Wer ein Reisemobil mit großer Funktionalität sucht, dafür aber nur ein kleines Budget zur Verfügung hat, landet fast automa­tisch bei Alkovenmodellen aus den frü­hen Nullerjahren. Die Einstiegsversion von Rimor ist ein klassischer Vertreter dieser Spezies: Mit seinem klangvollen Namen Europeo Junior deutet dieser ver­heißungsvoll an, nicht nur für die ein oder andere Naherholungstour, sondern für Reisen quer durch den Kontinent fit zu sein.
Mehr zum Thema: Wohnmobile
Dennoch sollte man vor Kauf und anschließendem Rundtrip genau checken, ob die betagten Marketingver­sprechen noch zur Wirklichkeit und dem individuellen Anforderungsprofil von heute passen. Denn zumindest das Fahrzeugalter ist alles andere als taufrisch. Gut gepfleg­te Exemplare mit überschaubaren Kilo­meterständen und lückenloser Historie sollten wie immer bevorzugt besichtigt werden. Neu wurde das spitz kalkulierte Einstiegsmodell der italienischen Marke schnell als Preiswert-Lösung gehandelt. Nach eineinhalb Jahrzehnten auf der Straße ist der Eindruck dafür mehr als okay.

Rimor setzt auf Ford-Transit-Bodengruppe mit Hinterradantrieb

Das ist er:
Viel Mobil fürs kleine Geld
Der Raumeindruck geht in Ordnung, die Polster dürften die härtere Geschmacksprobe sein.
Ein kreuzbraver Kandidat, dessen größte Überraschung das Basis­fahrzeug sein dürfte. Im Gegensatz zu 80 Prozent aller anderen Offerten in diesem Segment setzte der in der Toskana be­heimatete Hersteller Rimor seine Bud­get-Wohnkabinen nicht auf einen ein­heimischen Fiat Ducato, sondern auf die 2000 vorgestellte Ford-Transit-Boden­gruppe mit Hinterradantrieb. Grundriss und Ausstattung verdienen das Prädikat „schlicht“. Die blau-beige marmorierten Polster und passend dazu abgestimmten Vorhänge stammen offenkundig noch aus einer anderen Geschmacks-Epoche, ließen sich notfalls aber mit ein paar Metern Stoff und etwas Talent an der Nähmaschine an einem Wochenende in Eigenregie updaten. Wichtiger dürfte für die meisten Interessenten sein, dass sich das von uns besichtigte Exemplar augenscheinlich überdurchschnittlich gut gehalten hat: Das von der Wohnmobil Galerie in Hohenaspe (Schl.-Holst.) angebotene Fahrzeug erfuhr gerade erst einen gründlichen Werkstattcheck, hat einige Neuteile an Bord und leistet sich funktional keine offensichtlichen Mängel.

Rimor Europeo Junior für bis zu vier Personen

Das hat er: 
Viel Mobil fürs kleine Geld
Ein kompakter Küchenblock mit Rundspüle, Zwei-Flammen-Kocher und Kühlschrank samt Eisfach.
Alle wesentlichen Anlagen für gelungene Familienurlaube mit bis zu vier Personen. Auf knapp unter sechs Metern Außenlänge geht es luftig, je­ doch wenig luxuriös zu. Der sich zum Bug verjüngende Alkoven ist nicht ganz so geräumig, wie es die nackten Maße vermuten lassen. Und Bett Nummer zwei muss Abend für Abend aus der Dinette gezaubert werden. Um Strecke zu ma­chen, nachts an einem Ort zu nächtigen und notfalls auch Regenurlaubstage ge­meinsam an Bord zu überbrücken, reicht das Konzept trotzdem locker. Reisemo­bil-Profis dürften sich quasi blind an Bord zurechtfinden, denn bis auf den Küchenblock mit eigenwilligem Edel­stahl-Rundspülbecken nebst spartani­schem Zwei-flammenherd ist dieser Ri­mor gänzlich frei von Experimenten. Eindeutige Pluspunkte sind das relativ geräumige Heckbad mit separater Dusch­tasse und die beiden zusätzlichen Sitz­plätze Nummer fünf und sechs gegen die Fahrtrichtung. Wer Luxus wie Heck­garage, Klimaanlage, Rückfahrkamera, Navigationssystem oder elektrische Fens­terheber erwartet, der findet im Europeo Junior keinen geeigneten Partner – und muss im Zweifel realistisch etliche Tau­sender Budget mehr einplanen.
Viel Mobil fürs kleine Geld
Dürftig ist das Cockpit-Ambiente ohne Klima und mit Kurbelfenster.
So fährt er: Sehr entschleunigt und mit erfreulich wenigen Klappergeräuschen aus dem Aufbau. Der betuliche 2,4-Liter-Turbodiesel mit zarten 90 Pferdchen hat naturgemäß ordentlich mit dem über drei Meter hohen Aufbau zu kämpfen, und am servounterstützten Volant gibt es im Ernstfall keinen elektronischen ESP-Helfer. Hektiker sollten sich besser gleich nach einem anderen (jüngeren und potenteren) Mobil um­gucken, denn dieser Rimor macht aus der Not eine Tugend: Uns gefällt das Konzept des knurrigen Kilometerfres­sers, solange sich dies auf die Urlaubszeit beschränkt. Wer von einem Reisemobil jedoch brauchbaren Durchzug, Berg­tauglichkeit oder gar genug Power für Autobahn-Richtgeschwindigkeit erwar­tet, der wird von diesem Triebwerk her­be enttäuscht. Am besten reiht man sich mit dem Rimor auf Langstrecke in die Reihe der Lkw ein und erspart sich und seinen Mitreisenden waghalsige Elefantenrennen. Dann klappt es auch mit Touren bis in die entlegensten Winkel Europas. In der Bildergalerie sehen Sie weitere Details zum gebrauchten Rimor Europeo Junior.

Fazit

Pragmatiker mit begrenztem Budget könnten bei diesem Rimor auf ihre Kosten kommen: Wesentlich sind lü­ckenlose Werkstattpflege, keinerlei Wasserschäden oder Rost­probleme sowie eine ent­spannte Einstellung gegen­über dem lahmen Motor. Urteil: 3 von 5 Punkten.