MotoGP-Superstar Andrea Divizioso wird als Gaststarter am dritten DTM-Rennwochenende in Misano in einem Audi sitzen. ABMS war bei seinen Testfahrten dabei.
Auch ein MotoGP-Superstar kann nochmal Rookie sein. Anfänger. Lehrling. Andrea Dovizioso ist Vizeweltmeister auf seiner Ducati, der Audi RS 5 DTM ist für den 33-Jährigen aber eine komplett neue Welt. Dovizioso wird beim dritten DTM-Rennwochenende in Misano (7.-9-Juni, live in Sat.1) als Gaststarter im Audi des Kundenteams WRT mitmischen.
An der Adriaküste absolvierte er an gleicher Stelle Testfahrten. AUTO BILD MOTORSPORT war dabei, sah dem Italiener über die Schulter, wie er sich auf sein Renndebüt vorbereitete. "Ich will alles wissen, alles analysieren, alles lernen, um etwas zu erreichen. Ich will nicht nur alles instinktiv machen. Wir haben alles analysiert, damit ich bestmöglich vorbereitet bin", sagte er im Gespräch mit ABMS. Dovizioso weiß: "Das Level ist wirklich hoch, es geht sehr eng zu. Es wird schwierig für mich, die richtigen Dinge im richtigen Moment zu machen. Ich werde es trotzdem genießen."
Referenzfahrer und Coach war Mattias Ekström. Mit der DTM-Legende steckte Dovizioso dann auch immer wieder die Köpfe zusammen. Erklärt und erläutert seine Eindrücke, Probleme. Eindringlich, denn es sind immer wieder neue Themen, die aufkommen. Er sucht den Rat der DTM-Legende, die Meinung des zweimaligen Meisters.
Dovizioso mit Coach Mattias Ekström
Der sagte ABMS: "Wenn man bedenkt, dass er noch nie so etwas gemacht hat, hat er keinen Fuß falsch gesetzt. Er ist ein extrem guter Schüler, hört gut zu und lernt schnell, ist dazu extrem ehrgeizig", lobte Ekström: "Dadurch ist es relativ einfach. Je mehr man ihm gibt, desto mehr setzt er um, weshalb die Schritte deutlich zu erkennen sind."
Trotzdem hat er noch nicht alles unter Kontrolle. Er muss sich eingrooven, sein Gefühl finden, sich Herantasten. Erfahrungen sammeln. Dovizioso: "Ein Motorradfahrer fühlt das Limit und managt das Limit. Die Autofahrer auch, aber der Abtrieb gibt dir den Grip. Der Speed ist viel geringer als in der MotoGP. Es ist schwierig, durch den Abtrieb das Limit zu fühlen, ich taste mich heran." Die Power des DTM-Autos (bis zu 640 PS), verbunden mit dem Abtrieb – die Kombination ist ungewohnt, sorgt bei ihm für eine Menge Respekt. Der größte Unterschied zur MotoGP ist die Linie. "Du kürzt alles ab und fährst viel schneller in die Kurve rein, und auch viel weiter innen als mit dem Motorrad. In den schnellen Kurven war das sehr schwierig. Es braucht Zeit, bis ich dort schnell bin, und im Moment verliere ich dort auch am meisten", sagte er.
183 Runden drehte Dovizioso, was umgerechnet rund 773 Kilometer sind. Die Zeiten? Handgestoppte 1;28,5 Minuten war die Bestzeit auf kurzen Quali-Runs. Später legte Dovizioso auch einen Longrun hin und blieb dabei über einen längeren Zeitraum konstant in einem Bereich von 1:29,5 bis 1:30,6 Minuten. Was diese Zeiten wert sind?
Schwer zu sagen, einen Vergleichswert gibt es nicht, da die neuen Turboboliden noch nicht in Misano gefahren sind, dazu war das Auto etwas schwerer und letztendlich sind es eben auch nur Tests. Im Vorjahr fuhr René Rast im Training eine 1:28:528 Minuten, im ersten Rennen schaffte Augusto Farfus in 1:30,288 Minuten die Bestzeit. Aber: Beim Auftakt in Hockenheim waren die neuen Boliden deutlich schneller als noch im Vorjahr, Pietro Fittipaldi unterbot zum Beispiel den Rundenrekord im Rennen um gut zwei Sekunden. Fest steht für Dovizioso: Um Siege wird es für ihn wohl nicht gehen: "Auch wenn ich nicht zu weit weg bin – ich erwarte nicht, vorne dabei zu sein. Ich will im Pulk mitmischen. Das dürfte das Maximum sein."