Gravelbike-Fahrradschuhe: Gravelschuhe im Test
Gemacht fürs Gelände: Fahrradschuhe für den Offroadeinsatz

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Ein Paar Schuhe für lange Tage im Sattel, Schiebepassagen im Gelände und den Abend im Camp: Genau wie Gravelbikes selbst, müssen auch Gravel-Schuhe besonders vielseitig sein. Wir erklären worauf es ankommt und stellen ihnen geeignete Modelle vor.
Bild: Bike Bild/Jozef Kubica
Inhaltsverzeichnis
Braucht man die? Genau wie bei Gravelbikes selbst stellt sich auch bei dem entsprechenden Schuhwerk die Frage, welchen Mehrwert diese neue Kategorie gegenüber bewährten Klickschuhen bietet. So wie man mit einem MTB oder einem breit bereiften Rennrad Gravelpisten fahren kann, können Sie auch mit Cross-Country- oder Straßenklickschuhen auf Graveltour gehen. Geht alles, lässt sich aber noch optimieren.
Nach den Tests diverser Gravelschuhe können wir guten Gewissens sagen: Die Anschaffung lohnt sich durchaus. Ein guter Gravelschuh funktioniert während der Fahrt wie ein bequemer Rennradschuh. Dank der Außensohle können Sie, anders als mit Straßenradschuhen, normal gehen, das Profil sorgt auch für etwas Grip in schotterigem Gelände. Und auf langen Touren ist die gehtaugliche Sohle zusätzlich im Vorteil, weil man die Schuhe eben auch abends am Lagerfeuer oder beim Zwischenstopp im Café problemlos anbehalten kann.
Beschreibung: Laut Bontrager kann der GR2 für lange Abenteuertouren, Langstreckenrennen und Cyclocross-Wettkämpfe eingesetzt werden. Mit dem hauseigenen Steifigkeitsindex 6 von 14 ist der Schuh allerdings kein reiner Racer, sondern ein vielseitiger Offroad-Schuh. Die weich gummierte Sohle des GR2 bietet verlässlichen Halt auch auf unbefestigtem Boden. Dank des klassischen Schnürsystems lassen sich Druckpunkte gut einstellen, das Tragegefühl empfanden wir als recht komfortabel. Für die Einstellung der Cleats hätten wir uns Markie- rungen an der Sohle gewünscht.
Fazit: Langstrecken-Tourer und Graveller, die häufiger zwischendurch laufen, finden in dem GR2 einen gelungenen Gravel-Schuh. Auch in Rennen einsetzbar, aber nicht die erste Wahl.
Beschreibung: Jedes Gelände, egal ob mit dem Gravelbike oder dem MTB, ob kurze Alltags- flucht oder Bikepacking-Abenteuer – Fizik hat den Terra Atlas für alles konzipiert, was mit Gravel und Offroad-Rad- fahren in Verbindung gebracht wird. Im Praxistest präsentiert sich der Atlas als grundsolider und bequemer Begleiter, der im besten Sinne unauffällig seinen Dienst verrichtet. An- und ausziehen sowie festzurren funktionieren dank Boa-Drehverschluss ganz vortrefflich, die Passform geht voll in Ordnung, und auf kurzen Geh-Passagen im Gelände liefert der Atlas ausreichend Grip und Komfort.
Fazit: Ein Performance-Gravelschuh zum fairen Kurs. Wir haben am Atlas eigentlich nichts auszusetzen. Wer einen Schuh für jeden erdenklichen Einsatzbereich sucht, wird bei Fizik fündig.
Beschreibung: Quoc Pham, Gründer und Namensgeber des 2009 gegründeten Schuhherstellers, hat sich als passionierter Radler nach sei- nem Modestudium ganz der Entwicklung von Fahrradschuhen verschrieben und dafür das Schuhmacherhandwerk quasi von der Pike auf gelernt. Das sieht man dem Grand Tourer II (Nummer eins wird mit Senkeln geliefert) an. Und zwar in beiderlei Hinsicht: Stil und Performance. Der Schuh passt wie eine Eins, ist komfortabel, verteilt den Druck aufs Pedal sehr gut und hat sehr gute Laufeigenschaften. Dass sein Schöpfer Wert auf gutes Aussehen legt – nicht zu übersehen.
Fazit: Kein Scherz, zum Grand Tourer könnte man (zumindest in der Schnürsenkel-Version) auch einen Anzug tragen. Das ist britische Schuhmacherkunst auf den Bereich Fahrradfahren übertragen. Gemacht für Leute, die etwas Besonderes tragen möchten.
Beschreibung: Für seine Gravelschuhe hat Shimano laut eigener Aussage die besten Eigenschaften der ohnehin schon beliebten Straßen- und Cross-Country-Schuhe kombiniert. Das Ergebnis ist der RX8, der neben der klassischen Passform auch in einer weiten Version sowie in einer Damenvariante verfügbar ist. Neben der Optik fällt das sportliche Fahrgefühl – enge Passform plus steife Sohle – auf. Da die Öffnung recht schmal ist, gestaltet sich der Einstieg in den Schuh etwas beschwerlich. Besonders Performance-orientierte Fahrer werden mit diesem leichten Modell jedoch ihren Spaß haben.
Fazit: Mit dem RX8 haben die Japaner einen guten Sweetspot getroffen, man kann gut und gern ein paar Meter laufen, dennoch ist der Schuh auch hart genug für den Renneinsatz und generell für lange Tage auf dem Gravelbike.
Beschreibung: Bei Rennrad- und Mountainbikeschuhen zählt Sidi zu den beliebtesten Marken. Straßenrad- und Geländefahrer, die einmal bei den Radschuhen der Italiener sind, kommen so schnell nicht mehr davon weg. Klar, dass auch Sidi die Lücke zwischen Rennrad und MTB geschlossen hat und nun ein Gravelmodell am Markt hat. Die Schotterschuhe kommen etwas weniger technisch daher, besonders in Braun und Grün finden wir die Optik äußerst gelungen. Auf technischer Seite – Passform, Sohle – haben wir keinen Grund zur Klage. Der hauseigene Boa-Verschluss funktioniert prima.
Fazit: Nicht nur Mountainbiker, auch Graveller werden mit diesem Schuh glücklich. Auch Sidi schafft den Spagat, bei einem Radschuh sowohl Fahr- als auch Gehkomfort zu gewährleisten. Den Preis bewerten wir als (noch) angemessen.
Beschreibung: Wer den S-Works Recon in Weiß fährt, ist vermutlich gesponserter Profisportler – alle anderen dürften sich im Gravelsport eher bei den dunkelgrünen oder schwarzen Ausführungen wiederfinden. Die Schnürsenkel (Lace-Variante) sorgen für Style-Punkte, erschweren aber auch die Druckanpassung während der Fahrt. Nicht nur äußerlich, auch technisch ist der Recon Profimaterial. Die Carbonsohle ist steif wie bei Rennradschlappen, weswegen der Schuh auch für Straßenradsportler eine tolle Wahl ist. Leider drückte die harte Fersenkappe an unseren Testfüßen auf längeren Ausfahrten.
Fazit: Toll für Leute, die Gravel- oder auch Straßenrennen fahren möchten. Für längere Touren mit Hike-a-bike-Pas- sagen ist der S-Works Recon nach unserem Empfinden zu hart. Wer nicht das Topmodell braucht, findet bei Specialized auch günstigere Recon-Modelle.
An Gravelschuhen kommt das Zwei-Loch-Klicksystem zum Einsatz, das sich auch im MTB- und Tourenbereich bewährt hat – vielen auch als Shi- mano SPD bekannt, wenngleich es Alternativen von Crankbrothers, Look und Co. gibt. Dieses kompakte System ermöglicht zum einen, eine Außensohle drum herum konstruieren zu können, auf der Sie gehen können. Ebenso wichtig ist, dass die kleinen Metall-Cleats auch verdreckt noch funktionieren. Ein Vorteil, den alle zu schätzen wissen, die schon einmal mit den klassischen, breiten Rennrad-Cleats von Look oder Shimano im Matsch, Sand oder Schnee stecken geblieben sind.
Ehrlicherweise sei an dieser Stelle gesagt: Mit den meisten Cross-Country- und Trekking-Klickschuhen können Sie ganz vortrefflich graveln. Besonders Neulinge finden hier oft auch etwas günstigere Modelle. Reinrassige Gravel-Schuhe zeichnen sich jedoch durch ein etwas geringeres Gewicht aus, und rennorientierte Modelle bieten zudem eine steifere Sohle, ähnlich einem Rennradschuh.
Weitere Qualitätsmerkmale von Gravel-Schuhen sind zum Beispiel verstärkte Zehenboxen und Fersenkappen, damit die Füße im Geröll besser geschützt sind. Hochwertige Modelle verfügen überdies oft über Boa-Drehverschlüsse oder Schnürsenkel statt Klett- oder Ratschenverschlüsse, mit denen sich die Schuhe sehr gut einstellen lassen.
Schnürsenkel zum Beispiel sind auch ein Faktor bei der letzten, nicht unwesentlichen Eigenschaft von Gravelschuhen: Style. Die Gravel- biker, die eine gewissen Aura von Coolness umweht, brauchen natürlich auch die passenden Schuhe, um ihren Look zu komplettieren. Dabei sind Schnürsenkel mitunter genau so wichtig, wie mutige Designs.