Edle Autotempel mit großen Glasfronten

Zufrieden blickt Robert Rademacher vom ehemaligen Gasometer im Düsseldorfer Stadtteil Flingern. "Da hinten", sagt der 65-Jährige und zeigt nach Osten, "ist Peugeot. Daneben Ford, Saab, Cadillac, Renault und Nissan. Dann folgen Toyota, Lexus, Seat ..." Der weißhaarige Mann im grauen Business-Dreiteiler ist kaum zu bremsen. Rademacher sprüht vor Begeisterung. Nicht weniger als 18 Automarken präsentieren sich seit Mitte Juli auf der Automeile Höherweg. Skoda folgt als 19. Fabrikat Anfang 2005.

Das Projekt ist europaweit einmalig. Für 150 Millionen Euro entstand nahe der Düsseldorfer Innenstadt ein riesiges Zentrum für den Autohandel. Den besten Ausblick über das 150.000 Quadratmeter große Gelände bietet der zum Gebrauchtwagen-Zentrum umgebaute Gasometer. Links und rechts davon strahlen in Rot, Blau, Grün und Gelb edle Autotempel. Alles Neubauten. Alle mit großen Glasfronten. Und alle hell erleuchtet. Das Projekt ist ehrgeizig.

10.000 Neuwagen wollen Rademacher und seine Mitstreiter pro Jahr verkaufen. Dazu noch einmal die gleiche Zahl Gebrauchter. Mit Masse und Klasse aus der Krise? "Gute Erreichbarkeit, maximale Auswahl und Öffnungszeiten bis 20 Uhr sind unsere wichtigsten Erfolgsfaktoren. Dabei ziehen alle an einem Strang", schwärmt Automeilen-Chef Rademacher, der gleichzeitig Geschäftsführer von Deutschlands größtem konzernfreiem Volkswagen-Händler Gottfried Schultz ist.

Zur Eröffnung kamen 30.000 Besucher

Sein Optimismus ist begründet. Zur Eröffnung pilgerten 30.000 Besucher zur neuen Automeile. Künftig werden pro Tag bis zu 1200 Menschen in den Höherweg kommen, hat Rademacher von Marktforschern errechnen lassen. Vor sechs Jahren wurde das hässliche Gewerbeareal zum Kauf angeboten. Ein Glücksfall. Auch für die Stadtväter. Denn die Automeile wertet das Viertel auf. Motto: Showrooms als Stadtentwicklung. Nur ganz selten schiebt eine qualmende Diesellok rumpelnde Güterwagons quer über den jetzt mondänen Höherweg und bringt die graue Arbeiter-Vergangenheit des PS-Boulevards für einen Moment zurück.

Die Zukunft glänzt. Mehrere Millionen Menschen leben im Einzugsgebiet, und möglichst viele davon sollen hier ihren nächsten Wagen kaufen. Rademacher: "Unser Vorbild sind die USA." Dort bieten Großhändler viele Marken unter einem Dach an. Automeilen sind auch in Deutschland nicht neu. Fast jede Stadt hat eine. Doch Rademacher will mehr als die "typische Händler-Ansammlung an der Ausfallstraße".

Deshalb sind alle Präsentationsflächen über Promenaden verbunden. Zäune gibt es nicht. Stattdessen lockern Bäume und Grünflächen die ehemalige Industriebrache auf. 1000 Parkplätze stehen kostenlos zur Verfügung. Mehrere Touchscreen-Monitore zeigen an, wo welcher Gebrauchtwagen zu finden ist. Damit Lärm und Schmutz die Idylle nicht stören, bleiben Karosserie- und Lackwerkstätten ausgesperrt.

Auto-Anmeldung bald auch samstags

Handel im Wandel? Tatsächlich wirkt das Gelände wie ein riesiges Shoppingcenter, in dem verschiedene Abteilungen unterschiedliche Ware anbieten. Dazu gibt es einen großen Verkehrsübungsplatz, auf dem Kinder in Mini-Autos ihren ersten Führerschein machen können. Geplant sind außerdem Gokart-Rennen, Marathonläufe und Jazz-Konzerte.

"Wir sind aber kein Erlebnispark, sondern eine permanente IAA, auf der alle Modelle gekauft werden können", so Rademacher. Und nicht nur das: Neben den sechs Händlergruppen mit ihren 19 Marken und 500 Neuwagen sind bald auch ADAC, DEKRA, TÜV, Europcar und eine Total-Großtankstelle sowie das Straßenverkehrsamt vertreten. "Mitarbeiter der Zulassungsstelle werden samstags Neuwagen per Laptop zulassen", verspricht Rademacher, "Service wie in Amerika."

Der Visionär hat schon die nächsten Standorte im Visier: Wuppertal und Essen. Dort stehen auf dem Ex-Krupp-Gelände sogar bis zu eine Million Quadratmeter zur Verfügung. Schöne neue Autowelt also? Mag sein. Wenn auch die Verkäufer mithalten …