Digital-Cockpits, Head-up-Displays und Touchscreens sind mittlerweile allgegenwärtig, jedoch keinesfalls eine neue Erfindung. AUTO BILD zeigt die innovativsten Zukunfts-Cockpits des vergangenen Jahrhunderts!
Digital-Cockpits und Touchscreens im Auto sind keine Erfindung des 21. Jahrhunderts! Die Autohersteller preisen ihre Hightech-Innenräume heutzutage zwar gerne als große Innovation an, tatsächlich findet sich diese Technik aber bereits in einigen Autos aus den Siebzigern und Achtzigern. Und dabei handelte es sich mitnichten nur um Studien und Kleinserienmodelle. Die Technik war zwar noch lange nicht so fortgeschritten wie heute und könnte in manchen Fällen auch aus einer Low Budget-Parodie von Star Wars stammen. Doch genau dieser Trash-Faktor macht sie heute nur noch faszinierender.
Die exzentrische Luxuslimousine Aston Martin Lagonda war 1976 das weltweit erste Auto mit digitalen Anzeigen.
Der Aston Martin Lagonda Series 2 kann getrost als geistiger Vater der heutigen Digitalcockpits bezeichnet werden. Die exzentrisch gestylte Luxuslimousine hatte die für damalige Verhältnisse ausgesprochen futuristischen Anzeigen nämlich schon 1976 serienmäßig an Bord. Und der Digi-Tacho blieb für eine ganze Weile ein Alleinstellungsmerkmal der Briten. Zwei Jahre später zog jedoch Cadillac mit dem Seville nach. Zu einem richtigen Trend wurden die Digi-Cockpits in Europa erst Anfang der Achtziger. Der kantige Lagonda hatte aber neben den digitalen Anzeigen noch mehr Highlights zu bieten. Die High Tech-Limousine hat beispielsweise schon Sensortasten an Bord, über die einige Funktionen gesteuert werden könnten. Die Betonung liegt auf könnten: Die unkonventionelle Technik war nämlich noch lange nicht ausgereift und fiel in den ersten Baujahren gerne mal komplett aus.
1986 Buick Riviera: Das erste Auto mit Touchscreen
Buick war mit der Touchscreen-Bedienung einige Jahre zu früh dran. Das System fand damals keine Nachahmer.
Die Innenräume von General Motors waren in den Achtzigern teilweise ihrer Zeit um Jahrzehnte voraus. Der Buick Riviera des Modelljahres 1986 war beispielsweise das erste Serienmodell, das über einen Touchscreen verfügte. Über das "Graphic Control Center" genannte System konnten unter anderem das Radio und die Klimaanlage des Luxus-Coupés bedient werden. Des Weiteren konnte man darüber den Tageskilometerzähler zurücksetzen und auf die Fehlermeldungen des Autos zugreifen. Die technische Entwicklung der neuartigen Technik übernahm GMs "Delco" genannte Software-Abteilung. Das fortschrittliche Bedienkonzept kam drei Jahre später auch im Buick Reatta und in weiterentwickelter Form beim Konzernbruder Oldsmobile Toronado zum Einsatz. Leider fand diese Innovation damals außerhalb des GM-Konzerns wenig Nachahmer. Erst über 20 Jahre später trat die Technologie herstellerübergreifend ihren Siegeszug an.
1988Citroën Activa Concept: Ausblick auf die Cockpits von heute
Wenn Zukunftsvisionen zutreffen: Das Layout des Activa-Cockpits setzte sich viele Jahre später tatsächlich durch.
Citroën präsentierte auf dem Pariser Salon 1988 die Studie "Activa", deren Cockpit heute wie eine Weissagung der heutigen Auto-Innenräume wirkt. Das von den Designern und Ingenieuren ersonnene Bedienkonzept hat sich nämlich tatsächlich in ähnlicher Form durchgesetzt. Die Bedientasten (z. B. für die Lautstärkeregelung) auf dem Lenkrad, das in die Mittelkonsole integrierte Display und das Head-up-Display mit der ausfahrbaren Scheibe: Dieses Layout ist heute klassenübergreifend bei vielen Automodellen Standard. Während Citroën das Head-up-Display 1988 nur in eine Studie packte, präsentierten Oldsmobile mit der Cutlass Supreme "Indy Pace Car Edition" und Nissan mit dem 240SX im selben Jahr waschechte Serienfahrzeuge, die bereits die wichtigsten Fahrinformationen auf die Windschutzscheibe projizierten. Trotzdem zählen die Franzosen zu den Vorreitern dieser Technologie: Der Citroën C6 war 2005 eines der ersten europäischen Autos mit einem Head-up-Display. Sehen Sie in der Bildergalerie die spektakulärsten Digital-Cockpits des vergangenen Jahrhunderts!
Bildergalerie
21 Digital-Cockpits der 70er, 80er und 90er
Von
Elias Holdenried
21 Digital-Cockpits der 70er, 80er und 90er
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AUTO BILD zeigt die verrücktesten Digital-Cockpits des vergangenen Jahrhunderts! Der Aston Martin Lagonda Series 2 von 1976 war das erste Serienfahrzeug mit digitalen Anzeigen. Außerdem hatte die Luxus-Limousine schon Sensortasten an Bord, über die einige Funktionen gesteuert werden konnten. Die Technik war jedoch noch nicht ausgereift und fiel in den ersten Baujahren gerne mal komplett aus.
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Beim Opel Kadett waren die Digital-Anzeigen der bis zu 156 PS starken Sportversion GSi vorbehalten. Bei dem 1983 präsentierten Kompaktsportler aus Rüsselsheim werden unter anderem die Skala des Drehzahlmessers sowie die Tank- und Ölstandanzeige digital dargestellt. Die derzeitige Geschwindigkeit wird separat in der Mitte angezeigt. Der Monza und der Senator B hatten übrigens auch die digitalen LCD-Anzeigen an Bord.
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Die Chevrolet Corvette C4 stammte nicht nur aus demselben Konzern, sondern wurde ebenfalls 1983 präsentiert und verfügte über eine ähnliche Tacho-Einheit. Bei der vierten Generation des US-Sportwagens waren die Armaturen aber, typisch amerikanisch, farbenfroher und glamouröser gestaltet.
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Chevrolet bot von 1984 bis 1986 auch vom Camaro Berlinetta eine Variante mit Digitalinstrumenten an. Die Marketingabteilung von GM bewarb sie passenderweise mit den Slogans "the Digital Camaro" oder " the Starship Camaro". In Verbindung mit den Bediensatelliten wirkte das Cockpit tatsächlich wie ein Raumschiff-Interieur.
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Audi setzte beim legendären Ur-quattro ab Modelljahr 1983 auf die oft als Mäusekino verspotteten Digitalanzeigen. Dabei wurden dem Fahrer die wichtigsten Informationen auf drei nebeneinander liegenden Displays angezeigt. Im legendären Gruppe B-Renner Quattro S1 setzte Audi Sport allerdings auf analoge Instrumente.
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Ab 1986 war es auch für Golf 2-Fahrer möglich, sich die Geschwindigkeit digital anzeigen zu lassen. VolkswagensDigifiz (Kurzform für Digitales Fahrer-Informations-Zentrum) bestand aus einem Stück und war optional für GTI-Modelle erhältlich. Kurios: Trotz digitaler Anzeigen reichte der Tacho nur bis 299.999 km, danach zeigt er sechs Striche an. Heute ist das Digifiz ein beliebtes Ersatzteil. Aufgrund der mangelnden Nachfrage seinerzeit, ist die Ersatzteillage mehr als angespannt – die Tachos sind rar.
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Die Mercedes-Studie "AUTO 2000" basierte auf der S-Klasse der Generation W 126 und sollte auf der IAA 1981 einen Ausblick auf die Autotechnik um die Jahrtausendwende geben. Dazu passt das digitale und konfigurierbare Kombiinstrument. Der Fahrer konnte darin sogar schon die Informationen des Navigationssystems einblenden lassen und die Farbe der Anzeigen ändern.
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Noch einige Schritte weiter gingen die Stuttgarter 1996 mit dem Concept Car F200Imagination. Dessen Digitaldisplay erstreckt sich über das gesamte Armaturenbrett und erinnert sogar etwas an das MBUX-Bediensystem, das in einigen aktuellen Mercedes-Modellen zum Einsatz kommt. Gesteuert wird das Luxuscoupé, das einen Ausblick auf den CL der zweiten Generation gab, über den mittig angeordneten Joystick.
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Auch die Italiener setzten in den Achtzigern auf Digital-Anzeigen. Allen voran in der ersten Generation des Kompakten Fiat Tipo (1988 bis 1995). Die auffälligen und bunten Skalen und Ziffern waren hier optional erhältlich und kontrastrierten mit dem etwas biederen Äußeren. Ein weiterer Italiener mit Digital-Cockpit: der kantige Alfa Romeo 90 aus dem Jahr 1984.
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Der Innenraum des Concept Cars Volvo Tundra zeigt, wie man sich im Jahre 1979 die Zukunft vorgestellt hatte. Die von Bertone entworfene Studie war den Schweden aber doch zu futuristisch. Deshalb verkaufte das italienische Designstudio den etwas abgeänderten Entwurf letztendlich an Citroën. Die Franzosen nutzten ihn für das Mittelklassemodell BX.
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Beim Citroën BX schaffte es das Digital-Cockpit mit dem Sondermodell Digit (1985) sogar in die Serie. Bei ihm wurde auf dem mittleren Bildschirm die Geschwindigkeit angezeigt, während sich links und rechts daneben eine ganze Armada Warnleuchten befand. Die an Stars Wars erinnernden Bediensatelliten kamen bei allen BX der ersten Serie zum Einsatz.
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Das Cockpit des Lamborghini Athon erinnert stark an das des Volvo Tundra. Kein Wunder, die Roadster-Studie entstand ebenfalls bei Bertone und wurde nur ein Jahr später (1980) präsentiert. Das von Veglia entwickelte Display verfügte sogar schon über eine Touchfunktion!
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Der Buick Riviera aus dem Jahr 1986 war das erste Serienmodell, das über einen Touchscreen verfügte. Über das "Graphic Control Center" genannte System konnten unter anderem das Radio und die Klimaanlage bedient werden. Leider fand diese Innovation damals wenig Nachahmer. Erst über 20 Jahre später trat die Technologie ihren Siegeszug ins Auto an.
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Renault setzte im Innenraum des ersten Twingo aus dem Jahr 1993 konsequent auf Minimalismus. Die Geschwindigkeit, der Benzinstand und die zurückgelegten Kilometer wurden auf einem mittig auf dem Armaturenbrett angebrachten Bildschirm angezeigt. Der Fahrer konnte das Display nach seinen Wünschen konfigurieren.
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Erste Erfahrungen mit digitalen Cockpits hatten die Franzosen bereits mit dem ab 1983 erhältlichen Renault 11 TSE Electronic gesammelt. Die bunt leuchtenden Anzeigen des Sondermodells brachten einen Hauch von Zukunft in die ansonsten eher biedere Schräghecklimousine.
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Die Studie Quasar (1984) von Peugeot basierte auf dem Gruppe B-Monster 205 T16 und wurde von einem 600 PS starken Turbovierzylinder angetrieben. Das abgedrehte Cockpit passte zum verrückten Gesamtkonzept. Neben den roten Lederbezügen fallen die von Science-Fiction-Filmen inspirierten Digitalanzeigen auf. Auf der Mittelkonsole thront sogar schon ein Bildschirm für das Navigationsgerät!
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Bei dem in einer Kooperation mit Pininfarina entstandenen Luxus-Cabrio Cadillac Allanté (1987 bis 1993) wurden die Rundinstrumente digital nachgebildet. Scheinbar waren viele Kunden nicht besonders überzeugt von den Digitalinstrumenten, ab 1988 konnten sie nämlich optional und ohne Aufpreis analoge Instrumente bestellen.
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Citroën präsentierte auf dem Pariser Salon 1988dieStudie "Activa", deren Cockpit heute wie eine Weissagung der heutigen Auto-Innenräume wirkt. Ihr Bedienkonzept hat sich nämlich tatsächlich durchgesetzt. Die Bedientasten auf dem Lenkrad, das in die Mittelkonsole integrierte Display und das Head-up-Display: Dieses Layout ist heute klassenübergreifend bei vielen Automodellen Standard.
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Der Frankfurter Veredler Buchmann schuf 1982 auf Basis des VW Polo der zweiten Generation die Luxus-Variante bb VW Paris. Deren futuristischer Innenraum hatte neben den roten Digitalanzeigen sogar schon ein über eine Fernbedienung steuerbares Radio zu bieten.
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Bei der spektakulären Citroën-Studie Karin aus dem Jahr 1980 waren um den Digitaltacho kreisförmig Drucktasten für die verschiedenen Fahrzeugfunktionen angebracht. Auf der Lenkradnabe: die Tasten des eingebauten Telefons. Das Concept Car sah aber auch von außen ungewöhnlich aus: Sein Dach hatte die Form einer Pyramide.
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Der Innenraum des BMW Z22 aus dem Jahr 1999 gab bereits einen guten Ausblick auf die Cockpits der Gegenwart. Bei der Studie wurden, wie heute bei vielen Modellen üblich, die meisten Funktionen über den mittig angeordneten Touchscreen und die Tasten auf dem Multifunktionslenkrad bedient. Währenddessen wird im "Rückspiegel" das Livebild einer Kamera angezeigt.