Die Formel 1 feiert das Rennen in Bahrain und vor allem die ausgebliebene Teamorder bei Mercedes, die den Fans am Sonntag in der Wüste das wohl beste Duell der letzten Jahre bescherte. Obwohl im gleichen Team beschäftigt, kämpften Nico Rosberg (28) und Lewis Hamilton (27) in Sakhir 57 Runden lang mit dem Messer zwischen den Zähnen um den Sieg und schenkten sich dabei rein gar nichts. Mit einer Sekunde Abstand ging es am Ende über die Ziellinie – dass es davor, bei unzähligen Führungswechseln und Überholvorgängen nicht geknallt hatte, war wohl eine der größten Überraschungen beim Blick auf die engen Manöver zwischen beiden Silberpfeilen.

Mittagessen in Melbourne

Mercedes
Knallhartes Duell unter Teamkollegen: Hamilton (li.) & Rosberg ließen es auf der Piste in Bahrain krachen, ohne dabei zu kollidieren
Mercedes-Sportchef Toto Wolff beteuert im Gespräch mit den Kollegen von Sport Bild allerdings, dass es sich dabei nicht um einen Zufall gehandelt hat. Bereits am Mittwoch vor dem Saisonauftakt in Melbourne trafen sich Wolff, Teamchef Paddy Lowe und beide Fahrer zum Lunch und einigten sich bei dieser Gelegenheit auch gleich über die internen Vorfahrtsregeln für die Saison 2014. Man habe quasi „die Rahmenbedingungen festgelegt, wie wir uns in bestimmten Situationen verhalten werden“, so Wolff, der klarstellt: „Allen ist klar, dass es vorrangig um das Team geht, damit wir Mercedes in der Konstrukteurs-WM ganz nach vorne bringen und an einem Strang ziehen.“

Vollgastiere schauen nur auf sich

Trotzdem hätten die Fahrer aber auch ein Recht auf ihren persönlichen Erfolg. „Sie sind Vollgastiere und Athleten, die in erster Linie auf sich schauen müssen. Wenn du von deinem Teamkollegen geschlagen wirst, ist das nicht gut für die Karriere“, äußert der Österreicher Verständnis für den ungezähmten Siegeswillen seiner Schützlinge. Dennoch sei es immer wieder wichtig, beiden Piloten vor Augen zu führen, dass „unser erster Gegner die anderen Teams sind. Und erst dann kommt der Teamkollege. Wenn sie also gegeneinander fahren, gibt es keine Harakiri-Manöver, kein Abdrängen, kein Außenrum und kein In-die-Karre-Fahren.“

Beide Fahrer verdienen den Titel

Toto Wolff
Mercedes-Sportchef Toto Wolff (li.) posiert am Strand mit seinen beiden Piloten Nico Rosberg und Lewis Hamilton
Die Aggressivität gegenüber dem Stallkollegen müsse also einen milderen Härtegrad haben, als die gegenüber der übrigen Konkurrenz. Wolff: „Man lässt sich den Platz zum Überleben.“ Seien alle anderen Gegner jedoch bereits geschlagen – so wie am Wochenende in Bahrain – dürfen die Mercedes-Asse nochmals eine Schippe drauflegen. „Beide Fahrer werden dann auf das gleiche Motorprogramm umgestellt und haben wieder dieselben Voraussetzungen. Das heißt, wir fahren bis zur letzten Sekunde gegeneinander Rennen. Allerdings im Rahmen unserer Philosophie.“ Und diese lautet? „Wir sind hier um Rennen zu fahren und wir haben zwei richtig gute Piloten, die beide Rennen gewinnen und es verdienen Weltmeister zu werden!“

Von

Frederik Hackbarth