Glücklich wirkte Lewis Hamilton nicht nach seinem zweiten Platz in der Qualifikation zum Großen Preis von Belgien. Leicht lustlos rührte er seinen Cappuccino um, dann sagte er: "Ich habe nicht das Gefühl, als wäre ich geschlagen worden." Eingestehen einer Niederlage? Fehlanzeige. Schuld waren die Bremsen. Mal wieder. Diesmal waren die vorderen Bremsscheiben verglast. Folge: Ein Ausrutscher gleich in Kurve eins der wichtigen fliegenden Runde. Hamilton: "Ich habe alles gemacht wie immer, trotzdem zog das Auto nach rechts. Das Team hat gesehen, dass die Temperaturen zu niedrig waren. Ich habe die Bremsbalance dann nach vorne verstellt. Trotzdem ist das Problem geblieben."

Das Duell geht weiter

Hamilton
Lewis Hamilton konnte mit dem Qualifying in Spa nicht zufrieden sein
Immer wieder die Bremsen. Auch in der ersten Runde des GP Ungarn rutschte Hamilton wegen zu niedriger Temperaturen kurz in die Pampa. Teamkollege Nico Rosberg lässt die Ausrede nicht gelten: "Ich habe damit keine Probleme, man muss die Bremsen nur heiß genug halten." Hamilton gegen Rosberg. Es wird auch morgen wieder das Duell des Rennens - so wie zuletzt in Ungarn, als sich der Brite trotz Befehl von der Boxenmauer weigerte Rosberg, der sich auf einer anderen Strategie befand, Platz zu machen. Anschließend musste sich die Teamführung Fragen gefallen lassen, warum man sich diesen Ungehorsam bieten ließ. Hamilton kam mit seiner Aktion straffrei davon, obwohl sie Rosberg eine mögliche Siegchance vermasselte.

Diskussionen sind erwünscht

Mercedes-Sportchef Toto Wolff erklärte nun in Spa: „Wir haben das intern noch einmal klargestellt.“ Der Österreicher sagt aber auch: „Wir wollen keine Roboter in den Autos, die kommentar- und emontionlos alles hinnehmen. Sonst können wir die Autos gleich fernsteuern.“ Rückendeckung also für Hamilton und sein eigenwilliges Handeln? Wolff: „Nein. Aber wir wollen eben Persönlichkeiten in den Autos haben und dann musst du dich auch manchmal auf eine Diskussion einlassen. Wichtig ist nur, dass die Diskussion so stattfindet, dass sie dem Team nicht schadet, aber das wissen unsere beiden Fahrer jetzt.“

Budapest ein Grenzfall

Wolff
Toto Wolff machen die Diskussionen im Team und mit seinen Fahrern nichts aus
Die Teamstruktur soll zu jeder Zeit respektiert werden. "Es gibt einen Verantwortlichen am Kommandostand und wenn der eine Ansage macht, dann gilt die. Das wissen beide Fahrer." Allerdings wolle man die Wortwahl adaptieren. Wolff: "Man kann von keinem Fahrer erwarten, dass er bremst und sein eigenes Rennen opfert, um den Teamkollegen vorbeizulassen. In Zukunft wird es also so formuliert, dass er dem anderen Fahrer das Leben beim Überholen nicht zu schwer machen darf." Ob Hamilton das wirklich besser versteht?

Von

Frederik Hackbarth
Ralf Bach
Bianca Garloff