Diesen Rimor Europeo Junior von 2003 gibt es als günstiges Einsteiger-Mobil bereits für deutlich unter 20.000 Euro. Ist der Italiener ein empfehlenswerter Kauf?
Wer ein Reisemobil mit großer Funktionalität sucht, dafür aber nur ein kleines Budget zur Verfügung hat, landet fast automatisch bei Alkovenmodellen aus den frühen Nullerjahren. Die Einstiegsversion von Rimor ist ein klassischer Vertreter dieser Spezies: Mit seinem klangvollen Namen Europeo Junior deutet dieser verheißungsvoll an, nicht nur für die ein oder andere Naherholungstour, sondern für Reisen quer durch den Kontinent fit zu sein.
Dennoch sollte man vor Kauf und anschließendem Rundtrip genau checken, ob die betagten Marketingversprechen noch zur Wirklichkeit und dem individuellen Anforderungsprofil von heute passen. Denn zumindest das Fahrzeugalter ist alles andere als taufrisch. Gut gepflegte Exemplare mit überschaubaren Kilometerständen und lückenloser Historie sollten wie immer bevorzugt besichtigt werden. Neu wurde das spitz kalkulierte Einstiegsmodell der italienischen Marke schnell als Preiswert-Lösung gehandelt. Nach eineinhalb Jahrzehnten auf der Straße ist der Eindruck dafür mehr als okay.
Rimor setzt auf Ford-Transit-Bodengruppe mit Hinterradantrieb
Das ist er:
Der Raumeindruck geht in Ordnung, die Polster dürften die härtere Geschmacksprobe sein.
Ein kreuzbraver Kandidat, dessen größte Überraschung das Basisfahrzeug sein dürfte. Im Gegensatz zu 80 Prozent aller anderen Offerten in diesem Segment setzte der in der Toskana beheimatete Hersteller Rimor seine Budget-Wohnkabinen nicht auf einen einheimischen Fiat Ducato, sondern auf die 2000 vorgestellte Ford-Transit-Bodengruppe mit Hinterradantrieb. Grundriss und Ausstattung verdienen das Prädikat „schlicht“. Die blau-beige marmorierten Polster und passend dazu abgestimmten Vorhänge stammen offenkundig noch aus einer anderen Geschmacks-Epoche, ließen sich notfalls aber mit ein paar Metern Stoff und etwas Talent an der Nähmaschine an einem Wochenende in Eigenregie updaten. Wichtiger dürfte für die meisten Interessenten sein, dass sich das von uns besichtigte Exemplar augenscheinlich überdurchschnittlich gut gehalten hat: Das von der Wohnmobil Galerie in Hohenaspe (Schl.-Holst.) angebotene Fahrzeug erfuhr gerade erst einen gründlichen Werkstattcheck, hat einige Neuteile an Bord und leistet sich funktional keine offensichtlichen Mängel.
Rimor Europeo Junior für bis zu vier Personen
Das hat er:
Ein kompakter Küchenblock mit Rundspüle, Zwei-Flammen-Kocher und Kühlschrank samt Eisfach.
Alle wesentlichen Anlagen für gelungene Familienurlaube mit bis zu vier Personen. Auf knapp unter sechs Metern Außenlänge geht es luftig, je doch wenig luxuriös zu. Der sich zum Bug verjüngende Alkoven ist nicht ganz so geräumig, wie es die nackten Maße vermuten lassen. Und Bett Nummer zwei muss Abend für Abend aus der Dinette gezaubert werden. Um Strecke zu machen, nachts an einem Ort zu nächtigen und notfalls auch Regenurlaubstage gemeinsam an Bord zu überbrücken, reicht das Konzept trotzdem locker. Reisemobil-Profis dürften sich quasi blind an Bord zurechtfinden, denn bis auf den Küchenblock mit eigenwilligem Edelstahl-Rundspülbecken nebst spartanischem Zwei-flammenherd ist dieser Rimor gänzlich frei von Experimenten. Eindeutige Pluspunkte sind das relativ geräumige Heckbad mit separater Duschtasse und die beiden zusätzlichen Sitzplätze Nummer fünf und sechs gegen die Fahrtrichtung. Wer Luxus wie Heckgarage, Klimaanlage, Rückfahrkamera, Navigationssystem oder elektrische Fensterheber erwartet, der findet im Europeo Junior keinen geeigneten Partner – und muss im Zweifel realistisch etliche Tausender Budget mehr einplanen.
Dürftig ist das Cockpit-Ambiente ohne Klima und mit Kurbelfenster.
So fährt er: Sehr entschleunigt und mit erfreulich wenigen Klappergeräuschen aus dem Aufbau. Der betuliche 2,4-Liter-Turbodiesel mit zarten 90 Pferdchen hat naturgemäß ordentlich mit dem über drei Meter hohen Aufbau zu kämpfen, und am servounterstützten Volant gibt es im Ernstfall keinen elektronischen ESP-Helfer. Hektiker sollten sich besser gleich nach einem anderen (jüngeren und potenteren) Mobil umgucken, denn dieser Rimor macht aus der Not eine Tugend: Uns gefällt das Konzept des knurrigen Kilometerfressers, solange sich dies auf die Urlaubszeit beschränkt. Wer von einem Reisemobil jedoch brauchbaren Durchzug, Bergtauglichkeit oder gar genug Power für Autobahn-Richtgeschwindigkeit erwartet, der wird von diesem Triebwerk herbe enttäuscht. Am besten reiht man sich mit dem Rimor auf Langstrecke in die Reihe der Lkw ein und erspart sich und seinen Mitreisenden waghalsige Elefantenrennen. Dann klappt es auch mit Touren bis in die entlegensten Winkel Europas. In der Bildergalerie sehen Sie weitere Details zum gebrauchten Rimor Europeo Junior.
Pragmatiker mit begrenztem Budget könnten bei diesem Rimor auf ihre Kosten kommen: Wesentlich sind lückenlose Werkstattpflege, keinerlei Wasserschäden oder Rostprobleme sowie eine entspannte Einstellung gegenüber dem lahmen Motor. Urteil: 3 von 5 Punkten.