Einmal schöner und schneller, bitte

259 PS – das klingt gut. Das klingt nach druckvoller Beschleunigung, zügigen Autobahnetappen und häufigen Tankstopps. Oder nach dieselgetunten Kleinwagen. Zusammengerechnet leisten unsere drei veredelten Wichtel so viel wie ein Fahrzeug der gehobenen Mittelklasse.

Geringe Leistung verspricht günstige Preise: Nissan Micra und Citroën C2 sind die neuen Lieblinge der "Geiz ist geil"-Generation. Der Lupo markiert den Dauerbrenner. Aber auch wer am eigenen Fahrzeug spart, kann gewisse Grundbedürfnisse nicht unterdrücken: Einmal schöner und schneller, bitte.

Der Duisburger Tuner Rüddel kümmert sich vor allem um Letzteres. Von außen verraten das Lupo-Tuning nur die Leichtmetallräder. Und die dunkel lackierten Embleme – Schwarzmaler Rüddel in Aktion. Dem schlichten Innenraum verleiht ein Sportlenkrad mehr Würze.

Rüddel schenkt dem Lupo 25 Mehr-PS

Der dreizylindrige TDI gebärdet sich wie alle Diesel-Direkteinspritzer aus dem Volkswagen-Konzern: bereits ab Werk quicklebendig und keineswegs abgeneigt, mehr Leistung preiszugeben. Die zusätzliche Power rührt bei Rüddel von einem Eingriff ins Steuergerät, der klassischen Variante des Chiptunings. So zaubert der Ruhrpott-Tuner aus den 75 Basis-PS ohne viel Federlesens 100 Pferdestärken.

Das Resultat kann sich sehen lassen. Die getunte Maschine hat mit den 1080 Kilogramm des Lupo leichtes Spiel. Der TDI läuft zwar rau, und dem Auspuff entweichen dicke Rußfahnen. Dafür geht es zügig-zackig voran. Unter 2000 Touren herrscht noch tote Hose, dann setzt der Turbo-Kick ein.

Die Messwerte untermauern den subjektiven Eindruck. Mit 10,6 Sekunden nimmt der Rüddel-Lupo der Normalo-Variante bereits bis 100 km/h 1,9 Sekunden ab. Die Höchstgeschwindigkeit gibt der Tuner mit 180 statt 170 km/h an – ein ordentlicher Wert. Laut Tacho rennt das Auto sogar 190 km/h. Damit kann der Lupo auf der Autobahn mit den Großen spielen.

Giacuzzo stellt den Micra auf große Füße

Giacuzzo tut sich da schwerer. Ab Werk leistet der Micra 65 PS. Der Tuner verspricht 15 PS mehr per Zusatz-Steuergerät. Der Rußausstoß deutet zwar auf zusätzliche Power hin. Die meisten Pferdestärken verpuffen aber offensichtlich im Nirgendwo. Die 100 km/h erreicht das Auto keinen Deut schneller als die Serie. Erst bis 130 km/h kristallisiert sich ein einsekündiger Vorsprung heraus. Die Hauptschuld am schlechten Abschneiden tragen sicherlich die üppigen 17-Zoll-Räder. Sie erfreuen zwar das Auge, kosten aber Leistung.

Kein Beinbruch: Karosserie-Spezialist Giacuzzo legt auf eine gefällige Optik ohnehin mehr Wert als auf das letzte Quäntchen Performance. Seine Spoiler- und Schwellerecken an Front, Heck und Seite sehen pfiffig aus und sind ohne viel Aufwand rasch montiert.

Sportauspuff und Scheinwerferblenden komplettieren das Tuning-Paket. So veredelt, wirkt der Micra sehr sympathisch – und erinnert uns an einen knuffigen Kugelfisch. Der Innenraum bleibt mitsamt seinem nachgiebigen Gestühl unverändert.

Gutmann verschönert die C2-Außenhülle

Auch beim C2 verdienen die serienmäßigen Sitze höchstens das Prädikat "erträglich". Dafür bezieht Citroën das Gestühl in einem knalligen Orange im Stil der wilden 70er. Das sieht schick aus, hat mit dem Tuner aber nicht das Geringste zu tun. Gutmann verschönert nämlich nur die Außenhülle – und das zu einem unschlagbar niedrigen Preis. Mit den Mengen an Maschendraht, die der Veredler aus dem badischen Breisach einsetzt, könnte man ganze Herden von Kleintieren einsperren. Die beiden in die Heckschürze integrierten Endrohre würden auch einer potenten Oberklasse-Limousine gut zu Gesicht stehen. Und der gewaltige Dachflügel dürfte genug Abtrieb erzeugen, um sogar einen Tornado am Abheben zu hindern.

Auch Kleinigkeiten sind dem Tuner vom Rhein wichtig: Den unteren Teil der hinteren Seitenscheiben klebt er mit einem Plastikteil ab – für eine stimmigere Linienführung. Die ausladende Frontschürze verhilft dem C2 zu einem beeindruckenden Überholprestige. Nur schade, dass der Kleine auf der linken Spur schnell verhungert.

Die Höchstgeschwindigkeit steigt um zwei auf 168 km/h. Gutmann entlockt dem Citroën gerade mal elf Mehr-PS, aber immerhin 36 Newtonmeter mehr Drehmoment über ein externes Modul. "Das Siemens-Steuergerät des C2 macht es uns schwer, wir können nicht Einspritzzeit, sondern nur Rail-Druck erhöhen. Deshalb dürfen wir die Leistung nur behutsam hochfahren", erklärt der Tuner. Von null auf 100 km/h macht der C2 eine Sekunde gut – in Anbetracht der Umstände ein sehr annehmbarer Wert. In seinen Grundzügen bleibt der Charakter des Aggregats unverändert: Der unelastische Motor leidet unter einem ausgeprägten Turboloch.

Technische Daten im Überblick

Die Frage scheint abwegig, interessiert uns aber trotzdem brennend: Was taugen die Spardosen auf der Rennstrecke? Nach einigen Runden im Motopark Oschersleben sind wir schlauer: Wir wissen jetzt, dass es praktisch unmöglich ist, mit diesen Fahrzeugen in grenzbereichähnliche Dimensionen vorzudringen – es fehlt schlicht an Leistung. Dafür leidet aber auch keiner der drei Kandidaten unter Traktionsproblemen. Der Citroën landet auf dem dritten Platz. Der Motor kann einfach nichts reißen. Und der Sportfedernsatz ändert an der äußerst weichen Abstimmung nur wenig. Dank der feinfühligen Lenkung zirkeln wir den kleinen Franzosen immerhin präzise um jede Kurve.

Auf Platz zwei setzt sich der Micra. Er punktet mit seinem harten Set-up – unglaublich, welche Auswirkungen ein Federnsatz haben kann. Kein Licht ohne Schatten: Bei schneller Fahrt gibt er Unebenheiten ungefiltert weiter. Den ersten Platz sichert sich der Lupo. Er spielt seine überlegene Leistung souverän aus. Zudem verfügt er als einziger Diesel-Winzling über ein Sportfahrwerk. Rüddel bemüht sich, auf übertriebene Härte zu verzichten. Deshalb ist die Seitenneigung etwas hoch. Manko ab Werk: Die Lenkung gibt keinerlei Rückmeldung. Eine Fahrt im kleinen VW hat Computerspiel-Charakter – einlenken und abwarten, was passiert. Ob auf der Rennstrecke oder im Stadtverkehr: Seine eigentliche Bestimmung vergisst das Trio nie – sparen, sparen, sparen. Im Mittel verbrauchen die drei kleinen Flitzer 17,7 Liter – zusammengerechnet.

Fazit, Testwerte und Preise

Fazit von AUTO BILD TEST & TUNING-Redakteur Ben Arnold Auch Chiptuning verwandelt Spardosen nicht in Sportskanonen. Vor allem der VW Lupo zeigt jedoch, wie viel Spaß im Verzicht liegen kann. Von Rüddel getunt, macht der fidele Motor viel Freude, sollte aber weniger rußen. Der Micra präsentiert sich zwiespältig: Die Leistungssteigerung kann nicht überzeugen, dafür stimmt das Aussehen. Mit dem Giacuzzo-Styling bricht der Japaner jedes Frauenherz. Gutmann zollen wir Respekt. Aus dem ab Werk lethargischen Motor züchtet auch er keinen Brecher – erzielt jedoch messbare Verbesserungen. Die brachialen Anbauteile des C2 sind Geschmackssache – die günstigen Preise nicht.