jetzt nicht mehr nur junge Himmelsstürmer, sondern eine in sich gewachsene, erfahrene Truppe. Sie haben zwar viel Druck, weil die Erwartungshaltung enorm ist. Aber, da müssen sie durch.
Apropos: Wie gehen Sie mit dem enormen Mediendruck um? Können Sie sich in die Kollegen vom Fußball hineinversetzen?

Handshake mit Brasilien-Legende Roberto Carlos - Parallelen zum Fußball gibt es in der F1 viele
Lassen sich Fußball und Formel 1 überhaupt irgendwie vergleichen?
Vettel: Ja, durchaus. Ein guter Fahrer in einem schlechten Auto kann keine Rennen gewinnen, eine Meisterschaft schon gar nicht. Wie im Fußball muss das ganze Paket stimmen, damit am Ende der Pokal oder die Schale gewonnen werden kann. Der Pilot muss individuelle Klasse haben, braucht aber ein Ingenieurteam, das ein gutes Auto baut, zusammen mit dem Fahrer über die Saison verbessert und die richtigem Strategien entwickelt. In diesem Sinne ist die Formel 1 total ein Mannschaftssport. Nur auf der Strecke ist der Fahrer Einzelkämpfer, der das gemeinsam Erarbeitete in Eigenverantwortung zu Erfolgen führen muss.
Mit welcher Position im Fußball könnte man ihre Rolle als Pilot vergleichen?

Zeit für ein paar Fotos - hier beim Stadionbesuch in Barcelona mit Freundin Hanna
In der Formel 1 ist jeder Zentimeter auf der Strecke durch TV-Kameras überwacht, strittige Szenen werden noch einmal angeschaut. Verstehen Sie, dass der Fußball auf solche Mittel verzichtet?
Vettel: Nein, absolut nicht. Wenn man technisch die Möglichkeit hat festzustellen, ob ein Ball jetzt hinter der Linie war oder nicht oder ob es ein Foul war oder nicht, sollte sie genutzt werden wie auch in anderen Sportarten, Tennis zum Beispiel - auch als Hilfe für die Schiedsrichter. Der Einsatz technischer Hilfsmittel unterläuft doch nicht den Urgedanken des Sports, den man - natürlich - nicht verändern sollte.
Wie und wann sind Sie eigentlich Fußball-Fan geworden?
Vettel: Schon früh, als Kind. Meine Heimatstadt Heppenheim ist ganz klar Eintracht-Frankfurt-Land. Es gab schon damals viele Autos, die mit Eintracht-Aufklebern oder Fahnen durch die Stadt gefahren sind, auf dem Weg ins Waldstadion. So hieß die Arena damals. Logisch, dass ich da auch mal hinwollte.
Können Sie sich an spezielle Spiele erinnern, als Sie im Stadion waren?

Glühender Eintracht-Fan: Vettel mit dem Trikot der Frankfurter und seiner Startnummer 1
Wie oft gehen Sie pro Saison ins Stadion?
Vettel: So oft ich kann, aber im Moment besteht oft nicht die Zeit dazu. Hauptsächlich wegen wichtiger Geschäftstermine alle zwei Wochen, die leider auch immer am Wochenende stattfinden.
Gibt es einen Traumgegner, den Sie mal live in der Commerzbank-Arena sehen möchten?
Vettel: Ja. Den FC Barcelona im Halbfinale zur Champions-League.
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