Montoyas folgenschwerer Ausritt

"Iceman" Kimi Räikkönen hat bei der heißen Formel-1-Premiere am Bosporus eiskalt seinen fünften Saisonsieg eingefahren. Der Finne siegte beim ersten Grand Prix der Türkei nach 58 Runden und 309,720 km souverän in 1:24:34,454 Stunden vor WM-Spitzenreiter Fernando Alonso (ESP; + 18,609 Sekunden) im Renault.

Allzu überschwengliche Siegeslaune wurde dem Silberpfeil-Piloten jedoch durch fehlende Rückendeckung aus dem eigenen Lager erschwert. Denn Teamkollege Juan Pablo Montoya vergab durch seinen Kurz-Ausritt auf der vorletzten Runde den schon sicher geglaubten Doppelerfolg für McLaren-Mercedes und wurde nur Dritter. Lachender Zweiter wurde der in der Gesamtwertung Führende Alonso (95 Punkte). Denn er verlor auf diese Weise nur zwei statt vier Punkte auf Tagessieger Räikkönen (71 Punkte).

Montoya indes traf nur bedingt persönliche Schuld, denn plötzlich fehlende Bodenhaftung führte zu dem folgenschweren Abflug. Kurz zuvor hatte sich der Kolumbianer bei einem Kontakt mit Tiago Monteiros Jordan einen Schaden am Diffusor, dem Strömungskanal unter der Bodenplatte des Rennwagens, geholt. So war es denn verständlich, daß "wir ein bißchen unglücklich sind, nicht die ersten beiden Plätze erreicht zu haben", wie Räikkönen nach dem Rennen zugab.

Später fand er seinen Optimismus wieder: "Zwei Punkte sind besser als nichts. Die können am Ende nochmal viel wert sein." Alonso (24) gab zu: "Unter normalen Umständen hätte ich Juan Pablo nicht überholen können." Mercedes-Motorsportchef Norbert Haug zeigte sich mit der Team-Performance zufrieden: "Ein klasse Rennen. Klasse Speed – und Kimi Spitzenklasse."

Erniedrigung für Weltmeister Schumi

Die drei deutschen Fahrer erlebten vor gut 100.000 Zuschauern im Istanbul Park einen schwarzen Sonntag. Allen voran Michael Schumacher. Für den neuerdings leiderprobten Weltmeister wurde gar das gesamt GP-Wochenende zu einem neuerlichen Fiasko. Nach einem Dreher in der Qualifikation (Sa.) nur zu Startplatz 17 berechtigt, kostete ihn ein kurzfristig entschiedener Motorwechsel ("Warum? Das müssen sie das Team fragen.") zwei weitere Ränge.

Das Rennen selbst kam dann für den siebenmaligen Weltmeister einer Erniedrigung gleich. Eine Kollision mit BMW-Williams-Fahrer Mark Webber (Australien) zwang den Ferrari-Star in Runde 15 zum Reifenwechsel in die Box. Nach 40 langen Sekunden kehrte er als 19. auf die Piste zurück, doch auch mit neuen Reifen lief nichts mehr, weil die Lenkung Probleme machte. Der 84malige GP-Gewinner verschwand in der Box – und tauchte nach 18 Runden überraschend wieder auf. Eine taktische Maßnahme als "Schadensbegrenzung" (Schumacher), die einen kleinen Startvorteil für Monza (4. September) brachte. Sieben Umläufe vor Schluß gab der erfolgreichste F1-Rennfahrer aller Zeiten endgültig auf – als Letzter mit 19 Runden Rückstand!

Die unschöne Premiere im 226. Karriere-GP steckte der einstige Seriengewinner erstaunlich gelassen weg: "Wir nehmen es, wie es ist. Hier waren für uns selbst Punkte nicht unbedingt zu erwarten." Der Blick sei schon vor diesem Rennen Richtung 2006 gegangen. "Ich denke aber, daß es wichtig ist, in diesem Jahr noch den Anschluß zu finden." Trübe Stimmung auch im Lager von BMW-Williams. Für Nick Heidfeld war nach zwei Reifenplatzern ebenso vorzeitig Ende im Gelände wie für Teamkollege Webber. "Nach einem sehr guten Qualifying ist es enttäuschend, kein Auto ins Ziel zu bringen.", meinte BMW-Motorsportdirektor Mario Theissen, der gemeinsame Untersuchungen mit Pneupartner Michelin ankündigte. Ralf Schumacher wurde im Toyota Zwölfter. Weitere Infos zur Formel 1 gibt es bei www.speed-academy.de.