Steilhänge erst zu Fuß erkunden

Streichen Sie nicht gleich die Segel! Auch wenn die Steigung oder das Gefälle bedrohlich steil wirkt: Beides ist gefahrlos zu schaffen, wenn Sie nur einige Grundregeln beachten. Vor allem aus Bequemlichkeit wird Faustregel Nummer eins immer wieder gern vergessen: Wenn Sie das Gelände nicht kennen, dann überzeugen Sie sich erst einmal, wie es oben auf der Bergkuppe weitergeht.

Da Sie das von unten nicht sehen können, müssen Sie den Steilhang zwangsläufig erst einmal zu Fuß erkunden. Erst von oben ist zu erkennen, ob es auf der anderen Seite gefahrlos wieder hinuntergeht und ob die Kuppe überhaupt breit und flach genug ist, um sie überfahren zu können. Grundregel Nummer zwei: Während der Bergauf- und Bergabfahrt immer in der Falllinie bleiben, denn jede Fahrt schräg zum Hang birgt das Risiko, dass der Geländewagen seitlich umkippt.

Also, wann immer möglich, senkrecht rauf und senkrecht wieder runter. Damit der Geländewagen in der Steigung nicht hängen bleibt, muss bergauf so viel Traktion und Zugkraft wie möglich aufgebaut werden.

Am Hang zieht meist der zweite Gang

Bergab gilt das Gegenteil: Hier ist möglichst viel Motorbremswirkung gefordert. Deshalb schon vor dem Berg den Allradantrieb zuschalten beziehungsweise das offene Zentraldifferenzial sperren und die Geländeuntersetzung aktivieren. Ausgeschaltet wird gleichzeitig das Stabilitätsprogramm – falls vorhanden. Wer eine Bergabfahrhilfe an Bord hat oder auf die Unterstützung von Achs-Differenzialsperren zurückgreifen kann, drückt jetzt die entsprechenden Knöpfchen.

Als Nächstes gilt es, den richtigen Gang zu wählen, denn im Hang darf nicht geschaltet werden: Bergauf käme der Geländewagen wegen der Zugkraftunterbrechung sofort zum Stehen, bergab würde die Motorbremswirkung während des Auskuppelns ausfallen – das Auto saust los, das ist gefährlich. Faustregel drei: In den meisten Fällen ist der zweite Gang in der Untersetzung der richtige. Bleibt der Wagen in der Steigung trotzdem hängen, weil ein zu großer oder zu kleiner Gang eingelegt war, ist der Rückzug ins Tal angesagt. Das Anfahren mitten im Hang ist nämlich unmöglich.

Jetzt heißt es Ruhe bewahren: Fuß auf die Bremse, Motor noch nicht wieder starten, sondern zuerst bei noch stehendem Motor den Rückwärtsgang einlegen und die Kupplung loslassen. Dann – das ist gewöhnungsbedürftig –, ohne die Kupplung zu treten, den Anlasser betätigen und gleichzeitig die Fußbremse lösen. Nun geht es mit der vollen Bremswirkung des Motors in der Falllinie zurück nach unten.

Bergauf und -ab in der Falllinie fahren

Wichtig: Beim Zurückrollen nicht auf die Bremse treten. Im nächsten Versuch geht es dann im richtigen Gang und mit mehr Anlauf in die Steilpassage hinein. Aber Achtung: Kurz vor dem Ende des Steilaufstiegs runter vom Gas, damit der Wagen oben an der Kuppe des Hangs nicht abhebt. Bergab funktioniert es im Prinzip genauso wie bergauf: Erster oder zweiter Gang Untersetzung, und immer in der Falllinie fahren.

Die Füße bleiben vom Kupplungs- und Bremspedal weg, es bremst nur der Motor. Steigt man nämlich in steilem Gefälle auf rutschigem Untergrund zu stark auf die Bremse, blockieren alle vier Räder gleichzeitig. Jetzt besteht die Gefahr, dass sich der Geländewagen quer stellt und seitlich überschlägt. Nur auf relativ festem Untergrund kann die Motorbremswirkung durch sehr gefühlvolles Bremsen unterstützt werden.

Auf extrem schlüpfrigem Terrain kann es dagegen sogar vorkommen, dass allein die Motorbremswirkung schon zu stark ist. Dann bewegt sich das Auto schneller Richtung Tal, als die Reifen sich drehen, wodurch die ganze Fuhre seitlich ins Schlingern kommen kann. Jetzt reflexartig auf das Bremspedal zu steigen würde die Instabilität des Fahrzeugs noch verstärken. Ein leichter, gefühlvoller Tritt auf das Gaspedal dagegen bringt die Fuhre wieder auf Kurs.

Nächste Folge: Quer zum Hang – ab 11. April in AUTO BILD alles allrad.