Getunte Käfer
Die Käfer der Tafelrunde

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Ob originales Krabbeltier oder New Beetle: Gerd Tafel macht sie alle stärker. Grund genug,
seinen legendären 2,7-Liter-Käfer gegen einen Zweiliter-Turbo-Beetle antreten zu lassen.
Rasterplatten fürs starke Buckelchen
Ein bisschen wehmütig ist selbst uns, die wir doch hauptsächlich mit den modernsten Boliden und den ausgefeiltesten Motoren zu tun haben: Bye-bye, Käfer. In diesem Sommer ist der letzte luftgekühlte Volkswagen in Mexiko vom Band gerollt. Ein bislang unverwüstlicher Typ, der uns unser ganzes Autoleben lang immer irgendwie begleitet hat.
Und natürlich kann der moderne VW New Beetle dem ausgedienten Boxer nicht wirklich das Wasser reichen, dazu ist er ein viel zu modernes Auto. Springt der Funke trotzdem auch bei kontaktloser Zündung über? Eine Herzensfrage. Und wir wollen die Antwort kraftvoll klären – mit zwei getunten Exemplaren von Veredler Gerd Tafel aus Herdecke.
Sein VW Käfer 2.7i ist ein in akribischer Arbeit zusammengebautes Einzelstück. Die Bodenplatte entstammt einem 73er Automatik. Darüber streckt sich die Karosserie eines Jubi-Käfers von 1986. Wie ein Stützkorsett halten nachträglich eingeschweißte Rasterplatten zur Tieferlegung, Vorderachs-Abstützungen aus Alu und 23,5 mm dicke Drehstäbe an der Hinterachse das mit 231 PS leicht übermotorisierte Buckelchen in Form.
Und natürlich kann der moderne VW New Beetle dem ausgedienten Boxer nicht wirklich das Wasser reichen, dazu ist er ein viel zu modernes Auto. Springt der Funke trotzdem auch bei kontaktloser Zündung über? Eine Herzensfrage. Und wir wollen die Antwort kraftvoll klären – mit zwei getunten Exemplaren von Veredler Gerd Tafel aus Herdecke.
Sein VW Käfer 2.7i ist ein in akribischer Arbeit zusammengebautes Einzelstück. Die Bodenplatte entstammt einem 73er Automatik. Darüber streckt sich die Karosserie eines Jubi-Käfers von 1986. Wie ein Stützkorsett halten nachträglich eingeschweißte Rasterplatten zur Tieferlegung, Vorderachs-Abstützungen aus Alu und 23,5 mm dicke Drehstäbe an der Hinterachse das mit 231 PS leicht übermotorisierte Buckelchen in Form.
Alter Zweiliter für den neuen Beetle
Das Käfer-Highlight ist zweifellos der 2,7-Liter-Motor. Die Zutaten des Tafel-Boxers lesen sich wie das Einmaleins des Motorsports: 345-Grad-Nockenwelle (Nockenhub: 10,14 mm), Ventilbetätigung über mechanische Spezialstößel, geschmiedete SCAT-Kurbelwelle, Pauter-Spezialpleuel, JE-Schmiedekolben, Gene-Berg-Doppelventilfedern, 50-mm-Drosselklappen, frei programmierbare Motorelektronik.
Auf andere Art ungewöhnlich ist Tafels Leistungsspritze im New Beetle. Wer beim Vierzylinder-Turbo an den 1,8-Liter-Fünfventiler aus dem VW-Regal denkt, liegt falsch: Tafel hat einen alten Zweiliter eingebaut. Denn als er seinen New Beetle vor gut 95.000 Kilometern tunen wollte, gab es ausschließlich den großen Zweiventiler zu kaufen. Entsprechend umfangreich fiel die Stärkungsmaßnahme aus: Ein Turbo samt Ladeluftkühler treibt die Leistung von 115 auf 206+ PS.
Äußerlich veredelt hat Tafel den neumodischen Beetle – der bekanntlich nix anderes ist als ein serienmäßig in Schale geworfener Golf IV – mit 18-Zöllern, 20 Millimeter Spurverbreiterung und einem Bilstein-Gewindefahrwerk vom Typ PSS9. Das bringt ihn vier Zentimeter näher an den Asphalt.
Auf andere Art ungewöhnlich ist Tafels Leistungsspritze im New Beetle. Wer beim Vierzylinder-Turbo an den 1,8-Liter-Fünfventiler aus dem VW-Regal denkt, liegt falsch: Tafel hat einen alten Zweiliter eingebaut. Denn als er seinen New Beetle vor gut 95.000 Kilometern tunen wollte, gab es ausschließlich den großen Zweiventiler zu kaufen. Entsprechend umfangreich fiel die Stärkungsmaßnahme aus: Ein Turbo samt Ladeluftkühler treibt die Leistung von 115 auf 206+ PS.
Äußerlich veredelt hat Tafel den neumodischen Beetle – der bekanntlich nix anderes ist als ein serienmäßig in Schale geworfener Golf IV – mit 18-Zöllern, 20 Millimeter Spurverbreiterung und einem Bilstein-Gewindefahrwerk vom Typ PSS9. Das bringt ihn vier Zentimeter näher an den Asphalt.
Wie ein durchgeschüttelter Werkzeugkasten
Endlich Soundcheck. Zuerst der Käfer: Schlüsseldrehung – in zwei Sekunden schaufelt die Benzinpumpe das teure Super plus vom Tank Richtung Ansaugtrichter. Eine weitere Drehung am Schlüssel: Mit gewaltigem Rums springt der Vierzylinder-Boxer an. Je höher die Drehzahl, desto schriller der Klang. In der höchsten Leistungsstufe, so etwa bei 6000 Touren, erinnert der Sound an einen gut gefüllten Werkzeugkasten, der ordentlich durchgeschüttelt wird. Eigentlich klingt das Ganze gar nicht übel. Nur eben ungewohnt.
Vielleicht sind unsere Ohren aber auch nur verwöhnt von gekapselten Reihenmotoren und seidenweichen Sechszylindern. In diesem Sinne trifft das getunte Beetle-Aggregat eher den Sound der Moderne, denn von ihm ist kaum etwas zu hören. Lediglich die Borla-Sportauspuffanlage mit den zwei 77-Millimeter-Endrohren puscht die Lärmkurve ein wenig nach oben. Sie soll sogar irgendetwas zwischen fünf und zehn Pferdestärken mehr Leistung bringen.
Im direkten Fahrvergleich hat der 1,2 Tonnen schwere Beetle gegen den 904 Kilo leichten Vorfahren nicht den Hauch einer Chance. Während die serienmäßige Traktionskontrolle im Beetle jedweden Übermut im Ansatz vereitelt, radieren die Käfer-Hinterräder schon beim zartesten Tritt aufs Rollenpedal schwarze Streifen in den Asphalt. Mit mehr Nachdruck auch reifenbreit.
In der Endgeschwindigkeit wird der Enkel vom Großvater regelrecht abgeledert: Zeigt die Beetle-Uhr maximal 218 km/h an, fliegt der graue Greis mit mehr als 240 km/h an ihm vorbei – vor einem Vollgaskoller geschützt durch einen thermostatisch gesteuerten Front-Ölkühler mit 1,5-Liter-Zusatz-Öltank. Dem Turbo-Fahrer bleibt da nur der blasse Blick durchs Seitenfenster.
Vielleicht sind unsere Ohren aber auch nur verwöhnt von gekapselten Reihenmotoren und seidenweichen Sechszylindern. In diesem Sinne trifft das getunte Beetle-Aggregat eher den Sound der Moderne, denn von ihm ist kaum etwas zu hören. Lediglich die Borla-Sportauspuffanlage mit den zwei 77-Millimeter-Endrohren puscht die Lärmkurve ein wenig nach oben. Sie soll sogar irgendetwas zwischen fünf und zehn Pferdestärken mehr Leistung bringen.
Im direkten Fahrvergleich hat der 1,2 Tonnen schwere Beetle gegen den 904 Kilo leichten Vorfahren nicht den Hauch einer Chance. Während die serienmäßige Traktionskontrolle im Beetle jedweden Übermut im Ansatz vereitelt, radieren die Käfer-Hinterräder schon beim zartesten Tritt aufs Rollenpedal schwarze Streifen in den Asphalt. Mit mehr Nachdruck auch reifenbreit.
In der Endgeschwindigkeit wird der Enkel vom Großvater regelrecht abgeledert: Zeigt die Beetle-Uhr maximal 218 km/h an, fliegt der graue Greis mit mehr als 240 km/h an ihm vorbei – vor einem Vollgaskoller geschützt durch einen thermostatisch gesteuerten Front-Ölkühler mit 1,5-Liter-Zusatz-Öltank. Dem Turbo-Fahrer bleibt da nur der blasse Blick durchs Seitenfenster.
Nach 200 Kilometern ist der Tank leer
Der Geschwindigkeitsrausch von Opa ist deshalb so bemerkenswert, weil man weiß, dass diese Dinger früher kaum die 130-km/h-Marke schafften. Dank des relativ lang übersetzten Fünfganggetriebes mit den ultrakurzen Schaltwegen sind nun Reisegeschwindigkeiten von 160 bis 180 km/h drin, ohne dass der Boxer überhitzt. Wer übrigens in den fünften Gang will, muss die kleine Zange am Schalthebel genauso lupfen wie beim Einlegen des Rückwärtsgangs.
Hinsichtlich des Kraftstoffverbrauchs dürfen zudem an beide Zeitgenossen keine zu geringen Erwartungen gestellt werden: Bei gemächlicher Fahrweise laufen um die neun Liter Super plus durch die Leitungen, bei Vollgasritten durchaus zwischen 15 und 20 Liter. Im Beetle-Fall ist das mit 55 Liter Tankinhalt nicht so schlimm wie beim Käfer: Die 40 lächerlichen Liter im vorderen Kofferraum sind nach gut 200 Kilometern weg. Aber mal ehrlich, wer schaut angesichts dieser Motorleistung schon auf die Tankuhr?
Im Tafel-Käfer verwöhnen maßgeschneiderte Sportsitze und die umfangreiche Instrumentenpalette. Die Temperaturanzeige kann sogar umgeschaltet werden: Auf Knopfdruck werden wahlweise die Werte der rechten oder der linken Boxerbank angezeigt. Klasse gemacht!
Hinsichtlich des Kraftstoffverbrauchs dürfen zudem an beide Zeitgenossen keine zu geringen Erwartungen gestellt werden: Bei gemächlicher Fahrweise laufen um die neun Liter Super plus durch die Leitungen, bei Vollgasritten durchaus zwischen 15 und 20 Liter. Im Beetle-Fall ist das mit 55 Liter Tankinhalt nicht so schlimm wie beim Käfer: Die 40 lächerlichen Liter im vorderen Kofferraum sind nach gut 200 Kilometern weg. Aber mal ehrlich, wer schaut angesichts dieser Motorleistung schon auf die Tankuhr?
Im Tafel-Käfer verwöhnen maßgeschneiderte Sportsitze und die umfangreiche Instrumentenpalette. Die Temperaturanzeige kann sogar umgeschaltet werden: Auf Knopfdruck werden wahlweise die Werte der rechten oder der linken Boxerbank angezeigt. Klasse gemacht!
Nicht sportlich, aber entspannend
Das winzige Schießschartenfenster mit den putzigen Scheibenwischern strahlt Gemütlichkeit aus. Da kommt auch der Beetle – trotz Blumenvase – nicht heran. Bei ihm vermitteln der weit nach vorn gestreckte Instrumententräger und die hohe Sitzposition fast schon Van-Gefühle. Nicht besonders sportlich, aber schön entspannend. Im Beetle fährt der Pilot automatisch eine Spur ruhiger. Vielleicht liegt’s auch am Frontantrieb, der einer gelassenen Fahrweise eher entgegenkommt.
Ganz anders auch hier der Tafel-Käfer: ein Raufbold der alten Schule. Beim Beschleunigen stellt sich der Kraftmeier einfach quer, Kurven durcheilt er im (gut kontrollierbaren) Drift. Aber die Scheibenbremsen mit hydraulischem Bremskraftverstärker packen gnadenlos zu, blockieren schon unter minimaler Belastung. Und das nicht nur auf nasser Fahrbahn.
Da fühlen wir uns im 40 Zentimeter breiteren Beetle – ausgerüstet mit den Segnungen der Moderne namens ABS und ESP – doch gleich viel sicherer. Die 255er-Riesenreifen in 18 Zoll kleben wie Baumharz auf der Fahrbahn. Und wenn der Gierwinkel doch einmal zu üppig ausfällt, pfeift das ESP jeden Übermütigen zurück. Ein Glück – haben wir doch noch etwas gefunden, was der moderne Beetle besser kann.
Ganz anders auch hier der Tafel-Käfer: ein Raufbold der alten Schule. Beim Beschleunigen stellt sich der Kraftmeier einfach quer, Kurven durcheilt er im (gut kontrollierbaren) Drift. Aber die Scheibenbremsen mit hydraulischem Bremskraftverstärker packen gnadenlos zu, blockieren schon unter minimaler Belastung. Und das nicht nur auf nasser Fahrbahn.
Da fühlen wir uns im 40 Zentimeter breiteren Beetle – ausgerüstet mit den Segnungen der Moderne namens ABS und ESP – doch gleich viel sicherer. Die 255er-Riesenreifen in 18 Zoll kleben wie Baumharz auf der Fahrbahn. Und wenn der Gierwinkel doch einmal zu üppig ausfällt, pfeift das ESP jeden Übermütigen zurück. Ein Glück – haben wir doch noch etwas gefunden, was der moderne Beetle besser kann.
Technische Daten
Der Käfer war schon immer Gerd Tafels Bastelobjekt. Die Leidenschaft begann während des BWL-Studiums. Im Jahr 1988 kommt die Geschäftsidee mit der eigenen Tuning-Schmiede. Er entwickelt Motorkits und Tieferlegungen für Volkswagen. Sein Käfer mit 231 PS gewinnt viele Sprintrennen und die Herzen der Fans. Mit Hilfe eines Investors gründet Tafel 1997 die Tafel & Co. und zieht nach Wetter. Doch Investor und Tafel verkrachen sich. Seit Jahresanfang versucht Tafel (42) zusammen mit Prokurist Bernd Prickertz (40) den Neubeginn: günstige Ersatzteile (bis zu 50 Prozent unter Originalteile-Preis) und VW-Tuning aus der Herdecker Doppelgarage. Info: Telefon 02330/ 80 26-0, Fax: 02330/ 80 26-9, Mobil: 0171/ 757 78 88, www.tafeltuning.de
Tafel VW Käfer 2.7i Vierzylinder-Boxer, hinten längs • 2 Ventile je Zylinder • Hubraum 2730 cm³ • Leistung 170 kW (231 PS) bei 6070/min • max. Drehmoment 277 Nm bei 5500/min • Hinterradantrieb • Fünfgangschaltgetriebe • McPherson-Federbeine vorn, Schräglenker hinten • rundum Scheibenbremsen, vorn innenbelüftet • Reifen 205/50/16 • Länge/ Breite/Höhe 4070/1550/1430 mm • Radstand 2420 mm • Leergewicht 904 kg • Kofferraumvolumen 260 l • Tankinhalt 40 l • Zuladung 375 kg • 0–100 km/h in 4,7 s • Vmax 242 km/h
Tafel VW Beetle 2.0 T Reihenvierzylinder, vorn quer • 2 Ventile je Zylinder • Hubraum 1984 cm³ • Leistung 152 kW (206 PS) bei 5560/min • max. Drehmoment 288 Nm bei 4460/min • Frontantrieb • Fünfgangschaltgetriebe • Dreieckquerlenker vorn, Raumlenkerachse hinten• Scheibenbremsen • Reifen 225/40 R 18 vorn, 255/35 R 18 hinten • Länge/Breite/Höhe 4540/1950/1235 mm • Radstand 2510 mm • Leergewicht 1205 kg • Kofferraumvolumen 210 l • Tankinhalt 55 l • Zuladung 450 kg • 0–100 km/h in 7,6 s • Vmax 218 km/h
Tafel VW Käfer 2.7i Vierzylinder-Boxer, hinten längs • 2 Ventile je Zylinder • Hubraum 2730 cm³ • Leistung 170 kW (231 PS) bei 6070/min • max. Drehmoment 277 Nm bei 5500/min • Hinterradantrieb • Fünfgangschaltgetriebe • McPherson-Federbeine vorn, Schräglenker hinten • rundum Scheibenbremsen, vorn innenbelüftet • Reifen 205/50/16 • Länge/ Breite/Höhe 4070/1550/1430 mm • Radstand 2420 mm • Leergewicht 904 kg • Kofferraumvolumen 260 l • Tankinhalt 40 l • Zuladung 375 kg • 0–100 km/h in 4,7 s • Vmax 242 km/h
Tafel VW Beetle 2.0 T Reihenvierzylinder, vorn quer • 2 Ventile je Zylinder • Hubraum 1984 cm³ • Leistung 152 kW (206 PS) bei 5560/min • max. Drehmoment 288 Nm bei 4460/min • Frontantrieb • Fünfgangschaltgetriebe • Dreieckquerlenker vorn, Raumlenkerachse hinten• Scheibenbremsen • Reifen 225/40 R 18 vorn, 255/35 R 18 hinten • Länge/Breite/Höhe 4540/1950/1235 mm • Radstand 2510 mm • Leergewicht 1205 kg • Kofferraumvolumen 210 l • Tankinhalt 55 l • Zuladung 450 kg • 0–100 km/h in 7,6 s • Vmax 218 km/h
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