Formel 1: Zum 20. Todestag von Ayrton Senna
Ursachenforschung neu aufgerollt

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Die F1 zollt ihrem größten Idol Tribut: Zum 20. Mal jährt sich der Tod Ayrton Sennas – ein neues Buchprojekt begibt sich auf Suche nach dem Unfallgrund.
Bild: Getty Images
Heute vor 20 Jahren starb Ayrton Senna – doch auch zwei Dekaden später ist die Ursachenforschung für den bis dato letzten tödlichen Unfall in der F1 immer noch nicht abgeschlossen. Ein neues Buchprojekt befasst sich nun ausführlich mit den technischen Hintergründen in den letzten Lebenssekunden der brasilianischen Rennlegende und versucht, Antworten auf das Unbegreifliche zu finden. Zu diesem Zweck unterscheidet Autor Martin Zustak in seinem Werk 'Tamburello' in fünf Hauptthesen, die allesamt als Grund für den folgenschweren Unfall Sennas in Frage kommen könnten. Von offizieller Seite gab es auch im Gerichtsprozess zur Katastrophe von Imola keinen eindeutigen Befund, die wirkliche Unfallursache bleibt damit auch heute noch ein Mysterium.
Zu viele ungeklärte Fragen

Bild des Grauens: Sennas havarierter Bolide nach dem Einschlag in der Tamburello-Kurve von Imola
Fünf verschiedene Thesen
Als zweiter Grund wird ein Versagen der Servolenkung untersucht. Dies kann im Prinzip ausgeschlossen werden. Lange wurde das Williams-Team hier verdächtigt, etwas verschleiern zu wollen, da das System an Hills Schwesterauto komplett ausgeschaltet war. Dabei handelte es sich aber wohl um eine reine Vorsichtsmaßnahme. In Bezug auf die Servolenkung an Sennas Auto wird Experte Tony Woodward zitiert: „Die Telemetriedaten zeigen keinen plötzlichen Druckabfall bei der Steuerung und auch keine Unterbrechungen, die Hydraulik war demnach intakt bis Senna die Mauer traf.“ Auch ein eventuelles Rebooten des Systems konnte Woodward nicht feststellen. „An Sennas Auto war das nicht der Fall.“
Reifenschaden unwahrscheinlich

Der Williams FW16 aus dem Jahr 1994 gilt als aerodynamisch besonders empfindlich
Unfallablauf nicht stimmig
Als nächste Hypothese untersucht Zustak die aerodynamische Instabilität, die dem FW16 von 1994 als Achillesferse nachgesagt wird und die selbst Star-Konstrukteur Newey eingeräumt hat. Besondere Berücksichtigung finden hierbei auch die äußeren Umstände, wie die lange Safety-Car-Phase vor dem Unfall, die dadurch niedrigen Reifendrücke und die insgesamt sehr wellige Streckenoberfläche in der Tamburello-Kurve. Problematisch jedoch: Die Telemetrie stützt die Theorie eines zu wuchtigen Aufsetzens auf die Bodenwellen nicht – auch ein dadurch ausgelöste Übersteuern kann nicht gänzlich bewiesen werden und die untersuchte Lenkbewegung bleibt geradlinig – entgegen der natürlichen Reaktion eines ‚leichtern’ Steuerns.
Lenkdefekt als Ursache

Die herbeigeeilten Retter kämpfen noch am Unglücksort verzweifelt um Sennas Leben - doch jede Hilfe kommt zu spät
Keine Steuerkontrolle mehr
Vergleichbare Unfälle mit demselben Grund weisen eindeutige Parallelen auf. Auch zeigen die Telemetriedaten, dass Senna bereits wenige Augenblicke vor dem Auszucken des Autos nach links Gas wegnimmt. Auffallend zudem: Beim Abkommen von der Strecke und Auftreffen auf das Gras, geht das linke Vorderrad nach rechts. Wäre Senna noch im Besitz der vollen Steuerkontrolle seines Boliden gewesen, hätte er also absichtlich auf die Mauer zu statt weglenken müssen, was als klarer Indikator für eine defekte Lenkung zu werten ist. Dass der Brasilianer zudem bis zum Einschlag seine Hände am Lenkrad ließ und nicht, wie bei derlei Abflügen üblich, zum Schutz kurz vorher wegnahm, deutet darauf hin, dass er verzweifelt versuchte, doch noch Einfluss auf das Steuer zu nehmen.
Kein Entkommen aus Tamburello

Am Ende deutet alles auf einen Defekt an der Lenkung hin - Senna war seinem Schicksal also hilflos ausgeliefert
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