Die Zukunft begann lautlos, vor neun Jahren. 2000 präsentierte Toyota den Prius in Deutschland, zuvor gab es den Hybriden schon seit 1997 in Japan zu kaufen. Das Auto mit dem internen Code NHW11 ebnete Toyota den Weg zum weltweit größten Hersteller von Fahrzeugen mit Hybridantrieb. Ein Hit war er bei uns nicht, der Prius I: Toyota schlug bis 2003 nur 2100 Exemplare los. Die Technik war eben noch ungewohnt: Je nach Fahrsituation wird der Prius vom Elektro- oder Benzinmotor oder von beiden Aggregaten gleichzeitig angetrieben. Beim Bergabfahren oder Bremsen fließt überschüssige Energie zurück in die Batterien, die den Elektromotor speisen.

Typischer Prius-Mangel: leere Starterbatterien

Toyota Prius I Cockpit
So etwas gab es vorher in keinem Großserienauto. Um Kunden zu gewinnen, gewährte Toyota lange Garantiefristen: fünf Jahre oder 100.000 Kilometer. Und nun wird es spannend: Die Garantie ist abgelaufen - was die Haltbarkeits-Frage stellt. Die Antwort darauf ist uns unheimlich. AUTO BILD leiht sich einen Prius bei einem Mercedes-Händler in Norderstedt bei Hamburg. Baujahr 2001, 46.230 Kilometer auf der Uhr. Wir müssen dem Wagen in der Stadt Starthilfe geben, die Starterbatterie ist kaputt. Ein typischer Mangel: Wegen der vielen Steuergeräte hat der Prius I einen hohen Ruhestromverbrauch, sodass die Zwölf-Volt-Batterie nach vier Wochen Standzeit meist leer ist, früh kaputtgeht. Ersatz kostet 151,57 Euro.

Prius I: Gute Haltbarkeit, aber das Biedermann-Design kommt nicht an

Das war es mit Mängeln. Von unten sieht der Prius aus wie neu. Ölverlust? Kein Tropfen. Rost? Fehlanzeige. Die Bremsen? In Ordnung. Die Dichtungen? Wie am ersten Tag. Der Prius - ein Auto ohne Mängel? Wir haken nach. In diversen Foren tauschen sich Prius-Fahrer über ihre Fahrzeuge aus. Nie geht es um Reparaturen, immer wird über den Spritverbrauch philosophiert. Von 4,3 bis 5,9 Liter ist alles drin. Aber ein bisschen Schelte hagelt es doch: Das Äußere des ersten Prius gefällt keinem der Besitzer - zu stelzbeinig und bieder. "Aber an Kleinigkeiten wie Design stört man sich nach drei Monaten eh nicht mehr", schreibt ein NHW11-Fahrer. "Die Technik begeistert locker."

Keine Probleme mit Prius-Taxi

Der Berliner Bernd Engel (51) setzte 2002 als einer der Ersten auf einen Prius als Taxi. Geht da wirklich nichts kaputt? "Sagen wir mal so: Er ist sehr werkstattscheu", sagt der Unternehmer. Fünf lange Jahre war der Prius I im Einsatz und fuhr 340.000 Kilometer. "Zwei Stoßdämpfer hinten, eine Starterbatterie und eine Wasserpumpe musste ich ersetzen, ansonsten habe ich nur die Inspektionen machen lassen", erklärt Engel. Jetzt hat er zehn Prius der zweiten Generation (NHW20, ab 2003) im Einsatz. Einzige Kritik: "Der Wagen ist sehr eng für den Taxibetrieb, der Kofferraum zu klein."

Reklamation beim Toyota-Händler

Toyota Prius I
Diesmal flunkern wir, rufen in einem Hamburger Autohaus an. "Guten Tag, mein Name ist Meier, die Nickel-Metallhydrid-Batterie in meinem Prius von 2001 lädt nicht mehr. Der Wagen hat über 180.000 Kilometer runter." Der Servicemitarbeiter muss sich schlaumachen. Dann telefonieren wir wieder. "Gute Nachricht", sagt er, "sie haben noch Garantie." Ich werde stutzig: "Aber der Tacho steht bei 180.000 Kilometern." - "Macht nichts", sagt der Meister. "Und die Batterien müssen nicht defekt sein. Am besten, Sie bringen den Prius vorbei, dann können wir das von Toyota in Köln checken lassen. Das könnte auch aufgrund der Messwerte für Toyota interessant sein." Ich bin beruhigt. Denn eine neue Hybrid-Batterie kostet 2317,85 Euro.

Laut Toyota halten Batterien 15 Jahre

Toyota Prius I
"Batterieprobleme kennen wir eigentlich nicht", sagt Toyota-Sprecher Dirk Breuer. Im Übrigen bestehe die Nickel-Metallhydrid-Batterie aus 38 Modulen. Die ließen sich einzeln tauschen. Dann verspricht er: "Die Batterie hält ein Autoleben lang, also 15 Jahre." Und auch am Elektromotor sollte nichts kaputtgehen. Das gesamte System sei wartungsfrei. Bis auf eine Kleinigkeit: Bei Kilometer 150.000 muss das Kühlwasser für den Motor erneuert werden. Und auch der zweite Kühlkreislauf für den Inverter, der den Gleichstrom aus der Hybrid-Batterie in dreiphasigen Wechselstrom für den Antrieb umwandelt, braucht frisches Wasser. Sollte hier etwas kaputtgehen, wirds richtig teuer: Die Elektro-Antriebseinheit kostet 3170,01 Euro. Allein der Generator schlägt mit 946,45 Euro zu Buche, der Elektromotor mit 1261,18 Euro.

Was berichten Leser im AUTO BILD-Kummerkasten über den Prius?

Nichts. Über den Prius I beschwerte sich kein AUTO BILD-Leser. Im Dauertest fuhren wir die zweite Generation über 100.000 Kilometer. Note 1, lediglich die Glühlampe an der Kennzeichenbeleuchtung ging kaputt. Aber bei der Demontage fand sich Rost an der Prius-Karosserie! Na also: Ganz so unheimlich ist uns der Prius dann doch nicht.

Fazit von AUTO BILD-Redakteur Andreas May

Technik solide, Langlebigkeit super, Umweltbilanz Ia. Im Stadtverkehr ist der Prius unschlagbar. Sein größtes Manko: Die erste Prius-Generation hat so viel Charme wie Omas Schrankwand in Eiche rustikal. Wer sich nicht daran stört,fährt dauerhaft billig.

Die Prius-Konkurrenten: Honda Insight und Honda Civic IMA

Honda Insight
Der einzige Mitbewerber des Prius I sieht richtig schräg aus: Nach dem Honda Insight dreht sich jeder um. Das liegt nicht nur am Design, sondern auch am lautlosen Start. Der Honda Insight war der erste Hybrid auf deutschen Straßen, kam 2000 kurz vor dem Prius zu uns, genauer: zu 40 ausgesuchten Händlern, die am Probelauf teilnahmen. Verkauft haben sie kaum einen, das Gebrauchtwagen-Angebot ist waffeldünn. Aber Nachfrage gibt es heute: Bei Ebay ging neulich ein 2000er Insight mit Frontschaden für 4122 Euro weg...

Honda Civic IMA - ab 10500 Euro bei Laufleistungen um 60000 km

Der Honda Civic IMA ist so etwas wie ein "Hybrid light". Sein Elektromotor fungiert nur als Hilfsantrieb, bringt den Wagen aber nie allein in Schwung. Das änderte sich erst mit dem Civic Hybrid 2006. Der IMA baut mehr auf einem konventionellen Antrieb auf, er besteht aus einem Benziner mit Schaltgetriebe oder einem stufenlosen Getriebe, zwischen die ein Elektromotor geschaltet ist. Nur beim Bremsen gewinnt dieses Konzept Energie zurück. Die Absatzzahlen waren dürftig: Weniger als 500 Civic IMA kamen nach Deutschland.