(dpa/cj) Der Motor des erfolgsverwöhnten Autobauers Daimler gerät ins Stottern. Nach einem erneuten deutlichen Ergebnisrückgang im zweiten Quartal 2008 verwarf der Hersteller seine Gewinnziele für 2008 und schraubte die Prognose deutlich nach unten. Der Kurs des DAX-Konzerns brach daraufhin elf Prozent auf knapp 38 Euro ein. Daimler verlor damit auf einen Schlag fast fünf Milliarden Euro Börsenwert; dieser liegt mittlerweile deutlich unter 40 Milliarden Euro, verglichen mit Ende 2007 ist das weniger als die Hälfte. Konzern-Chef Dieter Zetsche machte erstmals auch die fortwährenden Belastungen durch die Beteiligung an Chrysler für die Talfahrt verantwortlich. Nach seinen Worten wird der Premium-Produzent seine Jahresziele weit verfehlen. Als Prognose gab Zetsche nun ein operatives Ergebnis von mehr als 7,0 Milliarden Euro aus. Der Wert liegt damit deutlich unter dem EBIT des Vorjahres von 8,7 Milliarden Euro, in dem auch die Mittel aus dem Verkauf der EADS-Anteile enthalten sind.

Bargeld-Milliarden machen Daimler zum Leckerbissen

Wie die gesamte Branche hat auch Daimler mit den steigenden Energiepreisen, hohen Rohstoffkosten, der Konjunkturflaute und der Klimaschutzdebatte zu kämpfen. Spekulationen über eine möglicherweise drohende Übernahme machen seit Wochen die Runde, die aktuelle Entwicklung dürfte diese Debatte weiter anheizen. Ein zweiter Fall Conti droht den Schwaben zwar nach Einschätzung vieler Auto-Experten und Analysten nicht. Genauso einig sind sich die Fachleute aber auch darin: Der fehlende schützende Großaktionär, der niedrige Aktienkurs und mehrere Milliarden Euro Bargeld in der Kasse machen Daimler zurzeit praktisch zu einem Leckerbissen für Investoren.
"Das Management von Daimler hat bestimmt ein Interesse an einem starken Investor. Aber nur, wenn es ein längerfristiges Engagement wäre", urteilt der Geislinger Auto-Professor Willi Diez. "Der fehlende Großaktionär ist eine offene Flanke bei Daimler." Größter Anteilseigner ist derzeit das Emirat Kuwait mit 7,6 Prozent, der Rest der Aktien ist im Streubesitz. "Mehr als 90 Prozent sind damit theoretisch verfügbar", sagt Nord/LB-Autoexperte Frank Schwope. Verlockend sei neben dem niedrigen Aktienkurs auch der Bargeld-Bestand von rund zehn Milliarden Euro. "Es könnte sein, dass sich jemand für Daimler interessiert."