Gebrauchtwagen Porsche Boxster
Da hilft nur beten

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Wie billig darf ein Porsche sein? Den kultigen Boxster gibt es in Internet-Börsen schon ab 9000 Euro. AUTO BILD hat so ein Schnäppchen unter die Lupe genommen. Und wünschte sich biblischen Beistand.
1998er Baujahr, auf der Uhr stehen 144.000 Meilen, also 231.000 Kilometer. Der Preis ist heiß: 12.990 Euro für einen Porsche Boxster mit 2,5-Liter-Motor und 204 PS. Verhandlungsbasis, da geht bestimmt noch was. AUTO BILD fährt hin. Der erste Eindruck: Hier steht ein hübscher Haufen Schrott. Die Karosserie rundherum verbeult, innen riecht es nach einer Mischung aus Schimmel und Wunderbaum, Geschmacksrichtung Vanille. Das Leder porös, die Teppiche nass. Auf der Hebebühne der nächste Schock: Der Motorblock ist verölt, die beiden Katalysatoren wurden aufgeflext und zugeschweißt. Verflixt und zugenäht – was ist das denn?
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Rechtliche Anmerkungen
* Weitere Informationen zum offiziellen Kraftstoffverbrauch und zu den offiziellen spezifischen CO2-Emissionen und gegebenenfalls zum Stromverbrauch neuer Pkw können dem "Leitfaden über den offiziellen Kraftstoffverbrauch" entnommen werden, der an allen Verkaufsstellen und bei der "Deutschen Automobil Treuhand GmbH" unentgeltlich erhältlich ist www.dat.de.Die Hälfte aller Boxster-Motoren sind undicht

Der Test-Boxster ist nur notdürftig repariert
Bei unserem Test-Porsche war der Motorschaden kapital. Ventile, die sich in die Kolben gepresst haben – igitt, igitt! Das Öl schoss durch die Katalysatoren geradewegs in den Auspuff. Na ja, zumindest läuft der 986er wieder. Wenn auch nicht rund. Und er hört sich dank der Schweißversuche an der Abgasanlage auch nicht mehr an wie ein Porsche. Nicht nur das. Zwischen 2000 und 3000 Touren, wo eigentlich schon die Post abgeht, macht dieser Boxster den Eindruck einer fußkranken Oma, die bei Grün über die Ampel geht und bei Dunkelrot ankommt. Nach einer Stunde haben wir uns an diese Marotte gewöhnt, parken den Boxster vor einer Kirche. Und werden verjagt. "Hier findet gerade eine Trauerfeier statt, gleich kommen 300 Gäste raus", sagt der Mann im dunklen Anzug. Oh, tschuldigung!
Gute Noten vom TÜV
Wir steigen ein und wollen den Porsche starten – aber nichts passiert. Er orgelt und orgelt und kommt einfach nicht. Welch Trauerspiel, jetzt hilft nur noch beten. Wir schieben den Boxster, diese vermodert riechende und total verbeulte Kiste, vom Parkplatz. Nach einer halben Stunde will er wieder, nach mehrmaligem Orgeln. Wir beschließen, den Motor gar nicht wieder abzustellen. Der Boxster, eine Schrottkiste? Von wegen. Was da in Finnland im Porsche-Auftrag gebaut wird, ist allererste Sahne. Der TÜV attestiert dem Kult-Roadster eine gute Form. Lenkungsspiel, Rost, marode Auspuffanlagen, defekte Antriebswellen oder Bremsleitungen kennt der Boxster nicht. Bei guter Pflege, wohlgemerkt.
Zwei Pannen auf der Boxster-Probefahrt

Fazit von AUTO BILD Gebrauchtwagenexperte Andreas May
Wie billig kann Porsche fahren sein? Das war unsere Ausgangsfrage. Was feststeht: Zu billig wird teuer. Wer bei der Anschaffung spart, zahlt später doppelt und dreifach. Bei Porsche gilt wie bei keinem anderen Auto: So einen kauft man nur scheckheftgepflegt, am besten aus erster Hand. Dann kostet ein günstiger Boxster 17.000 Euro. Und das ist er dicke wert.
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