Funkspruch-Skandal bei der DTM
Rekordstrafe für Audi

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Der skandalöse Boxenbefehl beim DTM-Rennen in Österreich hat für Audi, Motorsportchef Ullrich und Fahrer Timo Scheider drastische Folgen.

Audis Motorsportchef Wolfgang Ullrich darf die Boxengasse bis zum Saisonende 2015 nicht mehr betreten.
Rückblick: Scheider nach Eklat disqualifiziert
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Statt Scheider darf in Russland ein junger Fahrer ran

Timo Scheider hat sich entschuldigt, darf aber in Moskau nicht starten.
Nach dpa-Informationen stehen drei Fahrer für das neu zu besetzende achte Audi-Cockpit für die beiden DTM-Rennen in Moskau anstelle des suspendierten Werksfahrers Scheider zur Wahl: Der frühere Formel-1- und DTM-Pilot Markus Winkelhock (Berglen-Steinach), Audi-Werksfahrer René Rast, der für die Ingolstädter zuletzt bei den 24-Stunden-Rennen in Le Mans und Spa am Start war, sowie der italienische VW-Pilot Antonio Giovinazzi, aktueller Tabellenführer der Formel-3-Europameisterschaft.
Mercedes findet das Urteil "hart"
Mercedes-Motorsportchef Toto Wolff erklärte, Mercedes habe die Entscheidung zur Kenntnis genommen. "Leider bleibt es dabei, dass unsere Fahrer für das zweite Rennen in Spielberg punktlos bleiben. Für Pascal und Robert tut mir dies sehr leid, da die verlorenen Punkte im Meisterschaftskampf noch eine wichtige Rolle spielen können." Das Urteil gegen Ullrich sei "sicher hart". Bis zu diesem Vorfall habe Mercedes diesen "immer als integren Sportsmann kennen- und schätzen gelernt, der viel für die Serie getan hat". Wolff versicherte, es gebe keine Differenzen: "Wir werden auch zukünftig in bewährter Weise zusammenarbeiten."
Ullrich hatte am 2. August 2015 in der letzten Runde des Rennens in Spielberg seinen Piloten Scheider per Boxenfunk aufgefordert, den Mercedes-Konkurrenten Robert Wickens von der Piste zu drängen. Wickens schob dann als Folge unfreiwillig seinen Marken-Kollegen Pascal Wehrlein von der Strecke. Für den bis dahin Gesamtführenden Wehrlein und Wickens endete das Rennen im Kiesbett. Scheider wurde nach dem Lauf disqualifiziert.
Hans Werner Aufrecht, der Vorsitzende des DTM-Veranstalters ITR, sagte zu der Entscheidung: "Es ist gut, dass der Fall Spielberg vor dem nächsten DTM-Event in Moskau abgeschlossen werden konnte und Audi das Urteil im Sinne des Sports akzeptiert hat." Er hoffe, dass jetzt wieder der Sport im Mittelpunkt stehe "und sich ein solcher Vorfall nicht wiederholt". Hans-Joachim Stuck, der auch als Repräsentant des Volkswagen-Konzerns fungiert, sagte der Deutschen Presse-Agentur: "Als Präsident des Deutschen Motor Sport Bundes möchte ich das Urteil aus grundsätzlichen Erwägungen nicht kommentieren."
Ullrichs Verhalten "schadet dem Ansehen massiv"
Die Richter unter dem Vorsitz von Harald Schmeyer sahen es laut DMSB-Mitteilung als erwiesen an, dass Ullrich "in seiner Funktion als Audi-Motorsportchef" eine Aufforderung an Scheider gesendet habe, einen anderen Fahrer in eine Kollision zu verwickeln. "Da ein solches Verhalten dem Ansehen des Motorsports in der Öffentlichkeit massiv schadet, musste die Strafe entsprechend hart ausfallen."
Jürgen Pippig, der Kommunikationschef von Audi Sport, bestätigte der dpa auf Nachfrage, dass Ullrich nicht nach Moskau reisen werde, sondern an diesem Wochenende beim vierten Lauf zur Sportwagen-WM (WEC) auf dem Nürburgring als Verantwortlicher von Audi Sport im Einsatz sei. Nach dpa-Informationen soll Ullrich, der am 27. August 65 Jahre alt wird, von Audi einen Folgevertrag als Motorsportchef vorliegen haben. Der Österreicher soll diesen aber noch nicht unterschrieben haben.
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