Die Boah-ey-Jungs lassen nicht lange auf sich warten. Als wir die Verschränkung auf einem Holzstapel nahe eines Ortseingangsschildes in Szene setzen, hält gleich der erste Wörthersee-GTI. Dieser Dreiachser zieht Fotohandys an wie ein Magnet. Dabei ist das monströse, 2,14 Meter breite Fahrzeug – gemessen bei angeklappten Spiegeln – aus der Not geboren. Denn der tschechische Hummer-Importeur Burekone (www.burekone.com) aus Budweis wusste nach dem Ende der US-Marke 2010 nicht so recht weiter. In den Köpfen der Tschechen reifte die Idee, die 2008er-Detroitstudie Hummer HX fahrbare Realität werden zu lassen.

Vom Technikspender ist außen nichts mehr zu sehen

Hennessey Bureko 6x6
Nicht zu erkennen: Das Basisfahrzeug für den Hennessey Bureko ist ein Chevrolet Silverado.
Bis heute ist Burekone dem Prinzip treu geblieben, Fullsize-Pick-ups mit martialischen Karosserien im Hummer-Stil zu versehen. Innen kann die jüngste Schöpfung, der Bureko 6x6, nicht verbergen, dass es sich de facto um einen Chevrolet Silverado handelt. Besonders eindrucksvoll: ein Blick in den Rückspiegel. Der Fahrer blickt über eine Kevlar-Carbon-Flanke im Stile einer Motorjacht. Passend zum präsenten, aber nicht prollig lauten V8-Blubbern aus der Performance-Auspuffanlage. Erwartungsgemäß ist der Wendekreis nautisch: 14,8 Meter. Als wir in die Sandgrube fahren, wird klar, dass auch dieser 6x6 keineswegs nur zum Angeben taugt, sondern echte Traktionsvorteile mitbringt. Die dritte und letzte Achse ist nur für Geländezwecke gedacht und nicht permanent angetrieben; die Besatzung muss sie per Druck auf einen dramatisch alarmrot umleuchteten Knopf zuschalten, elektropneumatisch. Dann ist Showtime: Ein Steilhang mit kaum tragfähigem, unter trockener Oberfläche noch nassen Sand vom verregneten Vortag: ein Klacks trotz der Tatsache, dass die aufgezogenen MT-Reifen von Federal eher im Schlamm brillieren als auf Sand.

Die Motorleistung ist über jeden Zweifel erhaben

Hennessey Bureko 6x6
Krasser Laster: Mit satten 708 PS und 912 Nm sprintet der Burkeo 6x6 in 5,5 Sekunden auf Tempo 100.
Bei den Sandwerken Maringer in Wolkersdorf bei Nürnberg, die angenehmerweise ein Herz für unsere Monster haben, sorgt das bollernde Ungeheuer für das Highlight des Tages. Ernst wird’s allerdings, als wir fürs Foto den Allrad per Drehknopf abschalten. Dann gehen 912 Nm nur noch auf Achse zwo los. Die natürlich all die Kraft nicht auf den Boden bekommt und derart große Staubfontänen produziert, dass Fotografin Lena Willgalis darin komplett verschwindet. Wir können erst weiterfahren, nachdem sich der Staub wieder gelegt hat – zu gefährlich. Der 6,2-Liter-V8 im Chevrolet Silverado entwickelt regulär 420 PS. Das würde durchaus reichen für den Bureko, der leer mit 2740 Kilo nur wenig mehr mehr wiegt als etwa ein Land Rover Discovery 3. Auch bei Ausnutzung der 750 Kilo Zuladung, die der in Johanngeorgenstadt im Erzgebirge sitzende Importeur angibt. Wie gesagt: Nur eitel ist der Bureko nicht, er will sich durchaus auch mal nützlich machen. Unser Vorserienexemplar bietet ungleich mehr Leistung als ein Standard-Silverado und ballert in 5,5 Sekunden aus dem Stand auf 100 km/h.US-Tuner Hennessey, der sonst Corvette und Co. leistungssteigert, holt statt 420 nun 708 PS aus dem V8 via Zylinderkopfüberarbeitung, schärferer Nockenwellen, Zentrifugal-Kompressor mit Riemenantrieb, größerem Ölkühler, Sportluftfilter und Auspuff – klassisch mechanisches Tuning. Vorsichtshalber wird bei 170 km/h abgeregelt. Welche Sorte Mensch kauft so etwas? Wolfram Kinzler, der den Europavertrieb von Hennessey leitet: "Solvente Abenteurer, die damit mal quer durch die Ukraine fahren wollen. Aber: Wir haben erstaunlich viele Vorbestellungen aus Deutschland."

Exklusivität hat auch hier ihren ziemlich hohen Preis

Hennessey Bureko 6x6
Billig ist anders: Der dicke Exot fordert einen finanziellen Einsatz von mindestens 309.000 Euro.

Im Dezember soll der Verkauf bei uns starten. 309.000 Euro sollten Interessenten allerdings über haben – schließlich stecken 1000 Arbeitsstunden in der Wandlung eines Silverado zum Bureko 6x6, zuzüglich 80 bis 300 Arbeitsstunden fürs Tuning. Falls Ihnen 708 PS arg knapp bemessen erscheinen: Es sind auch Versionen mit 1000 und 1200 PS geplant. Dann gibt's einen 7,0-Liter-V8, Schmiedekolben und allerlei Rennsport-komponenten. Bei unserem Fotomodell handelt es sich um einen Crew Cab; der Bureko ist auch als Double Cab bestellbar – noch mal 20 Zentimeter länger und damit mehr als sechs Meter messend. Wir hätten uns einen solchen Extremisten versoffener vorgestellt, aber erst die Geländefahrten ließen ihn die Marke von 20 Liter/100 km überschreiten. Und auch dann kommt der Dreiachser mehr als 400 Kilometer am Stück weit, dank seines 98-Liter-Tanks – immerhin.