Rund sieben Millionen Autos wechseln jedes Jahr als Gebrauchtwagen den Besitzer – ein großer Teil davon als Privatkauf über Online-Börsen. Während gewerbliche Verkäufer auch bei gebrauchten Fahrzeugen für Sachmängel mindestens ein Jahr lang haften und zudem in der Regel eine Garantie über den gleichen Zeitraum anbieten, dürfen private Verkäufer die Sachmängelhaftung ausschließen – und tun dies üblicherweise auch.
Tritt nach dem Kauf ein Defekt zum Beispiel am Motor oder Getriebe auf, bleibt der Käufer oft auf hohen Reparaturkosten sitzen. Doch auch beim Gebrauchtwagenkauf von privat kann man sich absichern – mit einer Reparaturkostenversicherung. AUTO BILD erklärt, wann solche Policen greifen und worauf zu achten ist.
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Was ist eine Gebrauchtwagengarantie bzw. Reparaturkostenversicherung?

Wie schon der Name sagt, deckt eine Reparaturkostenversicherung die Kosten für Reparaturen am Auto ab. Alternativ werden oft auch die Begriffe "Gebrauchtwagenversicherung" oder "Gebrauchtwagengarantie" verwendet, die in diesem Zusammenhang allerdings etwas ungenau sind. Denn eine Reparaturkostenversicherung kann sowohl für Gebrauchte als auch für Neuwagen abgeschlossen werden. Eine Gebrauchtwagengarantie wiederum wird in der Regel von einem gewerblichen Händler angeboten. Sie beinhaltet zwar vergleichbare Leistungen, denn auch der Händler deckt sein Risiko für gegebenenfalls anfallende Garantieleistungen über eine Versicherung ab. Rechtlich gibt es aber einige Unterschiede zwischen einer Garantie und einem Versicherungsvertrag.

Für wen lohnt sich die Reparaturkostenversicherung?

Werkstatt, Hebebühne
Reparaturen an Motor oder Getriebe können sehr teuer werden. Doch Gewährleistung oder Händlergarantie entfallen beim Privatkauf.
Bild: Sandra Beckefeldt / AUTO BILD
Eine Reparaturkostenversicherung kann sich im Prinzip für jedes Fahrzeug lohnen, bei dem die Gewährleistung und die Herstellergarantie bzw. Händlergarantie ablaufen. Als Alternative wäre auch eine Garantieverlängerung geeignet, die viele Hersteller und Gebrauchtwagenhändler gegen Aufpreis anbieten. Besonders empfehlenswert ist die Reparaturkostenversicherung beim Gebrauchtwagenkauf von privat, da nicht gewerbliche Anbieter üblicherweise die Sachmängelhaftung ausschließen und auch keine Garantie anbieten. Fallen nach dem Kauf teure Reparaturen an, bleibt der Käufer auf den Kosten sitzen. Der Verkäufer haftet nur, wenn er Mängel arglistig verschwiegen hat – und das muss man ihm erst nachweisen können.

Für welche Reparaturen zahlt die Versicherung?

Das hängt von dem gewählten Tarif ab. In der Regel kann zwischen drei Tarifen ausgewählt werden: Ein Basistarif deckt die Baugruppen Motor, Schalt-/Automatikgetriebe und Achsgetriebe ab. Ein Komforttarif schließt zusätzlich Baugruppen wie Bremsanlage, Kraftstoffsystem, Lenkung, Elektrik, Abgasanlage, Klimatisierungs- und Kühlsystem, Kraftübertragungswellen und Fahrdynamikelemente ein. Meist wird dann noch ein Premiumtarif angeboten, der darüber hinaus zum Beispiel noch Assistenzsysteme absichert. Zwischen Komfort- und Premiumtarif gibt es von Anbieter zu Anbieter einige Unterschiede im Detail – einzelne Bauteile, die bei Anbieter A bereits mit dem Komforttarif abgedeckt sind, fallen bei Anbieter B in den teureren Premiumtarif. Hier lohnt sich auf jeden Fall ein Vergleich.

Gibt es Begrenzungen und Reparaturen, die ausgeschlossen sind?

Ja! Alle Schäden, bei denen eine Kaskoversicherung oder die Haftpflicht eines Unfallgegners greift, werden von der Reparaturkostenversicherung nicht übernommen. Zum Beispiel Unfallschäden, Brand- und Unwetterfolgen oder Reparaturen, die durch Vandalismus nötig werden. Ausgenommen sind auch Wartungs- und Verschleißteile (beispielsweise Reifen (zum großen AUTO BILD-Sommerreifen-Test 2021), Bremsbeläge, Motoröl oder Scheibenwischergummis) sowie Serienfehler und Rückrufe. Auch Abschleppkosten werden nicht übernommen. Grenze der Entschädigung ist der Zeitwert des Autos. Zudem gibt es je nach gewähltem Tarif Höchstsummen pro Baugruppe und Schaden – die Maximalgrenzen liegen je nach Anbieter bei rund 2500 Euro in einem Basistarif und 7500 Euro in einem Premiumtarif. Meist ist auch die maximale Entschädigung pro Jahr auf zirka 7500 Euro begrenzt. Darüber hinaus fällt auf Materialkosten eine Selbstbeteiligung an, die nach Betriebsleistung der betroffenen Baugruppe gestaffelt ist. Das kann etwa bedeuten, dass bis 50.000 Kilometer Betriebsleistung die vollen Materialkosten übernommen werden, und danach pro weitere 10.000 Kilometer etwa zehn Prozent Selbstbehalt anfallen.

Was kostet die Reparaturkostenversicherung?

Die Kosten richten sich nach dem gewählten Tarif und nach der Motorleistung des Fahrzeugs. Für einen VW Golf 1.0 TSI mit 110 PS fallen ca. 160 Euro für einen Basistarif und 340 Euro für einen Komforttarif an. Ein Premiumtarif ist deutlich teurer. Für einen Passat 1.4 TSI mit 160 PS beträgt der Beitrag für einen Basistarif etwa 220 Euro, für einen Komforttarif rund 400 Euro.

Preisbeispiel für einen VW Golf 1.0 TSI (110 PS)*

Basistarif
Komforttarif
Premiumtarif
Abzweigung
159 Euro/Jahr
Abzweigung
Abzweigung
Versicherte Baugruppen
Abzweigung
Abzweigung
Motor
Abzweigung
Abzweigung
Schalt- und Automatikgetriebe
Abzweigung
Abzweigung
Achsgetriebe
Abzweigung
Abzweigung
Abzweigung
Abzweigung
Abzweigung
Abzweigung
Abzweigung
Abzweigung
Abzweigung
Abzweigung
Abzweigung
Abzweigung
Abzweigung
Abzweigung
Abzweigung
Abzweigung
Abzweigung
Abzweigung
Abzweigung
Abzweigung
Abzweigung
Abzweigung
Abzweigung
Abzweigung
Abzweigung
335 Euro/Jahr
Motor
Schalt- und Automatikgetriebe
Achsgetriebe
Abgasanlage
Sicherheitssystem
Kraftübertragung
Lenkung
Bremsen
Kraftstoffanlage
Fahrdynamiksysteme
Elektrische Anlage
Klimaanlage
Kühlsystem
Komfortelektronik
689 Euro/Jahr
Motor
Schalt- und Automatikgetriebe
Achsgetriebe
Abgasanlage
Sicherheitssystem
Kraftübertragung
Lenkung
Bremsen
Kraftstoffanlage
Fahrdynamiksysteme
Elektrische Anlage
Klimaanlage
Kühlsystem
Komfortelektronik
Fahrassistenzsysteme

Welche Anbieter gibt es?

Es gibt nur etwa eine Handvoll Anbieter, die Reparaturkostenversicherungen für Privatkunden anbieten. Die bekanntesten sind garantie-direkt.de (Direktvertrieb der DEVK-Tochter GAV) und Rekoga (Versicherungen werden über den Kooperationspartner Europa Versicherungen angeboten). Die DEVK bietet in Zusammenarbeit mit der GAV außerdem das Produkt "best Garantie Auto" an, das vom Leistungsumfang her mit einer Herstellergarantie vergleichbar ist.

Muss ich mit meinem Auto vorher zum Check?

Das hängt vom jeweiligen Anbieter ab. Bei Rekoga ist ein Sicherheits-Check durch einen Kfz-Meisterbetrieb (Kosten: 20 bis 60 Euro) oder ein gerade durchgeführter Inspektions- oder HU-Termin Voraussetzung für den Abschluss des Versicherungsvertrag. Garantie-direkt.de verzichtet auf einen Check, der Versicherungsschutz beginnt dafür erst einen Monat nach Vertragsabschluss. So will der Anbieter ausschließen, dass Schäden bereits beim Besitzerwechsel vorlagen.

Wann kann ich die Versicherung kündigen?

Die Reparaturkostenversicherung kann wie die Kfz-Versicherung zum Ablauf jedes Jahres und nach einem Schadenfall gekündigt werden. Die Kündigungsfrist beträgt vier Wochen. Wird der Vertrag nicht gekündigt, verlängert er sich automatisch um ein Jahr.

Kann ich die ausführende Werkstatt frei wählen?

Ja, Voraussetzung ist nur, dass es sich bei der Werkstatt um einen Kfz-Meisterbetrieb handelt.

Welche Autos können versichert werden?

Versicherbar sind privat genutzte Pkw, die nicht älter als zehn Jahre sind und eine Laufleistung von 200.000 Kilometern nicht überschritten haben. Wird dieses Alter oder die Laufleistung bei einem bereits abgeschlossenen Vertrag erreicht, gilt der Versicherungsschutz noch bis Ablauf des Versicherungsjahres. Außerdem schließen einige Anbieter Autos mit sehr hoher Motorleistung (über 300 PS) aus.

Was muss ich im Schadenfall tun?

Informieren Sie bei einem Schaden zuerst Ihre Versicherung. Sie erhalten dann eine schriftliche Schadenfreigabe bzw. Kostenübernahmebestätigung. Erst dann sollten Sie zur Schadensprüfung mit anschließender Reparatur in eine Werkstatt fahren.

Wie kann ich mich als Gebrauchtwagenkäufer außerdem schützen?

Prüfwerkstätten von DEKRA oder TÜV bieten einen Gebrauchtwagen-Check an. Dabei werden Fahrzeuge technisch und optisch auf vorhandene Mängel untersucht. Der Qualitäts-Check kostet je nach gewünschtem Umfang zwischen 30 und 125 Euro. Ein weiterer Tipp sind OBD2-Adapter, mit denen in Verbindung mit einer App eine Fahrzeugdiagnose durchgeführt werden kann – so zum Beispiel der Adapter und die App von Carly. Damit lassen sich vor allem Manipulationen am Tacho bzw. Kilometerzähler aufdecken.

Fazit

von

AUTO BILD
Wie bei den meisten freiwilligen Versicherungen gilt auch bei der Reparaturkostenversicherung, dass sich jeder selbst überlegen muss, wie viel ihm das beruhigende Gefühl des zusätzlichen Schutzes wert ist. Für jüngere Gebrauchtwagen, die von privat gekauft wurden, ist zumindest ein Basistarif eine Empfehlung. Für rund 200 Euro im Jahr lassen sich so kostspielige Reparaturen an Motor oder Getriebe absichern. Wer mehr Schutz will, greift zu einem Komforttarif. Ein Premiumtarif bietet darüber hinaus nur wenig zusätzliche Leistung, ist aber deutlich teurer.