Die GP2-Serie ist so etwas wie die zweite Bundesliga der Formel 1. Lewis Hamilton, Nico Hülkenberg und fünf weitere aktuelle Piloten schafften den Sprung in die Königsklasse des Rennsports aus der GP2. Im Vorjahr war mit Marvin Kirchhöfer auch ein Deutscher am Start, beendete das Sprintrennen in Monaco auf Rang zwei, die Saison insgesamt auf Rang 17.
Nach seinem Rookie-Jahr wollte der 22-jährige Leipziger 2017 Highlights setzen. Dafür wurde sogar an einem Plan gearbeitet, ein früheres deutsches Rennteam zurückzubringen: Hilmer Motorsport gewann in der GP2 schon Rennen, hat noch immer zwei der über 600 PS starken Dallara Mécachrome in Niederbayern verwahrt und wollte 2017 einen Neuanfang wagen. Doch daraus wird nun offenbar nichts. Franz Hilmer erklärte gegenüber Motorsportmagazin.com: „Ich bin nicht besonders optimistisch im Moment. Wenn wir keine Fahrer haben, die ihre Cockpits bezahlen, bleiben die Autos stehen. Wir machen keine Harakiri-Aktionen.“
Kirchhöfer
Marvin Kirchhöfer scheint seine Formel-1-Hoffnung zu begraben

Kirchhöfer orientiert sich nun um. 2017 will er in den GT-Sport aufsteigen. Das ADAC-GT-Masters ist ebenso eine Option wie die Blancpain-GT-Series. Kontakte zu Mercedes nahen Teams sollen bereits existieren. Langfristig will Kirchhöfer in die Formel E, die Formel-Serie mit Elektro-Motoren. Sie wird für immer mehr Hersteller immer interessanter.

Kommentar von ABMS-Redakteur Michael Zeitler

Die Nachwuchsserien haben ein Problem. Die GP2 verliert 2017 mit Carlin ein langjähriges Topteam. Wird kein neuer Rennstall gefunden, der für die Briten in die Bresche springt, wird das GP2-Feld 2017 maximal aus 20 Autos bestehen. In den ersten zehn Jahren der 2005 gegründete Serie war das Interesse so groß, dass jede Saison 26 Fahrzeuge kein Problem waren. Doch die Kosten im Formel-1-Umfeld zu fahren sind hoch, die Sponsoren investieren nicht mehr so viel wie in früheren Jahren und dementsprechend tun sich viele Nachwuchsserien – nicht nur die GP2 – sehr schwer, volle Starterfelder zu garantieren.
Zwei Lösungen könnten das Problem zumindest etwas lindern. Kurzfristig würde die GP2 gut damit fahren, ähnlich wie in der GP3 es den Teams frei zu stellen, mit wie vielen Fahrzeugen sie an den Start gehen. Obwohl die GP2 eine Einheitsserie mit identischem Material für alle Rennställe ist, gibt es zwischen den Einsatzteams große Unterschiede. Topteams wie Prema Power, ART oder DAMS würden ohne Probleme auch drei oder vier Fahrer einsetzen können. Für Hinterbänklerteams wollen dagegen auch Bezahlfahrer kaum zahlen – weil sie damit Geld fürs Hinterherfahren rauswerfen würden.
Langfristig muss die GP2 am Kostenproblem arbeiten. 2018 sind neue Fahrzeuge geplant, mit Turboantrieb, aber ohne Hybridsystem. Man will nah an der Formel-1-Technik sein, um die beste Nachwuchsschule zu bleiben. Doch die Kosten dürfen nicht ausufern.

Von

Michael Zeitler